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UN-Blog: Die Malteserin und die Menschenrechte: Botschafterin Pictet-Althann im Gespräch

Botschafterin Marie-Thérèse Pictet-Althann im EWTN-Interview mit Christian Peschken
Botschafterin Marie-Thérèse Pictet-Althann bei der Auszeichnung durch Erzbischof Silvano Tomasi
Botschafterin Marie-Thérèse Pictet-Althann
Botschafterin Marie-Thérèse Pictet-Althann am Schreibtisch

Sei es im Chor von St. Joseph in Genf – wo sie Vorstand ist – oder im Forum der Vereinten Nationen in Genf, Botschafterin Marie-Thérèse Pictet-Althann fühlt sich dort zuhause. Seit nunmehr 13 Jahren ist sie die Repräsentantin des Souveränen Militärischen Ordens von Malta bei den Vereinten Nationen in Genf.

Im November und Dezember letzten Jahres war die Botschafterin bienenfleißig unterwegs. Ich habe drei ihrer, meiner Meinung nach, wichtigsten Aussagen zu Flüchtlingen und Migranten ausgewählt und mit ihr darüber gesprochen.
In ihrem Statement vom 14. November, im Menschenrechtsrat "Auf dem Weg zu einem globalen Flüchtlingspakt" auf dem Podium zur Frage "Wie können wir Lösungen vor Ort für Flüchtlinge und die Gemeinden, in denen sie leben, unterstützen?", sagte die Botschafterin unter anderem:

"Zivilgesellschaftliche Akteure, vor allem die regionalen Nichtregierungsorganisationen, aber auch glaubensbasierte Organisationen und religiöse Institutionen, haben eine sehr gute Einsicht in lokale (und) kulturelle Zusammenhänge und können vor Ort sehr effizient vernetzen. All das hilft dezentrale Lösungen zu finden und zu festigen und dort die Belastbarkeit der Gemeinden zu fördern. 

"Eure Exzellenz, wir hören immer, dass die Konflikte, die wir beobachten, nicht religiöser Natur seien. Beim Umgang mit den Flüchtlingen scheinen Religion und Glaube allerdings eine bedeutende Rolle zu spielen. Sehen Sie das auch so?"

Botschafterin Marie-Thérèse Pictet-Althann: "Unbedingt! Obwohl Konflikte bestimmte religiöse Elemente enthalten können, werden sie fast immer durch externen Druck, zum Beispiel kulturelle, wirtschaftliche, ethnische oder territoriale Interessen vorangetrieben (geschürt). Wenn man bedenkt, dass 80 - 85 % der Weltbevölkerung einer Religion oder einem Glauben angehören, setzt sich die große Mehrheit der Flüchtlinge und Migranten natürlich aus Gläubigen zusammen. Und genau hier spielen humanitäre, glaubensbasierte Organisationen und religiöse Institutionen eine ganz besondere Rolle."

Ich verwies auf ihr Statement vom 15. November – "Auf dem Weg zu einem globalen Flüchtlingspakt" Podium Zwei: "Wie können wir bei großen Flüchtlingsströmen und langwierigen Situationen eine Antwort der Gesellschaft als Ganzes gewährleisten?" In dem sie sagte: "Konflikte sind ihrem Wesen nach Motoren von Vertreibung und erzwungener Migration. Deshalb sind sie für glaubensbasierte Organisationen wie den Malteserorden ein zentrales Thema. Er (der Malteserorden) ist Unterzeichner und Initiator der Charta für glaubensbasiertes humanitäres Handeln."

"Was genau ist die Charta für glaubensbasiertes humanitäres Handeln?"

Botschafterin Pictet-Althann: "Die Charta für glaubensbasiertes humanitäres Handeln wurde beim Welthumanitätsgipfel in Istanbul verabschiedet, der von den Vereinten Nationen 2016 organisiert wurde."

"Der Malteserorden hat also beim Verfassen und Formulieren der Charta mitgewirkt?"

"Genau. Wir gehörten zu einer großen Gruppe religiöser und glaubensbasierter Organisationen aus der ganzen Welt und wurden fortwährend von den Organisatoren des Gipfels in New York konsultiert, sagt Botschafterin Pictet-Althann, " Und ich muss auch die äußerst leistungsfähige Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen für Religion und Entwicklung hervorheben, die ihren Sitz ebenfalls in New York hat."

Wenn etwas "Charta" heißt – ist es etwas, das umgesetzt , verabschiedet werden muss?

