07 Juni, 2023 / 2:00 PM
Laut Global News ist ein Team ukrainischer Architekten im Einsatz, um ukrainische Kulturstätten, darunter Kirchen, zu erhalten, die durch den russischen Krieg beschädigt oder zerstört zu werden drohen. Dabei setzen sie 3D-Technologie ein, um das ukrainische Kulturerbe bis ins kleinste Detail wiederherzustellen. Die UNESCO, also die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur, teilte mit, dass 235 dieser Gebäude und Denkmäler seit Beginn des Krieges beschädigt wurden.
Der Schutz von Stätten des kulturellen und sakralen Erbes ist auch ein Teil der Aufgaben der Internationalen Allianz für Religionsfreiheit. Warum die Zerstörung solcher Stätten auch das Recht auf die Ausübung der Religions- und Weltanschauungsfreiheit unterminiert – diese Frage und andere stellen wir jetzt unserem Gast, der Botschafterin des Malteserordens bei der UN in Genf, Marie Therese Pictet-Althann. Der Malteserorden ist Mitglied in der Internationalen Allianz für Religionsfreiheit.
Exzellenz, gibt es irgendwelche Pläne oder aktive Aufgaben der Allianz, ein Ende des Ukraine-Krieges zu unterstützen? Ist dies ein Thema für die Allianz?
Das war definitiv ein Thema für die Allianz und auch für alle anderen, glaube ich. Wir haben dazu verschiedene Erklärungen abgegeben. Das Thema wurde auch auf der jährlichen Internationalen Ministerkonferenz über Religions- und Weltanschauungsfreiheit in London im Juli 2022 erörtert. Und es gab jetzt eine Erklärung des Vorsitzenden zum Jahrestag der russischen Invasion in der Ukraine, in der auf die schweren Verletzungen des Rechts auf Religions- und Weltanschauungsfreiheit in bestimmten Gebieten hingewiesen wurde, und auf die Zerstörung von zivilen Objekten, von Infrastruktur und von Stätten des kulturellen und sakralen Erbes, was natürlich auch ein Anliegen der Allianz ist, denn wenn Kirchen und andere Stätten des kulturellen Erbes zerstört werden, kann die Bevölkerung nicht mehr frei ihre Religion ausüben, wie es ihr eigentlich möglich sein sollte. Wir verfolgen die Situation in der Ukraine also sehr genau.
Der Malteserorden selbst ist in der Ukraine auf humanitärem Gebiet voll engagiert. Wir leisten dort eine Menge Hilfe. Aber wie Sie wahrscheinlich wissen, leistet der Malteserorden nicht nur materielle Hilfe, sondern auch geistliche Unterstützung. Das gehört zu unserem Auftrag. Unser Motto lautet: Tuitio fidei et obsequium pauperum, also Schutz des Glaubens und Hilfe für die Armen und Bedürftigen. Das ist Teil unserer Berufung, und wir versuchen, so gut wir können auch in der Ukraine diesen Auftrag auszuführen.
Verletzungen bzw. eine Einschränkung der Religionsfreiheit in der Ukraine ist jedoch nicht immer die Auswirkung kriegerischer Zerstörung durch das russische Militär. So hatte im März der Magdeburger Bischof Gerhard Feige seine Besorgnis darüber geäußert, das die ukrainische Regierung ihr Vorgehen gegen die Ukrainische Orthodoxe Kirche verschärft. Die Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK) gehört zum Moskauer Patriarchat. Die Regierung hat der UOK etwa das Nutzungsrecht des Kiewer Höhlenklosters entzogen, in dem sich auch die Theologische Akademie und der Sitz des Kirchenoberhaupts befinden. „Auch wenn einzelne Argumente der ukrainischen Regierung vielleicht nachzuvollziehen sind, wäre es doch verheerend, wenn sie sich in dieser Weise an der Religionsfreiheit vergreift“, sagte Feige, der 2014 von Papst Franziskus zum Mitglied des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen berufen wurde.
