Bangui, 05 Januar, 2021 / 12:41 AM
"Ein frohes neues Jahr", so beginnt Bischof Juan-José Aguirre Muñoz seine Mitteilung an das weltweite päpstliche Hilfswerk "Kirche in Not". Für ihn und die Bewohner der zentralafrikanischen Stadt Bangassou an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo hat es alles andere als froh begonnen: Am 3. Januar wurde die Stadt im Südosten des Landes von bewaffneten Rebellengruppen eingenommen.
Die Kämpfe in einzelnen Stadtteilen dauerten noch an, berichtet der Bischof. Die Regierungstruppen seien geflohen, nachdem ihre Munition aufgebraucht war. "Sie haben mein Volk im Stich gelassen. Gott war stumm an unserer Seite. In dunkelster Nacht warst Du da, aber schlafend", schreibt Aguirre, der dem Orden der Combonimissionare angehört.
Nach den Wahlen eskaliert die Gewalt
Auslöser für den bewaffneten Konflikt sind die Wahlen vom 27. Dezember. Die Rebellen werfen der Regierung vor, die Abstimmung manipuliert zu haben. Sprecher der in der Zentralafrikanischen Republik stationierten UN-Friedensmission MINUSCA vermuten hinter Attacken Anhänger von Ex-Präsident François Bozizé, der 2013 von muslimischen Aufständischen gestürzt wurde und seither im Exil lebt. Per Verfassungsgerichtsurteil durfte er nicht mehr zur Wahl antreten.
Noch vor Bekanntgabe des Wahlergebnisses haben die Rebellen nicht nur Bangassou, sondern weitere Landesteile unter ihre Kontrolle gebracht. Zahlreiche Bewohner seien in die benachbarte Demokratische Republik Kongo geflohen, teilte Bischof Aguirre mit. Hoffnung setzt er in die UN-Truppen: "Wir haben in der katholischen Mission eine Nacht in angespannter Ruhe verbracht. Ein Panzer der MINUSCA, der mit marokkanischen Soldaten besetzt war, stand in der Nähe." Die UN-Truppen patrouillierten in der Stadt und versuchten, die Situation wieder in den Griff zu bekommen.
Bischof Aguirres größte Sorge gilt den Kinder und älteren Menschen. Er berichtet von Kindern, die von Querschlägern verletzt wurden, "wie von einem Damoklesschwert. Selbst auf ihrer Flucht wurden sie von der Gewalt der Angreifer getroffen", so der Bischof.
"Die Schwächsten zahlen wie immer den Preis"
Die katholische Missionsstation von Bangassou habe während der Angriffe zahlreiche Waisenkinder zusätzlich aufgenommen. Sehr prekär sei die Lage in einem Altenheim, das die katholische Diözese betreibt, und in dem 50 zum Teil demenzkranke Personen leben. "Die Schwächsten zahlen wie immer den Preis. Unsere Priester und Ordensleute geben alles. Es gibt viele Traumata, die geheilt werden müssen. Bitte beten Sie für den Frieden und für mein Volk", appelliert der Bischof.
Aguirre hofft, dass die "neuen Machthaber" ihre Wut nicht an der Zivilbevölkerung auslassen werden. Die neuen Machthaber von Bangassou gehören der "Coalition of Patriots for Change" (CPC) an. Die Anti-Regierungs-Truppe wird von fünf Warlords geleitet, die das Land seit Jahren ausplündern. Ihre Wurzeln reichen auch ins Ausland – nach Niger, Tschad oder Sudan. Die Zentralafrikanische Republik ist reich an Mineralien und Bodenschätzen, Bangassou gilt als Diamantenstadt. Das Land wird seit 2013 von Machtkämpfen und Bürgerkrieg aufgerieben. Seit 2019 schien etwas Ruhe einzukehren, doch dies sei nun wieder vorbei, schreibt Bischof Aguirre: "Wir haben an so vielen Projekten für den Wiederaufbau des Landes gearbeitet. Jetzt werden wir bei vielen von ihnen wieder von vorne anfangen müssen."
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