Botschafterin Pictet-Althann: "Sie ist in Istanbul verabschiedet worden und ist jetzt ein Referenzdokument für humanitäres Handeln. Und sie wurde vor Kurzem erst im Rahmen unserer Konsultationen zum zukünftigen globalen Flüchtlingspakt in den offiziellen Dokumenten des Hohen Flüchtlingskommissars erwähnt."

Mit Blick auf ihr Statement am 30. November – "Sich wechselseitig einbringen und davon profitieren: Die Eingliederung von Migranten in Gastgebergesellschaften" –, sagte die Diplomatin: "Der Malteserorden ist bemüht, eine spirituelle Dimension einzubeziehen, um die Belastbarkeit und das Verständnis der verschiedenen Kulturen untereinander zu fördern. In jeder seiner Einrichtungen wurde beispielsweise ein Gebetsraum eingerichtet."

Sie erwähnten die Gebetsräume für alle. Hat das nicht auch Konfliktpotential, vor allem wenn in bestimmten Ländern Furcht oder sogar Hass gegenüber anderen Religionen, wie z.B. dem Islam, im Spiel sind? Welche Erfahrungen haben Sie hier gemacht?

Botschafterin Pictet-Althann: "Also, zunächst einmal denke ich, dass die erfolgreiche Integration von Migranten von einer breiten Palette von Maßnahmen abhängt, die alle zuerst darauf abzielen, die menschliche Würde hochzuhalten und sich um diejenigen zu kümmern, die in Not sind. Religionsfreiheit ist ein grundlegendes Menschenrecht. Es ist in Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verankert. Um nun Konflikte im Zusammenhang mit Massenbewegungen zu vermeiden - Sie haben Glaubenskonflikte erwähnt -, ist es extrem wichtig, die Zusammenarbeit zwischen den Glaubensrichtungen aufzubauen und in allen Gesellschaftsschichten die religiöse Bildung und Glaubenskenntnis zu fördern.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Zu einer erfolgreichen Integration gehören, wie in dem Videoclip erwähnt wird, natürlich auch praktische Dinge, praktische Unterstützung. Und hier sind wir bei den Gebetsräumen. In Deutschland hat der Malteserorden zum Beispiel Integrationsteams eingeführt, Dienste durch Integrationshelfer. Das sind Freiwillige, die Migranten in den Herausforderungen des Alltags zur Seite stehen. Sie gehen mit ihnen zum Arzt, zu Behörden, helfen ihnen bei Bewerbungen, zeigen ihnen die Gemeinden vor Ort, und so weiter. Das bedeutet, dass die Migranten persönliche Kontakte zur (örtlichen) Gemeinde haben und sich so viel leichter eingliedern können. Dieses ganze Projekt zeichnet sich durch Maßnahmen aus, die Vertrauen und Verständnis aufbauen. Dazu gehören auch die Gebetsräume. Sie stehen dafür, dass die Migranten, die unterschiedlichen Religionen angehören, wissen, sie können an einem besonderen Ort ihren religiösen Bedürfnissen nachkommen."

Frage: Gibt es denn einen Gebetsraum für Muslime, einen für Christen...?

"Nein, es gibt in jeder Gemeinde einen Raum für alle, die ihn nützen möchten. So ist es gedacht. Wir haben gerade erst damit angefangen, wissen Sie. All das geht zurück auf die jüngsten Entwicklungen. Deutschland habe ich erwähnt, weil von hier der größte Zustrom auf die Nachbarländer ausging, wissen Sie. Aber es gibt zweifelsohne auch andere Beispiele."

2014 wurde Botschafterin Pictet-Althann das Kreuz des Päpstlichen Ordens vom Heiligen Gregor dem Großen verliehen. Das macht sie im Orden zu einer Kommandeurin.

Die in Österreich geborene, in einer katholischen Familie aufgewachsene und von Benediktinerinnen erzogene Botschafterin Pictet-Althann kann in ihrem Dienst für den Malteserorden bei den Vereinten Nationen in Genf ihren Glauben in humanitärem Engagement zum Ausdruck bringen.

Dieser Beitrag wurde von U.N.-Korrespondent Christian Peschken in Genf verfasst. Das Thema wird auch bei EWTN – Katholisches Fernsehen zu sehen sein im Rahmen des Magazins 'Vatikano'. Weitere Informationen zu Christian Peschken unter www.peschken.media

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