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Über die Zukunft der kontemplativen Orden

Nonnen beten während der Messe des Papstes im Priesterseminar für angehende amerikanische Geistliche in Rom, dem "Pontifical North American College".
St. Cecilia's Abbey auf der britischen Insel Wight
Kümmern sich um schwangere Frauen und solche, die abgetrieben haben – doch ihre Kraftquelle und erster Auftrag sind Kontemplation und Apostolat: Der junge Orden der Schwestern des Lebens.
Die Anbetungsschwestern des Königlichen Herzens Jesu im Kloster Maria Engelport

Die Situation der katholischen Orden ist so beängstigend wie die der Kirche. Auflösung und Orientierungslosigkeit scheinen die bestimmenden Kriterien zu sein. Dazu kommen Anklagen über jedmögliche Vorstellungen von Missbrauch. Ob gerechtfertigt oder nicht: das Ende der Kirche und das der Orden scheint gesellschaftlich längst ausgemacht. Es scheint kein Verständnis und keine Gründe dafür zu geben, warum jemand wegen Gott zölibatär leben sollte, eingeschlossen in der Klausur „hinter hohen Klostermauern und Gittern“. Jedem ist alles möglich, wenn auch nicht offiziell; und sogar Priester könnten alle sein, die es möchten, weil heute allen alles möglich und allen alles erlaubt sein müsse.

Es ist eine Richtungsfrage

Kann angesichts dies „katholischen Elends“ eine französische Benediktinerin, Äbtissin und Klostergründerin aus vergangener Zeit der Kirche und den Orden von heute dazu etwas Wegweisendes sagen? Kann man sich mit Aussagen identifizieren, welche Äbtissin Cécile Bruyère am Ende des 19. Jahrhunderts formulierte? Kann man damit die Zukunft der der Kirche und der Orden beleben und sie vor dem Unterrang bewahren?

Ich glaube JA, - und ich identifiziere mich, ohne selbst einem Orden anzugehören, voll und ganz mit den Worten von Mutter Cécile. Ich denke und behaupte sogar, dass der heute in der Kirche übliche Ansatz der Barmherzigkeit und des Verständnisses für alles und jeden nicht zielführend sein kann, ja sogar falsch ist. Vielmehr muss die Erneuerung der Kirche wie des Ordenslebens mit einem radikalen Umdenken einhergehen: 

„Einige der heutigen utilitaristischen Tendenzen [d. Utilitarismus rechtfertigt nur solche moralischen Handlungen, welche die größtmögliche Menge an Glück und Wohlergehen für die größtmögliche Menge an Individuen zur Folge haben] stellen eine ernsthafte Bedrohung für die Heiligung der Seelen dar, sogar derjenigen, die im Klerus leben. Ihre ganze Energie konzentriert sich auf die Dinge ihres Nächsten. Es ist eine unangemessene Barmherzigkeit, die sie dazu bringt, sich selbst zu vernachlässigen; sie lenkt sie von ihrer eigentlichen Aufgabe ab, sich zu heiligen, ja sie lenkt sie von ihrer wesentlichen Pflicht ab, die in Bezug auf sie selbst durch Gottes Wille besteht. 

Indem wir diese Reihenfolge umkehren, müssen wir leiden, weil unsere Pflichten gegenüber Gott Vorrang vor unseren Pflichten gegenüber unserem Nächsten haben. Er ist es, der uns alle notwendigen Mittel gegeben hat, und es ist sein Wille, dass wir sie verwenden, um das Ziel zu verfolgen, das er selbst ist.“

(Mutter von Cécile Bruyère, Äbtissin der Abtei St. Cecilia in Solesmes). 

Mutter Cécile Bruyère (CC0) 

In welche Richtung biegen die kontemplative Klöster für ihre Zukunft ab?

Natürlich besteht auch in kontemplativen Klöstern die Gefahr und die Versuchung, die Nächstenliebe zu vernachlässigen und dies mit angeblicher Gottesliebe zu rechtfertigen. Doch im Zeitalter des universellen Anthropozentrismus, der unseren Geist vergiftet hat und utilitaristische Tendenzen begünstigt (in der Seelsorge, der Liturgie, der Theologie, der Moral, im Alltag), ist es von größter Bedeutung, Gottes angemessenen Platz im persönlichen und gesellschaftlichen Leben des Menschen wiederherzustellen. Dies gilt insbesondere für die Ordensleute. Gott muss in der Liturgie und im persönlichen Gebet die gebührende Ehre erwiesen werden. Ihm gebührt es, dass wir lieben, dass wir ihn zuerst lieben – über alles und über jeden. Nur dann wird in uns echte und wahre Nächstenliebe geboren. Die Wiederherstellung dieses Zustands liegt in erster Linie bei allen Formen des Ordenslebens.

Wer war die erste Äbtissin der Abtei St. Cecilia in Solesmes?

Die Eltern von Jeanne Henriette Cécile Bruyère, die am 12. Oktober 1945 in Paris das Licht der Welt erblickte und Jenny genannt wurde, besaßen ein Sommerhaus in Chantenay-Villedieu, das etwa 30 km südwestlich Le Mans lag. So lag es nahe, dass sie schon früh mit der nahe gelegenen Abtei (seit 1837) Saint-Pierre de Solesmes in Kontakt kam. Obwohl ihr Vater nicht religiös war kam sie mit ihrer Familie regelmäßig zu Gottesdiensten in diese große und berühmte Benediktinerabtei.

Abt Guéranger (1805-1875) höchstpersönlich war ab dem zehnten Lebensjahr von Cécile Bruyère ihr geistlicher Leiter. Mit dreizehn Jahren äußerte sie erstmals ihren Wunsch ins Kloster einzutreten um Karmelitin zu werden. Unter der geistlichen Leitung des Abtes durchlief sie ein persönliches, nicht klösterliches Noviziat und legte 1861 ein Keuschheitsgelübde ab. Abt Guéranger übersetzte für sie dazu die „Exercitia spiritualia - Geistliche Übungen“ von Gertrud von Helfta.

Seit dem Jahr 1863 beabsichtigte Abt Guéranger in der Nähe seiner eigenen Abtei ein Benediktinerinnenkloster zu gründen. Um Cécile Bruyère bildete sich bald, mit Unterstützung des Abtes, eine kleine Schwesterngemeinschaft, die nach dem Bau des neuen Klosters 1867 zu viert als Nonnen eintraten. Schwester Cécile Bruyère, die zweitjüngste, wurde von Guéranger zur Oberin bestimmt. Schon im Alter von 25 Jahren erhielt sie die Rechte einer Äbtissin obgleich das Kloster

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Erst 1890 zur Abtei erhoben wurde - Abbaye Sainte-Cecile de Solesmes.

Mutter Cécile war 38 Jahre die Oberin und geistliche Mutter des neuen Klosters, als die antiklerikalen französischen Gesetze die Aufhebung der Abtei beschlossen und die Nonnen verbannten. Sie verließen ihre Heimat, um sich in England auf der Isle of Wight in Ryde niederzulassen (heute: St Cecilia's Abbey, Ryde). Hier verstarb Äbtissin Cécile am 18. März 1909. Ein Teil der Benediktinerinnen konnte 1919 in das Gründungskloster zurückkehren.

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