Wenn die Allianz, welcher der Malteserorden angehört, zum Beispiel eine gemeinsame Erklärung zur 52. Sitzung des Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen abgibt, vertritt er ja seine eigenen Mitglieder. Nicht alle Länder der Welt sind Mitglied. Gehen Sie auch auf solche Länder zu, die nicht Mitglied sind, oder die sogar die Religionsfreiheit verletzen?
Die Erklärung, die wir für die jüngste Sitzung des Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen vorbereitet haben, wurde von einem der Allianz-Mitgliedstaaten abgegeben, der auch Mitglied des UN-Rates ist. Auf diese Weise sensibilisieren wir regelmäßig für bestimmte Themen oder Fragen im Zusammenhang mit der Religions- und Glaubensfreiheit. Wir stehen aber auch in engem Kontakt mit dem UN-Sonderberichterstatter für Religions- und Weltanschauungsfreiheit. Wir treffen uns mit dem Sonderberichterstatter, um, sagen wir, unsere Position zu stärken, und wir wenden uns auch an andere Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen. Sie kennen uns und unsere Aktivitäten. Und obwohl Erklärungen selbst nur von den Mitgliedern des Bündnisses unterzeichnet sind, können sich natürlich auch Nichtmitglieder, wenn sie möchten, unseren Erklärungen anschließen, das ist also auch möglich. Wir haben allerdings so einen Fall noch nicht erlebt, sicher auch, weil wir noch so neu sind. Und wie Sie wissen, hat Covid unmittelbar nach der Gründung des Bündnisses zugeschlagen, so dass wir nicht in der Lage waren zu handeln. In dieser Zeit gab es also keine richtigen Ratssitzungen. Auf der diesjährigen Ratstagung konnten wir dann jedoch eine Erklärung abgeben, und wir haben auch letztes Jahr eine abgegeben.
Aber die Verfahrensweisen der Allianz sind noch sehr neu, sie sind flexibel, und es wird immer noch an ihnen gearbeitet. Und im Laufe der Zeit werden wir neue Wege gehen und auch andere Prozeduren nutzen, um unsere Botschaft noch weiter zu verbreiten, als wir es heute bereits tun.
Ich vermute, der Malteserorden musste sich zur Mitgliedschaft, für den Beobachterstatus, den Kriterien und Grundsätzen der Allianz anschließen?
Ja, wir mussten uns wie alle anderen Mitglieder – wir haben einen Beobachterstatus – den Grundsätzen anschließen. Aber das war sehr einfach, denn diese Grundsätze beruhen auf der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Wir haben also kein Problem damit. Im Gegenteil, eines der Kriterien war, dass wir durch die Mitgliedschaft in dem Bündnis auch einen Beitrag zu den internationalen Bemühungen in diesem Bereich leisten, denn das Bündnis ist ernsthaft auf die Förderung der Religions- und Glaubensfreiheit ausgerichtet. Und das ist definitiv auch eines unserer Hauptziele.
Und so können wir die Ziele der Allianz ganz einfach in unsere tägliche Arbeit in der ganzen Welt einbeziehen und gleichzeitig sicherstellen, dass die Menschen, für die wir uns einsetzen, sagen wir mal, auch erfahren und sehen können, dass dies vor Ort tatsächlich umgesetzt wird. Denn das große Problem bei vielen unserer Aktivitäten in der umfangreichen, humanitären Diplomatie, insbesondere im UN-Menschenrechtsrat, wo wir Resolutionen zu allen möglichen Themen verabschieden, ist die Umsetzung vor Ort.
Wir setzen jedoch bereits bewährte Praktiken durch unsere Aktivitäten in vielen, vielen Ländern, 120 Ländern auf der ganzen Welt, auf lokaler Ebene in die Praxis um, und helfen die Umsetzung der Religions- und Glaubensfreiheit zu erleichtern. Und dann können wir zusätzlich auch durch unsere offiziellen Kontakten mit Regierungen – wir unterhalten diplomatische Beziehungen zu 112 Staaten – auf nationaler Ebene für die nationale und regionale Ebene eintreten.
