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Das missbrauchte Wort

Christian Peschken sprach über “Parola Abusata” mit Erzbischof Fortunatus Nwachukwu, ständiger Vertreter des Heiligen Stuhls bei der UN in Genf.

"Der größte Schwätzer ... der größte Tratscher ist der Teufel, der immer schlecht über andere redet, weil er ein Lügner ist, der versucht, die Kirche zu spalten, die Brüder zu vertreiben und keine Gemeinschaft herzustellen. Bitte, Brüder und Schwestern. Bemühen wir uns, nicht zu Schwatzen und zu tratschen, weil das eine hässlichere Plage ist als Covid... hässlicher!" Diese Worte sprach Papst Franziskus vor längerer Zeit, aber sie sind auch heute noch aktuell. Klatsch und Tratsch, Worte die Spaltung säen.

Das Wort. "Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott."

Ende 2021 während seiner Weihnachtsfeier mit Beamten des Vatikans schenkte der Papst jedem der anwesenden Kardinäle und Bischöfe, drei verschiedene Bücher.

Eines davon ist diese Büchlein "Parola Abusata" -Das missbrauchte Wort- von Erzbischof Fortunatus Nwachukwu, ständiger Vertreter des Heiligen Stuhls bei der UN in Genf.

Mit ihm sprach ich in Genf über sein Büchlein, in dem er z.B. schreibt: "Das Wort ist ein Träger von Ideen und spiegelt die Seele wider, in der diese Ideen geboren werden; es wird im Innersten des Menschen gebildet."

Das missbrauchte Wort.

Klatsch und Tratsch ist ein Werkzeug des Teufels sagte der Papst. Der Hebräerbrief (4,12) lehrt das: Gottes Wort ist lebendig, wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert; es dringt durch bis zur Scheidung von Seele und Geist, bis zu den Gelenken und zum Mark, und es erkennt die Gefühle und Gedanken des Herzens.

Worte, allerdings nicht unbedingt das Wort Gottes, sind in der Tat wirksame Waffen, im Internet, Fernsehen, in der Zeitung in der Politik. Ein sehr aktuelles Thema also. Was hat Sie angeregt dieses Büchlein "Missbrauchtes Wort" zu schreiben?

Erzbischof Fortunatus Nwachukwu: " Ich hatte schon immer eine Vorliebe, eine besondere Verbundenheit mit dem Wort Gottes. Und ich hatte das besondere Privileg, von meinem Bischof, dem Bischof, der mich in Nigeria zum Priester geweiht hat, dem verstorbenen Bischof Anthony Gogo Nwedo zum Studium geschickt zu werden, um mich am Päpstlichen Bibelinstitut in Rom auf das Wort Gottes zu spezialisieren.
Dieses Studium führte mich nach Jerusalem, an die Hebräische Universität, und dann auch nach Sankt Georgen in Frankfurt. Und ich hatte das besondere Privileg, ein Spezialisierungsstudium bei einem der besten Professoren für Altes Testament in Deutschland, Professor Norbert Lohfink, zu absolvieren.
Und all diese Privilegien, diese Gelegenheit, mein Wissen über das Wort Gottes zu vertiefen, brachten mich dazu, darüber nachzudenken, etwas zu schreiben, etwas über das Wort Gottes zu entwickeln, Ich hatte sowieso bereits Studien über das Schweigen des Wortes Gottes, das Schweigen der Bibel, durchgeführt. Wie interpretieren wir das?

Dann am 21. Januar 2019 hatte ich eine Audienz bei Papst Franziskus. Nachdem wir über viele Dinge sprachen, über den Missbrauch des Wortes, über Klatsch und Tratsch Kolumnisten und dergleichen, als ich gerade ging, nahm er mich bei der Hand und sagte, Fortunatus: Du schreibst doch. Warum schreibst Du nicht mal etwas über Nachrichtengeschwätz, über Klatsch und Tratsch. Natürlich trifft das englische Wort was ich hier für Klatsch und Tratsch verwende nicht genau das italienische Wort 'Chiacchiericcio’ was er verwendete und worüber ich schreiben sollte. Ich fühlte mich bestärkt und ich sagte zu ihm: Heiliger Vater, es wird erledigt. Ich ging nach Hause, und als ich dann versuchte, ein paar Dinge nachzulesen, entdeckte ich, dass der Papst selbst so viel über dieses Übel gesprochen hat, nämlich den Missbrauch des Wortes, das missbrauchte Wort, um Menschen zu zerstören, um Beziehungen zu zerstören, was ich Wortmissbrauch nenne.

