Vatikanstadt, 23 Juni, 2016 / 11:58 AM
"Jedes Mal, wenn ich die Werke von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. lese, wird mir klar, dass er Theologie auf Knien betrieben hat und dies noch tut: Auf Knien, weil man sieht, dass er nicht nur ein herausragender Theologe und Lehrmeister des Glaubens ist, sondern ein Mann, der wirklich glaubt, der wirklich betet. Man sieht, dass er ein Mann ist, der die Heiligkeit verkörpert, ein Mann des Friedens, ein Mann Gottes."
Mit diesen Worten drückt Papst Franziskus erneut seine Hochachtung für seinen Vorgänger, Benedikt XVI., aus. Und diesmal tut er es schriftlich, im Vorwort zum Buch Die Liebe Gottes lehren und lernen, das auf italienisch, deutsch französisch, polnisch, spanisch und englisch erscheint, ursprünglich im Verlag Cantagalli.
Papst Benedikt – so Franziskus – ist ein Modell priesterlichen Lebens, denn er verkörpert "jenes tiefe Verwurzeltsein" in Christus, "ohne das das ganze Organisationstalent, die ganze vermeintliche intellektuelle Überlegenheit, das ganze Geld und die Macht nutzlos sind. Er verkörpert jene ständige Beziehung zum Herrn Jesus, ohne die nichts mehr wahr ist, alles zur Routine wird."
Franziskus spricht auch über den Amtsverzicht Benedikts XVI., in dem er "auf besonders deutliche Weise eine seiner größten Lektionen der 'Theologie auf Knien' erteilt. Denn vielleicht kann Benedikt XVI. gerade vom Kloster Mater Ecclesiae aus, in das er sich zurückgezogen hat, weiter und auf noch leuchtendere Weise den 'entscheidenden Faktor', jene innere Mitte des priesterlichen Dienstes bezeugen, die die Diakone, die Priester und die Bischöfe nie vergessen dürfen: dass nämlich der erste und wichtigste Dienst nicht die Leitung der 'laufenden Angelegenheiten' ist, sondern das Gebet für die anderen, ohne Unterlass, mit Leib und Seele. So wie es der emeritierte Papst heute tut."
Und Franziskus endet: So zeigt uns Benedikt XVI, was wahres Beten ist: "Es ist die Fürbitte, derer die Kirche und die Welt – besonders in diesem Moment der wahren Zeitenwende – heute mehr denn je bedürften, die sie brauchen wie das Brot, ja mehr als das Brot. Denn Beten bedeutet, dass man die Kirche Gott anvertraut, in dem Bewusstsein, dass die Kirche nicht uns gehört, sondern Ihm, und dass er sie gerade aus diesem Grund niemals im Stich lassen wird; weil Beten bedeutet, dass man die Welt und die Menschheit Gott anvertraut. Das Gebet ist der Schlüssel, der das Herz Gottes aufschließt; der einzige, dem es gelingt, Gott immer wieder aufs Neue in diese unsere Welt hineinzuführen; und auch der einzige, dem es gelingt, die Menschen und die Welt immer wieder aufs Neue Gott zuzuführen, wie den verlorenen Sohn dem Vater, der ihn so sehr liebt, dass er nur darauf wartet, ihn wieder in die Arme schließen zu können. Benedikt weiß, dass das Gebet die erste Aufgabe des Bischofs ist. So geht wahres Beten also mit dem Bewusstsein einher, dass die Welt ohne das Gebet nicht nur die Orientierung verliert, sondern auch die wahre Quelle des Lebens."
Am kommenden 29. Juni, anlässlich des 65-jährigen Priesterjubiläums des emeritierten Papstes, wird Papst Franziskus in der Sala Clementina des Apostolischen Palastes Benedikt XVI. erneut treffen. Für Papst Benedikt wird das eine Zurückkehren nach Hause sein, nach dem Abschied vom 28. Februar 2013.
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