Wir sind zum Beispiel Mitglied der Beobachter bei der Afrikanischen Union, und bei der Europäischen Union und so weiter. Wir können uns also auch auf dieser Ebene einsetzen, denn es ist wichtig, dass die Religions- und Weltanschauungsfreiheit zu einem, sagen wir, ernsthaften Anliegen und echten Bestreben wird, weil sie nicht auf allen Ebenen – lokal, regional, national und international – anerkannt wird. Daher denke ich, dass die Allianz eine gute Gelegenheit für uns ist, unser Fachwissen auszutauschen, bewährte Verfahren zu verbessern und die Umsetzung vor Ort voran zu bringen.
Haben die Bemühungen der Allianz, zu denen auch das Engagement des Malteserordens gehört, bei den Vereinten Nationen bisher etwas bewirkt, um ein besseres Verständnis dafür zu erreichen, warum die Welt die Religionsfreiheit oder den Glauben schützen muss, und wie wichtig sie, die Religionsfreiheit, ist?
(Die Geschichte geht unten weiter)
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Ja, ich glaube durch alle unsere Aktivitäten, durch unsere verschiedenen Erklärungen, durch unser Engagement im UN-Menschenrechtsrat oder auch zum Beispiel bei der bereits erwähnten Ministerkonferenzen der Allianz, die jedes Jahr stattfindet. Die letzte fand, wie gesagt, im vergangenen Jahr im Juli in London statt. Die nächste wird in diesem November in Prag stattfinden, wo nicht nur die Mitglieder des Bündnisses, sondern viele Länder eingeladen sind, sowie NROs, Zivilgesellschaften und so weiter. All diese Anlässe sind äußerst wichtig für die Förderung der Religions- und Glaubensfreiheit.
In London beispielsweise gab es, glaube ich, 50 oder mehr Treffen während der Ministerkonferenz. Und in Prag wird es ein großes Treffen mit Außenministern und Länderdelegationen, Delegationen von internationalen Nichtregierungsorganisationen und vielen anderen geben. Es handelt sich also um sehr wichtige Veranstaltungen. Und der Grund, warum wir beschlossen haben, alljährlich eine Erklärung vor dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen abzugeben, ist, dass die Religions- und Weltanschauungsfreiheit natürlich ein grundlegendes Menschenrecht ist und jedes Jahr auf der Tagesordnung des UN-Rates steht. Dies ist also eine perfekte Gelegenheit, um auf die Situation der Religions- und Weltanschauungsfreiheit aufmerksam zu machen, um sie zu verbessern.
Und dann gibt es natürlich noch viele andere Veranstaltungen, an denen wir teilnehmen, und es finden viele Gespräche am runden Tisch statt. Dazu gehört natürlich auch der sehr wichtige interreligiöse Dialog, den wir ebenfalls so weit wie möglich fördern.
Ich denke also, dass unsere Arbeit Auswirkungen hat, durch ihre sehr, sehr umfangreiche, vielfältige Beschaffenheit, und internationale Konferenzen, Treffen, Diskussionen, diskrete Gespräche mit Regierungen, und der praktischen Umsetzung vor Ort. Und auch in bestimmten Fällen durch unsere Bemühungen hinter den Kulissen, um Menschen zu helfen, die aus religiösen Gründen verfolgt werden, und so weiter.
Es gibt also eine ganze Reihe von Aspekten der Arbeit der Allianz, und es ist wichtig, diese zu koordinieren, uns alle zusammenzubringen, damit wir tatsächlich effektiv zusammenarbeiten und die gewünschten Ergebnisse erzielen können.
Original-Interview aufgenommen in Genf von Kameramann Alex Mur | Deutsche Sprecherin: Irena Neumaier | Redaktionelle Bearbeitung, Übersetzung, Moderation und Schnitt: Christian Peschken für Pax Press Agency im Auftrag von EWTN und CNA Deutsch.
Hinweis: Dieser Blogpost – sein Inhalt sowie die darin geäußerten Ansichten – sind kein Beitrag der Redaktion von CNA Deutsch. Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln zudem nur die Ansichten der jeweiligen Autoren wider. Die Redaktion von CNA Deutsch macht sich diese nicht zu eigen.
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