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Um den „unvergänglichen“ Kranz zu empfangen, ist christliche Askese notwendig

Isaak der Syrer

Angesichts einer scheinbar überbordenden Sucht nach Lust, nach Spaß und Vergnügungen scheint es vermessen zu sein, ein Buch anzupreisen, damit die Leser etwas über Askese und das geistliche Leben erfahren können. Denn ohne zu wissen, was genau mit Askese gemeint ist, klingt dieser Begriff den meisten menschlichen Ohren eher unangenehm, fremd und absolut nicht ihr Interesse weckend – es sei denn, sie hätten sich womöglich mit alternativen Lebensformen befasst oder wären etwa über das Thema „Fasten“ zur Askese gestoßen. Doch auch hier wird die Askese nur unzureichend umfasst.

Zwar gab und gibt es in der Philosophie zu allen Zeiten Ideen einer gewissen Form von Askese, die jedoch nicht mit der christlichen Askese identisch sind, nämlich der Bereitung für die Suche. Und das einzige Ziel: Gott. Und so ist für die meisten Menschen „Askese“ unbekanntes Land.

Mit christlicher Askese ist eine positive Ausformung zu betrachten, die nach der Lehre der „Aszetik“ dargelegt wird, die in der modernen Theologie keine Rolle mehr spielt. Es geht darin nicht vordergründig um Verzicht auf Annehmlichkeiten oder sogar auf die bewusste Übernahme von Unangenehmem.

Askese besteht ihrer Wortherkunft nach (askein – üben, Übung, Verzicht) im Üben der sittlichen Fähigkeiten, um zur „Vollgestalt des christlichen Menschen“ zu gelangen. Nach dem Apostel Paulus ist dazu das Üben und Trainieren absolut notwendig. „Wisst ihr nicht, dass die Läufer in der Rennbahn zwar alle laufen, jedoch nur einer den Preis erlangt? Laufet so, dass ihr ihn erhaltet. Jeder, der im Wettkampf steht, enthält sich von allem. Diese tun es, um einen vergänglichen Kranz zu empfangen, wir aber um eines unvergänglichen willen.“ (1 Kor 9,24f; vgl. Phil 3,12–14; 2 Tim 4,7; Hebr 12,1)

Bei diesen Worten wird deutlich, dass es um keinen weltlichen Sieg geht, sondern um den „unvergänglichen“ Siegespreis, den es nur bei Gott zu gewinnen gibt.

Um diesen Preis, diesen Sieg erringen zu können, ist christliche Askese notwendig. Diese wiederum benötigt Strenge und Verzicht. Nachfolge Christi ist nur durch Entsagung möglich, wie Jesus bereits in der Berufung seiner Jünger forderte: verlasst alles!

Verzicht ist jedoch dann nicht christlich, wenn er als Selbstzweck oder zur Selbsterhöhung des Menschen geübt wird. Christliche Askese ordnet den Zweck und die Übung alleine auf die immer vollkommenere übernatürliche Bild-ung des Menschen nach dem Bild Gottes hin, wie Paulus sagt: „So ziehet denn an als von Gott erwählte Heilige und Geliebte: herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Geduld! Ertragt und verzeiht einander, falls einer dem andern gegenüber zu klagen hat; wie auch der Herr euch verzieh, so sollt auch ihr es tun. Über all das ziehet die Liebe an, sie ist das zusammenschließende Band der Vollendung. Der Friede Christi herrsche in euren Herzen.“ (Kol 3,12f)

Zwar werden wir die volle Reife der Askese erst mit unserem Tod, also im Jenseits erreichen. Doch heute bereits sollen wir unermüdlich üben und auf dieses Ziel hin durchhalten – auch und gerade dann, wenn die alltäglichen Schwierigkeiten uns zu erdrücken scheinen.

Einer der großen asketischen Theoretiker und Lehrer ist Isaak der Syrer, der im 6./7. Jahrhundert in Persien lebte und dessen Werke besonders in der Ostkirche beachtet werden. Aber auch in der Entwicklung des westlichen Mönchtums und der Nachfolge Christi, zu der jeder Christ berufen ist, sind seine Schriften zur Ertüchtigung im inneren und äußeren Kampf gegen die „Leidenschaften“ und zur Anleitung des Menschen auf seinem Weg zu Gott immer gelesen worden und sollten auch heute wieder gelesen werden.

In 86 Reden entfaltet Isaak seine Lehre der Askese. In diesen Homilien „wird über die allererhabensten Zustände des Gebets gesprochen“. Darum dürfen sie „nicht oberflächlich gelesen werden, sondern mit Unterscheidung und in großer Demut“.

Ein Zitat des Altvaters Hieronymos von Aegri lautet: „Wenn ihr dieses Buch lest, werdet ihr euch freuen, ihr werdet aber auch getadelt werden. Bald werdet ihr euch verpflichtet fühlen, es zu lesen; bald möchtet ihr es nicht lesen. Oder ihr lest darin und versteht gar nichts. Und manchmal lest ihr darin und könnt das Buch nicht mehr aus der Hand legen. – Ja, lest darin, auch wenn ihr keine Lust dazu habt. Eine Seite pro Tag.“

Im Vorwort zum Buch heißt es, diese Schriften seien es wert seien, „dass man betteln gehe, um sich ein Exemplar erwerben zu können“. Doch so weit muss es nicht kommen; das empfehlenswerte Buch des „Isaak der Syrer - Reden zur Askese“ ist heute einfacher bei der Edition Hagia Sophia zu erwerben.

Heiliger Isaak der Syrer: Reden zur Askese; Edition Hagia Sophia 2022; 504 Seiten; 35 Euro (ISBN: 9783963211379)

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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