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Leihmutterschaft reduziert Mutter und Kind auf Ware, betont Papstvertreter bei UN in Genf

Christian Peschken (EWTN) im Gespräch mit Erzbischof Ettore Balestrero, dem Ständigen Vertreter des Heiligen Stuhls bei der UN in Genf

Papst Franziskus hat im Januar scharf die Praxis der Leihmutterschaft verurteilt. Vor Diplomaten rief er eindringlich zum Respekt für jedes menschliche Leben auf, besonders für das ungeborene Kind. Er betonte, Leihmutterschaft verletze die Würde von Frau und Kind und basiere auf der Ausbeutung von Frauen basiere. Deshalb plädierte er für ein weltweites Verbot dieser Praxis.

In diesem Sinne organisierte der Heilige Stuhl gemeinsam mit der „Caritas in Veritate“-Stiftung und unterstützt von der Ständigen Vertretung Italiens sowie dem Souveränen Malteserorden eine Podiumsdiskussion bei den Vereinten Nationen in Genf mit dem Motto „Zu welchem Preis? Für die Abschaffung der Leihmutterschaft“. Christian Peschken sprach darüber mit Erzbischof Ettore Balestrero, dem Ständigen Vertreter des Heiligen Stuhls bei der UN in Genf.

 

Das Wörterbuch Merriam-Webster beschreibt Leihmutterschaft als „die Praxis, bei der eine Frau, die sogenannte Leihmutter, ein Kind austrägt und zur Welt bringt, um es dann einer Person zu übergeben, die selbst keine Kinder bekommen kann“. Doch was ist mit Frauen, den Weg der Adoption wählen? Worin liegen die entscheidenden Unterschiede zwischen Leihmutterschaft und Adoption?

Vielen Dank, dass Sie diesen entscheidenden Unterschied ansprechen. Es gibt einen fundamentalen Gegensatz zwischen Leihmutterschaft und Adoption, die auf zwei grundverschiedenen Prämissen basieren. Adoption wurde eingeführt, um Kindern, die ihre Eltern, aus welchem Grund auch immer, verloren haben, ein neues Zuhause zu geben. Menschen adoptieren, weil kein Kind ohne eine liebende Mutter und einen liebenden Vater leben sollte. Sie tun dies, um ein Unrecht zu korrigieren, eine Wunde zu heilen.

Leihmutterschaft hingegen dient dazu, Menschen, die auf natürlichem Weg keine Kinder bekommen können oder wollen, um jeden Preis zu einem Kind zu verhelfen. Mit anderen Worten: Leihmutterschaft schafft Kinder auf Bestellung, um einer Nachfrage zu entsprechen. Aber während jedes Kind das Recht auf eine Mutter und einen Vater hat, gibt es kein Recht für Erwachsene, ein Kind zu haben. Kinder dürfen nicht „gemacht“ werden, um Bedürfnisse zu erfüllen. Sie sind keine Wunschprodukte, die geschaffen werden, um ein Verlangen zu stillen.

Es ist bezeichnend, dass jene, die auf Leihmutterschaft zurückgreifen, oft rechtfertigen: „Wir haben versucht, zu adoptieren, aber man hielt uns für ungeeignet.“ Ihre Antwort ist, den Kinderwunsch durch Leihmutterschaft durchzusetzen. Das verdeutlicht den wesentlichen Unterschied: Adoption zielt darauf ab, den Mangel eines Kindes zu beheben, nicht den eines Erwachsenen. Natürlich sehnen sich auch Adoptiveltern nach einem Kind, aber im Mittelpunkt steht das Wohl des Kindes.

Ein Kind muss Subjekt unserer Liebe sein, nicht deren Objekt. Das ist der gewaltige, grundlegende Unterschied zwischen Leihmutterschaft und Adoption. Hier liegt die Antwort auf die Frage, warum Adoption und nicht Leihmutterschaft: Adoption dient dem Kind, Leihmutterschaft dem Erwachsenen.

Leihmutterschaft zielt kompromisslos darauf ab, den Wunsch nach einem Kind zu erfüllen, wobei sowohl die Mutter als auch das Kind zur Ware degradiert werden. Dabei wird ein Wunsch rücksichtslos und um jeden Preis durchgesetzt.Wir können das gerne hier weiter vertiefen, wenn Sie möchten.

Der Heilige Stuhl plädiert für ein Verbot von Leihmutterschaft in jeglicher Form?

Obwohl die internationalen Menschenrechtsgesetze verschiedene Bestimmungen zu den Rechten des Kindes enthalten, erkennen sie kein „Recht auf ein Kind“ für Erwachsene an. Warum sind wir der Ansicht, dass Leihmutterschaft verurteilt werden muss? Weil es darum geht, die Würde jedes Menschen zu schützen und das fundamentale Recht jedes Einzelnen zu bekräftigen, als eigenständige Person anerkannt zu werden – und niemals als Mittel zum Zweck für jemand anderen.

Jedes Kind hat das Recht auf eine würdevolle Herkunft und auf das Geschenk des Lebens, das die Würde sowohl des Kindes als auch desjenigen, der das Leben schenkt, respektiert. Die Art und Weise, wie ein Mensch geboren wird, ist von tiefgreifender Bedeutung und darf nicht als nebensächlich betrachtet werden – weder für die Gesellschaft, noch für das Individuum oder das Gesetz. Leihmutterschaft wirft ernste ethische, rechtliche und soziale Fragen auf, die die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft erfordern. Aus diesem Grund haben wir diese Veranstaltung organisiert, um auf diese Probleme hinzuweisen.

