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Der Transhumanismus erklärt das christliche Menschenbild für obsolet

Transhumanismus

Die Lehre vom Transhumanismus wird immer stärker beachtet, schließlich soll sie dem Menschen ungeahnte Möglichkeiten der Entwicklung bieten, sowie die Chance, sich selbst zu verbessern. Deshalb hat sich der Erziehungswissenschaftler Hartmut Sommer mit seinem im Lepanto-Verlag erschienenen neuen Buch „Über die Engel erhoben. Wesen und Sinn unserer Leiblichkeit. Eine philosophisch-theologische Annäherung“ in den öffentlichen Diskurs über die Bedeutung der Leiblichkeit des Menschen eingeschaltet, um auf die Gefahren aufmerksam zu machen, die diese atheistisch unterlegte Entwicklung in sich birgt. Er rekurriert auf das Menschenbild, das im Christentum gründet und in dem Geist und Körper als eine untrennbare Einheit angesehen werden. Allerdings soll dieses Menschenbild im Transhumanismus für obsolet erklärt werden, da es von der biblischen Grundannahme ausgeht, dass der Mensch von Gott erschaffen worden ist und damit als Gottes Ebenbild angesehen wird, als imago Dei. Die dem Christentum entgegenstehende Weltsicht des Materialismus, die dem Transhumanismus zu Grunde liegt, erklärt den Menschen als Produkt einer immerwährenden Evolution und eugenischen Selektion, so dass diese erst als abgeschlossen angesehen werden kann, wenn der Mensch sich zum Übermenschen entwickelt hat.

Sommer zeichnet den Weg des nihilistischen Materialismus nach und führt dem Leser vor Augen, wohin dieser führen könnte, ja, wohin er nach dem Willen der Protagonisten führen soll. Auf diesem Weg hat die Leiblichkeit des Menschen keinen Platz mehr. Deshalb wird der Mensch nur noch als Dualismus von Geist und Körper gedacht, wobei Geist und Körper aufgespalten werden. Dadurch soll der Geist als Rechtssubjekt und damit als Träger von Rechten ansehen werden, während der Körper zur Sache degradiert wird, zum Rechtsobjekt, das über keine Rechte, insbesondere Menschenrechte, verfügen kann. Dieses Menschenbild verwirklicht sich im Transhumanismus, was in eklatanter Weise in der Bezeichnung des ungeborenen Menschen als „Zellhaufen“, ja, als „parasitärer Zellhaufen“ oder als „Schwangerschaftsgewebe“ zum Ausdruck gebracht wird. Deshalb kann jetzt auch gefordert werden, dass die Abtreibung bis zur letzten logischen Sekunde entkriminalisiert wird, da schließlich der ungeborene Mensch als Sache angesehen wird, über die die Mutter frei verfügen kann. Da dem ungeborenen Menschen der Geist abgesprochen wird, mithin der Umstand, der als Begründung von Menschenrechten angesehen wird, ist es nur noch ein kleiner Schritt, auch geborenen Menschen, die aus Krankheit, auf Grund eines Unfalles oder Demenz über keinen Geist verfügen, das Menschenrecht auf Leben abzuerkennen. Im Übrigen wird schon jetzt propagiert, dass sich das Geschlecht des Menschen nicht mehr am Körper orientiert, sondern lediglich am Geist. Damit wurde der Transmensch geboren, der sich nicht mehr als von Gott geschaffen ansieht, sondern als Geschöpf seines Geistes, was ihn als gottgleich erscheinen lassen soll.