Und so habe ich beschlossen, alles zusammenzutragen, was der Papst selbst gesagt hat, alles, was er gelehrt hat. All seine Gedanken zu diesem Thema ‘Chiacchiericcio', Nachrichtengeschwätz, des negativen Klatsches, und so ist das Buch entstanden."

Das Wort. Der niederländische reformierte Theologe Frans Hendrik Breukelman beschreibt es als "das Wort, das jemand spricht, und die Sache, die jemand tut" oder "die Einheit von Wort und Tat." Wir sprechen auch davon " seinen Worten Taten folgen lassen". Worte sind zunächst Gedanken, die in unserem Gehirn entstehen deren Bedeutung man nicht unterschätzen sollte?

Erzbischof Fortunatus Nwachukwu: "Ich muss Dir sagen, dass Worte sehr bedeutsam sind. Und wenn wir die Analyse von Wörtern durchführen, stellen wir fest, dass Wörter hauptsächlich Mittel sind, um Ideen zu kommunizieren. Und sie kommen daher aus dem tiefsten inneren der Person, von dem Verstand der Person.

Die Bedeutung des Wortes liegt in der Tatsache, dass es kommuniziert. Es spiegelt die Person wider, die das Wort liefert. Das ist der Grund, warum Gott als er dem Menschen den Lebensatem einhauchte, wie wir im Buch Genesis, Kapitel zwei, Vers sieben, lesen, Gott dem Menschen etwas von seinem Wort gab, denn das Wort ist ein Ausdruck der Seele, ein Ausdruck des Lebensatem eines Menschen. Durch den Geist, den wir von Gott erhalten, erhalten wir also auch etwas vom Wort Gottes.

Leider missbrauchen manche Menschen diese Gabe, die wir von Gott erhalten haben. Die Kraft des Wortes des Menschen besteht, weil er es von Gott empfangen hat. Und so hat das menschliche Wort auch die Kapazität, die Fähigkeit, zu erschaffen, zu unterstützen, aufzubauen, zu trösten, zu befähigen. Aber es hat auch die Macht, zu zerstören und zu töten, Unheil zu stiften. Es kommt darauf an, wie wir diese besondere Gabe, die wir von Gott erhalten haben, einsetzen.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Manche Menschen nutzen die Gabe positiv und schaffen dadurch etwas. Sie bringen positive Früchte hervor. Andere missbrauchen diese Gabe, die wir von Gott erhalten haben. Und deshalb habe ich auch von Wortmissbrauch gesprochen."

Exzellenz, in Ihrem Büchlein haben Sie das Kapitel über Geschwätz "Unschuldiges Gift" genannt. Meiner Meinung nach sind Gift und Waffen an sich in gewisser Weise unschuldig ... es geht also immer um den Gebrauch der Waffen, des Giftes ...des Wortes … durch den Menschen, nicht wahr?

Erzbischof Fortunatus Nwachukwu: " Ja, das ist wahr. Das Wort an sich ist etwas sehr Gutes. In der Tat sind Worte Mittel zur Kommunikation zwischen Menschen. Worte an sich haben Kräfte, enorme Kräfte. Ich kann Dir sagen, dass ich immer von der Kraft des Wortes fasziniert war.

Beginnen wir mit den Christen. In der christlichen Religion glaubt man an Gott, der die Menschheit erschaffen hat, der die Welt durch die Kraft seines Wortes erschaffen hat.

Wenn wir Genesis, Kapitel eins, lesen, und eigentlich alle, wo Gott sagte: Es werde. Und da war es, das ist das Wort Gottes. Und dann wollte Gott unter uns Menschen weilen, und er tat es durch sein Wort. Wir lesen im Johannesevangelium, Kapitel eins, Vers 14, dass das Wort Fleisch geworden ist und unter uns lebt.

Leider heißt nicht jeder das Wort willkommen, wie wir im ersten Kapitel des Johannes lesen, Vers elf,
Er kam zu seinem Volk und die Seinen nahmen ihn nicht an. Aber in Vers zwölf heißt es, dass er all denen, die ihn aufnehmen, die ihn aufgenommen haben, die Macht gegeben hat, Kinder Gottes zu werden. Wir werden wahre Kinder Gottes, indem wir das Wort Gottes empfangen. Und das Wort baut eine Brücke zwischen uns und Gott. Genau wie Jesus, das Wort Gottes, eine Verbindung zwischen uns und Gott ist.
Jesus sagte sehr deutlich in Johannes, Kapitel 14, Vers 6; Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.

