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Nach Rom gehen

Klosterkirche der Kamaldulenser in Rom: Santi Andrea e Gregorio al Monte Celio

In dem umtriebigen, zur Verlagsgruppe Vandenhoeck & Ruprecht gehörende Böhlau-Verlag, der sich vorwiegend historischen und geisteswissenschaftlichen Werken annimmt, ist vor kurzem in der Reihe "Itinera Monastica" der dritte Band erschienen. Das großformatige und teilweise mit schwarz-weiß Bildern ausgestattete Buch trägt den Titel "Nach Rom gehen" und untersucht, wie es der lateinische Titel der Band-Reihe anklingen lässt, die "Monastische Reisekultur von der Spätantike bis in die Neuzeit". Dabei geht es um die "monastische Mobilität" der Mönche.

"Monastisch" bezeichnet eine ganz bestimmte Lebensform, die sich von anderen Orden und deren Mitgliedern unterscheidet, etwa von den "Mendikanten". Dies sind die sogenannten Bettelorden, die wir in den franziskanischen Gemeinschaften erkennen, aber auch den Dominikanern und Karmeliten. Jene Orden sind in Provinzen unterteilt, in die ihre Mitglieder eintreten und nur in den je eigenen verschiedenen Klöstern (Niederlassungen) eingesetzt werden. Während sich diese Ordensleute zur Seelsorge unter die Menschen mischen und umherreisen, sowie von ihnen ihr tägliches Brot erbetteln, verhält es sich mit den monastischen Orden anders. Zu diesen Orden gehören z. B. die Benediktiner und Zisterzienser. Sie leben nach der Regel des hl. Benedikt, der Wert darauf legt, dass nach der Profess in einem Kloster die Ordensperson nicht mehr das Kloster verlässt, weder um auf Reisen zu gehen, noch um in andere Häuser versetzt zu werden, wie es bei den Mendikanten üblich ist. Wir sprechen hier von der "stabilitas loci", dem lebenslangen Verbleiben an einem Ort. Die Ordenspersonen legen dazu eigens ein Ordensgelübde ab.

Nun sehen wir in der heutigen Zeit nur wenige Ordensleute umherreisen. Dies mag daran liegen, dass es immer weniger dieser Personen gibt, aber auch daran, dass sie nicht mehr (oder nicht immer) in ihrem Ordenskleid (Habit) auf Reisen gehen. Viele reisen privat oder inkognito.

Das vorzustellende Buch gewährt seiner Leserschaft einen Blick in zurückliegende Zeiten. Mehrere Autoren berichten über interessante und manchmal geradezu spannende Begebenheiten von Mönchen und ihrem Unterwegssein. Meistens, zumindest legt es der Titel des Buches nahe, führte ihr Weg nach Rom. Oft gab es dabei einen triftigen Grund. Es gab Mönche mit Problemen; diese, so hofften sie, sollten in Rom, beim Papst, einer Lösung zugeführt werden.

Im Einzelnen führen internationale Autoren die Leser in verschiedene Klöster im näheren und weiteren Umkreis des Bodensees. Die Reichenau ist eines der wichtigsten Benediktinerklöster des Mittelalters. So gibt es eine interessante "Beziehungsgeschichte zwischen Reichenau und Italien" und umgekehrt. Die Reisen jener Zeit sind naturgemäß nicht zu vergleichen mit heutigen Reiseunternehmungen, bei denen der Reisende in nur wenigen Stunden alle Ziele auf der Erde erreichen kann. Vor Jahrhunderten war eine Reise der Beginn eines Abenteuers, von dem man nicht wusste, wie man es besteht und ob man sein Ziel erreicht.

Dennoch gab es regelrechte "Reisewege", die der Pilger nachgehen konnte. Denn dort gab es Herbergen und Klöster, wo man einkehren, sich ausruhen und stärken konnte. Doch bis man dorthin kam, mussten beschwerliche Wege überstanden werden. Hier eine Kostprobe:

"Der schreckliche Sturm brauste mit einer Gewalt, als wenn das ganze Himmelsgewölbe in Trümmer gehen sollte, und die vergangenen Leidenstage erschienen uns jetzt fast als Tage der Sonne und Wonne. Mich erfasste eine solche Angst, dass ich kaum meinen Herrn anreden konnte, zumal auch jener grausame Wind, der einem durch Lippen und Zähne in den Mund drang und die Kehle austrocknete, das Sprechen fast unmöglich machte."

"In dieser gefährlichen Lage suchten wir den Gipfel des Berges zu erreichen. Fünf Stunden widerstand er uns. Endlich kamen wir oben zum Kloster, das höher als der Berg liegt und von Schnee umgeben war, der bis an die Mauern reichte. Die Klosterbrüder begrüßten uns und luden uns zum Aufwärmen ein. Wir gehorchten der Not, schüttelten den dicken Schnee ab und drangen bis zu dem Gebäude vor, in dem es infolge der Schneeumwallung finstere Nacht war. Aber von schwachem Lampenlicht geleitet, fanden wir ein lustig brennendes Herdfeuer, an dem unsere von Eis erstarrten Kleider und gefrorenen Bärte auftauten, und eine jenem Ort angemessene Verpflegung. Hier speisten wir alle. Nachdem wir uns gestärkt hatten, schlossen sich noch 15 Einheimische unserer Schar an. So waren wir im Ganzen 300 und mehr, wenn man die Tiere mitzählte."

So waren also nicht nur die täglichen Etappen mühsam; fraglich wurde mehr und mehr auch der Sinn der Reise, insbesondere auch das Ziel, oder besser: der Nutzen am Ziel. In einem Gedicht aus St. Gallen heißt es:

"Nach Rom gehen: Viel Mühe, wenig Nutzen!

Der König, den du dort suchst,

wenn du ihn nicht mitbringst, wirst du ihn nicht finden.

Große Torheit, großer Wahnsinn,

große Verderbnis des Verstands, großer Irrsinn,

– da es sicher ist, dass man zu Tode kommt –

Unter dem Missfallen von Mariens Sohn zu sein!"

Diese Zeilen machen deutlich, dass nicht nur die Reise, sondern auch das Ankommen eine kaum zu ertragende Last waren.

"Nach Rom gehen" vermittelt einen reichen Erfahrungsschatz über das Mönchtum sowie über das Reisen im Mittelalter. Dem Leser werden die Reiseberichte sowie die dargestellten Forschungsergebnisse ein besseres Verständnis vergangener Jahrhunderte vermitteln.

Hrg. Peter Erhart, Jakob Kuratli Hüeblin, "Nach Rom gehen. Monastische Reisekultur von der Spätantike bis in die Neuzeit", ist bei Böhlau erschienen und hat 350 Seiten.

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