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Keine Besserwisserei, keine Aufschneiderei, keine Anklagen: Georg May und sein „Lebensweg“

Georg May

Georg May wurde 1926 geboren. Sein Elternhaus war in Niederschlesien. 1951 wurde ihm die Priesterweihe gespendet. Seit jenem Tag zelebriert er die Heilige Messe im traditionellen überlieferten Ritus. Nicht das Zweite Vatikanische Konzil, weder Päpste noch Bischöfe konnten ihn davon abbringen, die Messe seiner Kindheit und seiner Priesterweihe zu verleugnen. Dennoch war Professor May sein ganzes Leben als Priester, Lehrer und Theologe ein treuer Sohn der katholischen Kirche. Papst Benedikt würdigte ihn 2011 mit dem Titel des Apostolischen Protonotars.

Erst im gesegneten Alter von 96 Jahren hat May seinen „Lebensweg“ schriftlich vorgelegt. Das Buch, erschienen bei Christiana im fe-Medienverlag, umfasst 254 Seiten und ist mit zahlreichen Fotos ausgestattet. May wäre nie „auf den Gedanken gekommen, Memoiren zu schreiben“, gibt er in seinem Vorwort zu Protokoll: „Denn ich leide nicht an Selbstüberschätzung“, erklärt er, und weist es immer wieder zurück, seine eigene Biografie zu schreiben.

Die vorliegenden Erinnerungen von May sind für ihn nur ein Zeugnis der Wahrheit. Auch wenn manche mit ihm, seinen Ansichten und seiner Art, Theologie zu treiben, nicht einverstanden waren oder sind, steht als Motto über all seinen Erinnerungen sein Wunsch, „dass sie allen nützen und niemandem schaden mögen“.

Georg May wurde in München summa cum laude zum Doktor im Fach Kirchenrecht promoviert. Sein Lehrer war der Kanonist Klaus Mörsdorf. Nach seiner Habilitation 1957 lehrte er Kirchenrecht in Freising und ab 1960 in Mainz. Hier hatte er von 1960 bis 1994 den Lehrstuhl für kanonisches Recht, Staatskirchenrecht und kirchliche Rechtsgeschichte inne. Schon in der Zeit vor seinem Umzug nach Mainz hatte er sich einen Namen gemacht, der dazu führte, dass er sowohl in München als auch in Salzburg als Konservativer nicht den jeweils angestrebten Lehrstuhl bekommen hatte.

May veröffentlichte hauptsächlich kanonistische und kirchengeschichtliche Werke. Bedingt durch die nachkonziliare Liturgiereform verfasste er auch zahlreiche liturgische Arbeiten, etwa über die tridentinische Liturgie, die er mit wissenschaftlicher Akribie verteidigte.

Genau so nüchtern und demütig berichtet Georg May von seinem Lebensweg in „Breslau – München – Mainz“. Keine Besserwisserei, keine Aufschneiderei, keine Anklagen. Als Kirchenrechtler weiß der betagte Autor präzise mit Worten umzugehen.

Im Schlusswort seines Buches notiert der alte und weise Priester und Professor Georg May die folgenden Zeilen, bei denen man spüren kann, dass sie von einem Menschen mit einem schlagenden Herzen kommen, der an der letzten Schwelle seines Lebens angekommen ist und bald vor dem Richterstuhl Gottes stehen wird:

Insgesamt bin ich weit davon entfernt, mit Genugtuung auf mein Leben und Wirken zurückzublicken. Über mein Ungenügen war ich mir nie im Zweifel. Denn ich verglich mich mit denen, die besser waren als ich, und tat dies ohne Ressentiment. Mit meinen Leistungen war ich nie zufrieden, wusste vielmehr um ihre Schwächen und ihre Lückenhaftigkeit. Demütigungen hinzunehmen, fiel mir anfangs schwer. Aber ich lernte dazu, bestärkt durch Wort und Beispiel Bischof Pionteks sowie durch die (tägliche) Lektüre der „Nachfolge Christi“. Nie litt ich an Überschätzung, eher am Gegenteil. Manchmal, vielleicht öfter war ich voreilig und handelte zu schnell. Weniger Engagement und Wagemut hätten meinem Frieden, meinem Ansehen und meinem Vorankommen mehr gedient. Im Reden hätte ich zurückhaltender und vorsichtiger sein sollen. Saloppe und überspitzte Äußerungen machten mir noch viele Jahre später Gewissensbisse. Gelegentlich mischte ich mich – mit guter Absicht – in die Angelegenheiten anderer ein und bescherte mir damit Unannehmlichkeiten. Man muss lernen, vielen Dingen ihren Lauf zu lassen, so sehr man auch mit Beteiligten, Zurückgesetzten und Unterdrückten leidet. Eines ist sicher: Ich habe mich in meinem Leben nie geschont und nicht bedeckt gehalten. Bei mir wusste jeder, woran er ist. …

Mir bleibt zum Schluss nur der Dank an Gott. Mein Religionslehrer und Freund Wilhelm Erben sagte mir kurz nach der Priesterweihe: „Du wirst geführt.“ Diese Führung habe ich deutlich gespürt. Hoffentlich bin ich ihr gefolgt. In jedem Fall bleibt das Bekenntnis: „Misericordias Domini in aeternum cantabo“ (Psalm 99,1).

Das an Informationen reiche Buch ist vor allem jenen empfohlen, die wissen wollen, wie es zum Niedergang des Glaubens, ja zur Selbstzerstörung der Kirche gekommen ist. Insbesondere aber sei es allen Priestern und allen Priesteramtskandidaten anempfohlen, sowie all jenen, die wie May in Treue der katholischen Lehre folgen wollen.

Georg May: Breslau - München – Mainz. Mein Lebensweg; Christiana-Verlag 2022; 254 Seiten; 10 Euro; ISBN: 978-3717113522.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln allein die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht die der Redaktion von CNA Deutsch.

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