Gegen diese Negierung des Willens Gottes setzt Sommer sein Menschenbild, das von der zwingenden Einheit von Geist und Körper ausgeht. Das menschliche Sein fußt auf dem Körper und dem Geist, auf dieser untrennbaren Einheit. Da auch der Körper nicht hinweg gedacht werden kann, ohne dass der Mensch als imago Dei existieren kann, führt Sommer dem Leser vor Augen, dass sich die Entwicklung des Menschen nicht auf dieser Grundlage vollführen solle. Der Transhumanismus spricht sich für eine Verbesserung des Menschen durch die Technik aus, die als human enhancement bezeichnet wird. Damit versucht er den uralten Menschheitstraum von der Unsterblichkeit zu erfüllen – diesen bisher erfolglos geträumten Traum, auf Erden ewig leben zu können. Die progressistischen Neurologen der Welt denken darüber nach, das Gehirn auf einen Computer hochzuladen und das Wissen auf diese Weise dem sterblichen Gehirn zu entziehen und ewig bestehen zu lassen. Der Körper wird deshalb auch als hardware bezeichnet, während der Geist als software klassifiziert wird. Der Mensch als Computer oder Roboter, sozusagen als eine unsterbliche Festplatte.

Gegen diese Entmenschlichung des Menschen hin zu einem technischen Produkt wendet sich Sommer, indem er die Leiblichkeit des Menschen betont. Er argumentiert aus christlicher Sicht, aus der Vorstellung, dass der Mensch ein Geschöpf Gottes ist und auch bleiben wird, ja, bleiben muss. Um die Dependenz von Geist und Körper aufzuzeigen, erläutert Sommer den Leib als Medium der Erfahrung, der Kommunikation und der Gottesbeziehung. Darüber hinaus verweist Sommer auf Jesus Christus, der als Gott die Natur eines Menschen angenommen hat, um aufzuzeigen, dass auch für einen Gott, der die menschliche Natur angenommen hat, der Leib Teil des Menschseins ist. Und Jesus Christus hat den Kreuzestod auf sich genommen, um der Menschheit zu zeigen, dass auch ein Gott in der Natur des Menschen der Sterblichkeit unterliegt, so dass der Tod dem Menschsein immanent ist und dass Leben und Tod eine den Menschen konstituierende Einheit darstellen. Damit hat Jesus Christus exemplarisch die Funktion des Leibes verdeutlicht und aufgezeigt, dass der Mensch sterblich ist und der Menschheitstraum der Unsterblichkeit eine Illusion bleibt. Sommer setzt sich ausführlich mit der Notwendigkeit der Leiblichkeit auseinander und führt aus, dass der Leib den Sinn des Menschseins begründet und dass deshalb ein nur aus Geist bestehender Mensch das Menschsein verfehlt.

Der Autor vertritt einen Humanismus, der sich aus dem Christentum speist. Nur der Bezug auf das Christentum verleiht seiner Argumentation die Kraft, dem transhumanistischen Weltbild etwas entgegen zu setzen. Jeder, dessen Denken nicht im Christentum verwurzelt ist, jeder, der sich als Agnostiker oder sogar als Atheist empfindet, kann dem atheistischen transhumanistischen Weltbild eher etwas abgewinnen. Um seinen Argumenten mehr Kraft zu verliehen, kann sein Buch auch als Versuch gelesen werden, vor dem Hintergrund der aufgezeigten Entwicklungen sich dem christlichen Weltbild zuzuwenden und dem technizistischen Weltbild die kalte Schulter zu zeigen. Damit ist Sommers Buch Teil der uns von Jesus Christus aufgegebenen Mission, um seine Lehre in alle Welt zu tragen. Der Autor zeigt eine mögliche erschreckende Entwicklung des Menschseins auf, ein zukünftiges entseeltes Leben, das nur im Computer gelebt werden soll. Gegen diese Entwicklung müssen wir uns wenden. Das Buch von Sommer könnte der Anlass sein, die Umkehr zu wagen und durch den Rekurs auf das christliche Menschenbild den transhumanistischen Entwicklungen gute und treffsichere Argumente entgegenzuhalten. Der behandelte Stoff ist kompliziert, zweifelsohne, doch dem Autor ist es gelungen, auch für den philosophischen Laien verständlich zu formulierten. Er hat ein wichtiges Buch mit notwendigen Argumentationshilfen vorgelegt, das den Leser in die Lage versetzt, im Diskurs bestehen zu können.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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