Die Geburt eines Kindes ist ein zutiefst persönlicher Akt, und durch Leihmutterschaft wird dieser zu einer Ware degradiert, was zu einer Ausbeutung sowohl der Frauen als auch der Kinder führt. Es handelt sich um eine Art Manipulation grundlegender menschlicher Beziehungen, die dauerhafte Auswirkungen auf die Identität und das Leben der beteiligten Frauen und Kinder hat. Wir alle wissen, dass die Anwesenheit eines ungeborenen Kindes im Mutterleib eine einzigartige Bindung erzeugt, die von unschätzbarem menschlichem, moralischem und rechtlichem Wert ist. Bereits in der pränatalen Phase baut eine Mutter eine tiefe biologische und psychophysische Beziehung zu ihrem Kind auf, die nicht nur zur Entwicklung des kindlichen Organismus beiträgt, sondern auch zu seiner menschlichen Natur.

Mehrere wissenschaftliche Studien belegen, dass diese pränatale Bindung entscheidend ist – nicht nur für die Entwicklung des Kindes, sondern auch für das Leben und die psychische Gesundheit der Mutter. Die Vorstellung, dass eine Frau durch einen Vertrag von dieser tiefen Bindung und ihrer Schwangerschaftserfahrung isoliert werden kann, ist ein schwerwiegender Eingriff. Dies stellt eine gewaltsame Operation dar, die auf Kontrolle abzielt – Kontrolle über die Frau und die Auslöschung einer tiefen anthropologischen Dimension: die Entfaltung ihrer mütterlichen Identität.

Zusätzlich dazu entsteht durch Leihmutterschaft das, was in der Fachliteratur als „Fragmentierung der Mutterschaft“ bezeichnet wird. Dabei wird die Rolle der genetischen Mutter, die ihre Eizelle spendet, von jener der austragenden Mutter und der sozialen Mutter getrennt. Diese Fragmentierung hat tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben sowohl der Frau als auch des Kindes und kann die psychische und emotionale Gesundheit beider stark beeinträchtigen.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Aus rechtlicher Sicht ist die Leihmutterschaft eine Praxis, in viele Beteiligte über nationale und internationale Grenzen hinweg eingebunden sind. Diese Praxis fördert medizinische Verfahren, welche die Gesundheit von Frauen gefährden, und übt eine invasive und schädliche Kontrolle über sie und die Kinder aus, die sie zur Welt bringen. Besonders problematisch sind die Formen der Kommerzialisierung des menschlichen Körpers, die Frauen in sozial und wirtschaftlich prekären Situationen ausnutzen. Diese Frauen werden von wohlhabenden Kunden angeworben und ausgebeutet, die ihre verletzliche Lage gezielt ausnutzen. Hier liegt ein ernsthaftes Problem vor, das eindeutig verurteilt werden muss.

Leihmutterschaft fördert auch den sogenannten „Fortpflanzungstourismus“, der durch unterschiedliche nationale Regelungen zur Leihmutterschaft angeheizt wird. Dies führt zu einer grenzüberschreitenden Ausbeutung von Frauen und Kindern, die gezwungen werden, ihre Körper für kommerzielle Zwecke bereitzustellen. Aus all diesen Gründen ist es notwendig, Leihmutterschaft entschieden zu verurteilen und auf ein Ende dieser Praxis hinzuarbeiten.

Die Teilnehmer an der UN-Veranstaltung des Heiligen Stuhls bezogen sich auf die „Erklärung von Casablanca“, die im März 2023 vorgestellt wurde. Diese Erklärung, unterstützt von 100 Experten aus 75 Ländern, fordert ein weltweites Verbot der Leihmutterschaft. Sie betont, dass Leihmutterschaft die Menschenwürde verletzt und daher eine multinationale Konvention erforderlich ist, um diese Praxis zu verbieten und Sanktionen gegen Vermittler durchzusetzen. Exzellenz, wenn eine Frau sich bereit erklärt, schwanger zu werden und ein Kind für jemanden auszutragen, der es bestellt hat, ist es nicht im Grunde eine Form von Prostitution?

Es handelt sich um eine Form des Handels, bei der eine Frau nicht nur ihren Körper, sondern auch ihr Kind verkauft. Dies ist besonders verwerflich, da hier ein Mensch, der nie hätte gezeugt werden müssen, zur Ware wird – verkauft von der Person, die ihn am meisten lieben sollte.

Ist der Heilige Stuhl der Ansicht, dass es alternative Methoden oder Ansätze zur Leihmutterschaft gibt, die seinen Werten und Grundsätzen besser entsprechen? Wenn ja, welche?

Ich bin kein Experte, aber es ist offensichtlich: Es gibt kein „Recht auf ein Kind“. Das Problem liegt in der spirituellen und menschlichen Auseinandersetzung mit dieser Tatsache. Jede Mutter und jedes Kind besitzen ihre eigene Würde, und ein Kind ist kein Mittel zur Erfüllung elterlicher Wünsche. Wenn ein Paar ein Kind wünscht, ist Adoption eine Option. Doch es besteht ein fundamentaler Unterschied zwischen Adoption und Leihmutterschaft, der die ethischen Grundsätze berührt, die ich hier bereits dargelegt habe: Adoption dient dem Wohl des Kindes, während Leihmutterschaft den egoistischen Wunsch der Eltern befriedigt.

Original-Interview aufgenommen in Genf von Laetitia Rodrigues und Alex Mur | Textbearbeitung, Redaktion, Moderation und Schnitt: Christian Peschken für Pax Press Agency im Auftrag von EWTN, EWTN News und CNA Deutsch.

Hinweis: Dieser Beitrag – sein Inhalt sowie die darin geäußerten Ansichten – ist kein Beitrag der Redaktion von CNA Deutsch. Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln zudem nur die Ansichten der jeweiligen Autoren wider. Die Redaktion von CNA Deutsch macht sich diese nicht zu eigen.

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