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Willi Graf von der „Weißen Rose“: Aufrecht bis zum Schafott

Grabstätte von Willi Graf in Saarbrücken

In seinem Buch „Aufrecht bis zum Schafott“ erzählt Thomas Alber die Geschichte über Willi Graf und die „Weiße Rose“. Dem Autor ist es gelungen, diesem Widerstandskämpfer, der allzu oft hinter den bekannteren Namen der Geschwister Scholl verschwindet, „Wertschätzung und Verehrung entgegenzubringen“. Tatsächlich sei Graf derjenige gewesen, „der von allen Kernmitgliedern am meisten zu leiden hatte“.

Kurz nach Erscheinen des Buches war die „Weiße Rose“ noch einmal in den Fokus der Öffentlichkeit geraten: Am 6. März 2023 war mit Traute Lafrenz die letzte Überlebende dieser Widerstandsbewegung gegen die Naziherrschaft im Alter von 103 Jahren in den USA gestorben. Lafrenz schrieb zwar nicht an den berühmten Flugblättern der Bewegung mit, war aber für weitergehende Aufgaben zuständig, darunter das Besorgen von Briefmarken oder Kurierfahrten mit Koffern voller Flugblätter in ihre Heimatstadt Hamburg. Auch solche Aktionen waren hochgefährlich und bargen ein lebensgefährliches Risiko in sich.

Traute Lafrenz gehörte wie Willi Graf zu jenen Personen, die im zweiten Prozess gegen die „Weiße Rose“ am 19. April 1943 verurteilt wurden – Willi Graf sowie Alexander Schmorell und Prof. Kurt Huber zum Tode, die übrigen zu Gefängnisstrafen. Wegen Mangel an Beweisen kam Traute Lafrenz mit einer Gefängnisstrafe von einem Jahr davon.

Die mit Graf zum Tode Verurteilten wurden am 13. Juli 1943 mit dem Fallbeil hingerichtet. Den 25-jährigen Graf ließ die Gestapo vorläufig noch am Leben, denn aus ihm sollten weitere Namen von Regimegegnern herausgepresst werden, was jedoch nicht gelang. Der Druck auf ihn wurde dabei ins schier unermessliche verstärkt, als seine Familie in „Sippenhaft“ genommen wird, weil der Sohn „das Produkt des Elternhauses sei“. Doch Graf blieb standhaft.

Am 12. Oktober 1943 wurde er mit dem Fallbeil enthauptet. Dass dies seinen Eltern bekannt wurde, ist alleine einem „tapferen und mutigen Gefängnisbeamten“ zu verdanken, der ihnen diese Information zukommen lässt.

Das Buch über Willi Graf, der nur 25 Jahre alt werden durfte, liest sich wie ein spannender Roman – wohl wissend, dass es sich um eine wahre Lebensbeschreibung handelt. Dieser junge Mann musste schon einmal – als 19-Jähriger – ins Gefängnis, weil er nicht der Hitlerjugend beitreten wollte. Stattdessen war er lieber mit der katholischen Jugendbewegung „Grauer Orden“ verbunden, wo in Freiheit literarische und theologische Themen besprochen werden konnten. Damit gibt er ein Zeugnis für Werte, die in der heutigen Zeit meist keine wichtige Rolle spielen.

In einem Brief, den er am 10. September 1943 an seine Eltern und Geschwister richtete, notierte Graf:

Dürfen wir nicht fast froh sein, daß wir in dieser Welt ein Kreuz auf uns nehmen können, das manchmal über menschliches Maß hinauszugehen scheint? Wir wollen versuchen, dieses Kreuz nicht nur einfach zu ertragen, sondern zu lieben und immer vollkommener zu leben im Vertrauen auf Gottes Ratschluß. Dann erfüllt sich der ganze Sinn in diesem schmerzvollen Leiden. Für uns ist der Tod nicht das Ende, sondern ein Durchgang, das Tor zum wahren Leben. Ich versuche, mir diese Wirklichkeiten ganz bewußt werden zu lassen und bitte um Kraft und Wegen dafür. So berühren einen die alltäglichen Dinge nicht mehr so stark, wie sie auch ausschauen mögen. Die Erfüllung des Lebens liegt nicht in ihnen.

Thomas Alber, der Autor des Buches, bietet einen seriösen Einblick in die Geschichte der Naziherrschaft im Dritten Reich sowie in die Widerstandsbereitschaft der Frauen und Männer der „Weißen Rose“. Dabei wird mit geschichtlichen Fakten aus Dokumentationen und privaten Quellen ein weithin „unbekannte Beziehungsgeflecht“ der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ vorgestellt. So kann ein besseres Verständnis entstehen und Wissen darüber vermittelt werden, was viele nie gelernt haben.

Außerdem kann durch die Lektüre dieses Buches deutlich werden, dass ein jeder in seiner Funktion als Staatsbürger auch Verantwortung trägt. Zumindest sollte jeder Mensch nicht blind auf das vertrauen, was ihnen die Mächtigen als Wahrheit anbieten. Auch gilt es, immer kritisch gegenüber der Mehrheitsmeinung zu sein.

Thomas Alber: Aufrecht bis zum Schafott. Willi Graf und die „Weiße Rose“; fe-Medienverlag; 264 Seiten mit zahlreichen s/w-Abbildungen; ISBN: 9783863573706; 12,80 Euro

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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