Jesus, das Wort Gottes, ist also die Verbindung zwischen uns und Gott, und dann zwischen uns und Jesus ist es das Wort Jesu, das die Brücke baut.

Wir lesen das sehr deutlich im Evangelium nach Johannes, Kapitel 15, Vers 5. Wir lesen, dass Jesus der Weinstock ist, und wir sind die Reben. Jede Rebe, des Weinstocks, trägt viele Früchte. Und dann heißt es in Vers 7, dass wir mit dem Weinstock verbunden sind.
Jesus sagte, wenn ihr in mir und meinem Wort bleibt, bleibt mein Wort in euch.

Das ist die Brücke, das Wort von Jesus.

Ihr könnt um alles bitten, was ihr wollt, und es wird euch gewährt werden, Johannes, Kapitel 15, Vers sieben.

Das ist also die Macht des Wortes. Aber dann müssen wir dieses Wort richtig gebrauchen, als ein Mittel, um mit Jesus verbunden zu sein, als ein Mittel, um mit unseren Nachbarn verbunden zu sein, als ein Mittel, um mit Gott verbunden zu sein.

Christian, du erinnerst dich an das erste Interview, das ich mit dir geführt habe. Du hast mich nach unserer Funktion als Vertreter der Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen, gefragt. Ich habe dir gesagt, dass unsere Arbeit als Diplomaten darin besteht, Brücken zu bauen. Und ich Dir gerade gesagt, dass das Wort das Mittel ist, das Instrument, um eine Brücke zu bauen. Es ist das Instrument, um eine Brücke zwischen uns und Gott zu bauen.

Das Instrument, um eine Brücke zwischen uns und unseren Nachbarn zu bauen. Und unsere Arbeit bei den Vereinten Nationen ist hauptsächlich auf das Wort ausgerichtet. Deshalb verhandeln wir Verträge, verhandeln wir Resolutionen, verhandeln wir verschiedene Gesetze, humanitäre Gesetze, Menschenrechtsgesetze, alle verschiedenen Arten von Abkommen und Verträgen. Sie alle haben mit dem Wort zu tun. Und deshalb ist das Wort so wichtig.

Wenn es richtig eingesetzt wird, bauen wir Frieden auf, wir bauen Solidarität auf. Wenn das Wort missbraucht wird, bringen wir Zerstörung. Der Heilige Vater ist sehr direkt. Er gibt uns zunächst das, was ich die Anatomie des Klatsches nenne.

Er sagt, es gibt drei Hauptelemente: Desinformation, Diffamierung und Verleumdung.

Und er sagt, dass übler Klatsch ein Akt des Terrorismus sein kann. Er meint damit den Terrorismus des ‘Chiacchiericcio' Missbrauch des Wortes. Und er sagt, es könnte auch ein kriegerischer Akt sein. Er sagt, es könnte wie eine Bombe sein, es könnte zerstören. Es geht an die Substanz der Gesellschaft, der Familie, der Gemeinschaft. Missbrauch des Wortes könnte zerstören, statt aufzubauen."

Ob bei den Vereinten Nationen, im Fernsehen, in Filmen, Zeitungen und im täglichen Leben, die vielen unklug gesprochenen Worte, die sich gegen Gottes Wort richten, sind sie nicht wie Gebete an das Böse, den Teufel... die die Macht haben Wirklichkeit zu werden?

Erzbischof Fortunatus Nwachukwu: "Du hast Recht, Christian. Das Wort hat eine enorme Kraft. Ich habe bereits über das Wort Gottes gesprochen, das die Macht hat. Gott erschuf alles durch sein Wort. Und wir wissen, dass das Wort mit dem Geist verbunden ist, der der Hauch, der Atem Gottes ist. Und ich habe bereits erwähnt, dass Gott bei der Erschaffung des Menschen etwas von seinem Atem mit dem Menschen geteilt hat.

Und indem er seinen Atem mit dem Menschen teilte, gab Gott dem Menschen auch das Geschenk den Gebrauch von seinem Wort zu machen. Was wir also in uns haben, ist das Wort Gottes. Und wir haben die Verantwortung, mit diesem Wort umzugehen. Die Art und Weise, wie wir dieses Wort benutzen, ist entscheidend. Deshalb ist alles, was wir sagen, ja was wir denken, denn nicht alle Worte werden gesprochen, sondern auch gedacht. Es gibt Worte, die nicht gesprochen werden, die sich jedoch durch Gesten manifestieren. Das ist das unausgesprochene Wort.
Aber ein sehr mächtiges Wort ist das gesprochene Wort, manchmal sogar das geschriebene Wort.

Aber mit dem gesprochenen Wort müssen wir behutsam sein, wie wir es benutzen, denn das gesprochene Wort ist das Wort Gottes, das wir empfangen haben.

Und dieses gesprochene Wort kann tatsächlich Dinge beeinflussen. Denken wir zum Beispiel an den religiösen Bereich denke an den Priester, der die Eucharistie zelebriert, das gesprochene Wort im Moment der Konsekration. Denken wir an das gesprochene Wort bei den Einsegnungen. Denkem wir an das gesprochene Wort bei der Spendung der verschiedenen Sakramente.

Das sind alles kraftvolle Worte, die ich von Gott erhalten habe, die Gottes Segen gegenwärtig machen.

Und denke auch an den Segen eines Vaters für sein Kind, denke an den Segen, den wir von unseren Ältesten erhalten, das sind alles gesprochene Worte, und sie sind wirksam, weil sie etwas vom Wort Gottes weitergeben.

Genauso haben wir auch Worte des Fluches deshalb müssen wir vorsichtig sein, wenn wir andere Menschen verfluchen. Wenn man eine andere Person verflucht, könnte das einige Kräfte anziehen, die sich negativ auf diese Person auswirken, und deshalb müssen wir auch Fluchworte, die von anderen kommen, klar zurückweisen.

Wenn wir ständig negative Worte sprechen, rufen wir indirekt Negativität herbei, nicht nur für diese Person, sondern auch für uns selbst, weil wir uns ständig mit negativen Kräften in Verbindung bringen, denn das Wort, das wir sprechen, ist das Wort, das aus unserem Inneren kommt.

Wir müssen sehr vorsichtig sein, wie wir Worte benutzen, auch außerhalb des christlichen Umfelds ist die Macht der Worte erkennbar.

Denken wir an Magier, die Worte benutzen, um Dinge zu manipulieren.

Denken wir an Menschen, die im Bereich der parapsychologischen Sphäre Manipulation von Naturkräften benutzen, auch durch Worte, auch durch Beschwörungen.

Denken wir an Menschen, die zum Beispiel Dinge wie im Voodoo verwenden und auch Worte der Beschwörung
Also Worte sind sehr mächtig, weil sie ein Stück des Atems sind, Gottes Atem, den er mit uns teilt.

Wir fordern die Menschen auf, die Welt zu respektieren und den besten Gebrauch des Wortes in internationalen Diskussionen und Verhandlungen zu machen. In der Diplomatie sollten wir immer versuchen, das positive Wort anzustreben, das Wort, das das Leben verteidigt, das Wort, das die Menschenwürde verteidigt, das Wort, das die Integrität eines jeden Menschen verteidigt. Jedes menschlichen Wesens."

Bezüglich der Bücher, also auch des Büchleins des Erzbischofs, die Papst Franziskus verschenkte sagte er das sie gelesen werden sollen - und nicht im Regal liegen bleiben.

Der Erzbischof arbeitet zurzeit an Übersetzungen in verschiedene Sprachen und wir hier bei EWTN TV planen eine Miniserie mit Erzbischof Nwachukwu über die 4 Kapitel seines Buches "Missbrauchtes Wort" .

Aktuell zum Thema viele Worte, gebraucht und missbraucht: Der von mir gern zitierte Kabarettist Dieter Hildebrandt: " Politiker beherrschen die Kunst, so viele Worte zu machen, dass sie hinterher die Wahl haben, zu welchem sie stehen wollen."

Originalinterview aufgenommen in Genf von Kameramann Andriy Ryndych |
Deutsche Sprecher Matthias Ubert, Jan Terstiege | Redaktion, deutsche Übersetzung, Moderation und Schnitt: Christian Peschken für Pax Press Agency, Sarl. im Auftrag von EWTN .TV

Hinweis: Dieser Blogpost ist kein Beitrag von CNA Deutsch. Weder Form noch Inhalt noch die geäußerten Ansichten und Formulierungen macht sich die Redaktion von CNA Deutsch zu eigen. 

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