15 August, 2025 / 7:00 AM
Lichtreiche Erinnerungen verbinden Gläubige, die in Ostpreußen und in Schlesien verwurzelt sind, mit der Marienverehrung, die eng verwoben ist mit besonderen Hochfesten. Auch die Nachfahren der Heimatvertriebenen haben vielleicht nicht nur eine schöne Marienfigur im Herrgottswinkel, sondern einen rechten Platz für die Gottesmutter in ihrem Herzen.
Lange nach dem Krieg, als Bundeskanzler Konrad Adenauer vielen Menschen aus Ostpreußen und Schlesien die späte Reise nach Deutschland ermöglichte, staunten westdeutsche Augenzeugen über das, was einige Katholiken im Lager Friedland im Gepäck hatten: Es waren oft große Marienfiguren, die den Katholiken aus dem Osten so kostbar waren, dass sie diese auf die beschwerliche Reise in die neue Heimat im Westen mitnahmen. Besonders in der norddeutschen Diaspora, einem ehemals protestantischen Stammland, bis auf wenige Enklaven, gab es fromme Ostpreußen und Schlesier, die sozusagen ihr seelisches Hab und Gut, nämlich ihre ganz eigene marianische Spiritualität mitbrachten. Der eine oder die andere sagte mit leuchtenden Augen: „Wir Katholiken sind doch alle Marienkinder.“
Das marianische Brauchtum belebte und kolorierte, bis in die Kräuterweihe hinein, seinerzeit auch den Spätsommer, nämlich jenen 15. August, an dem das Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel oder, wie der Volksmund sagt, „Mariä Himmelfahrt“ gefeiert wird, ein Tag lichtreicher Freude, von dem auch der Eröffnungsvers im Missale Papst Pauls VI. kündet: „Freut euch alle im Herrn am Fest der Aufnahme der seligsten Jungfrau Maria in den Himmel. Mit uns freuen sich die Engel und loben Gottes Sohn.“
Die Liturgie der Kirche führt uns ein in die Schönheit des Glaubens, sie kündet von der Festfreude und lässt uns, würdig gefeiert, jubeln und frohlocken, denn gerade an diesen Wegmarken des Kirchenjahres wird uns neu bewusst, dass wir in der Freude des Glaubens nicht allein sind. Sie reicht hinein bis in den Himmel, sie umschließt und verbindet die Gemeinschaft der Kirche aller Zeiten und Orte – und sie ist eine Teilhabe an der Freude der Engel, die nicht eine marianische Verklärung betreiben, sondern ganz im Sinne der Gottesmutter den Herrn, also Gottes eingeborenen Sohn, lobpreisen.
Unser Dank, unser Lob, unser Gebet gilt niemand anderem als dem dreifaltigen Gott – und die wichtigste Weisung, die Maria uns gibt, spricht sie aus an der Hochzeit zu Kana: „Was Er euch sagt, das tut.“ Nicht also: Was ich euch sage. Nicht also, auf unsere Zeit gewendet: Was die wortmächtigen Kritiker der Kirche meinen. Nicht also: Was ihr selbst für gut, richtig und gewissenhaft haltet. Maria weist in ihrem ganzen Leben auf Christus hin, und sie konnte nichts Besseres tun, als auf den Erlöser hinzuweisen, sie, die ihr großes Ja gesprochen hat und im Magnifikat auf das antwortet, was ihr von Gott her geschehen ist.
In meinem alten Schott-Messbuch lese ich über das Magnifikat: „Das Lied feiert die Größe Gottes, seine Macht, seine Barmherzigkeit und seine ewige Treue. Der Lobpreis aller Glaubenden der alten Zeit und der kommenden Generation fügt sich in dieses Danklied ein.“
Wir feiern, wie Maria, weder uns selbst noch unsere guten Absichten, sondern wir preisen mit ihr die Größe des Herrn. Doch jubeln auch wir, wie Maria, über Gott, unseren Retter? Schauen wir vielleicht nostalgisch zurück in die alten Zeiten, als an Hochfesten wie diesen beherzt Marienlieder gesungen wurden, im festlichen Hochamt, in Kirchen, in denen die Gläubigen noch dankbar für einen Stehplatz waren? Oder sind wir so von Reformphantasien getrieben und von Skepsis beherrscht, dass wir vielleicht sogar darauf verzichten, von der Jungfrau und Gottesmutter zu sprechen, deren Leib in den Himmel aufgenommen wurde – und halten das nur noch für eine fromme Legende?
Die Eucharistiefeier, in Gemeinschaft mit der allzeit jungfräulichen, in den Himmel aufgenommenen Gottesmutter, erinnert uns an diesem Tag an unsere ganz eigene Sendung. Im Schott lesen wir: „Die Heiligkeit ist nicht eine Tugend, die man lernt, sondern ein Geschenk, das man empfängt. Was wir in der Eucharistie darbringen, sind Gottes eigene Gaben: Brot und Wein, Zeit und Leben. So hat Maria ihren Weg verstanden: ein immer tieferes Hineingehen und Aufgenommenwerden in Gottes heilige Ewigkeit.“
Am Hochfest Mariä Himmelfahrt können wir, als Pilger der Hoffnung, unseren Glauben erneuern, mit Blick und am Beispiel der Gottesmutter, auf ihre Fürsprache hoffend, die in den Himmel aufgenommen wurde, denn wir wissen: So sehr wir von der Horizontalität des Alltags beherrscht sind, so sehr uns manches anstrengt, plagt und auch nervt – und dazu zählen viele, besonders junge Gläubige in Deutschland mittlerweile auch die Angst vor Evangelisierung und den leidigen Sermon der Kirchenreform-Apologeten, die die Frage nach Gott längst nicht mehr kümmert –, an diesem Hochfest wissen wir: Unsere Reise geht himmelwärts.
Wir hoffen auf die Fürsprache der seligen Jungfrau Maria, dass wir wie sie zur Herrlichkeit der Auferstehung gelangen. Maria erinnert uns an das, was im Glauben wesentlich ist: an Christus, den wir durch das Evangelium, durch die Lehre der Kirche und das Vorbild aller Heiligen wie auch unserer Vorfahren kennengelernt haben und immer näher kennenlernen dürfen.
Der im Ruf der Heiligkeit stehende Papst Pius XII. verkündete am 1. November 1950 den Glaubenssatz, dass Maria mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde. Er hatte sich damit nicht etwas ausgedacht, sondern auch den Bittschreiben vieler Gläubiger auf der ganzen Welt entsprochen und nur endgültig bestätigt, was seit alters christliche Glaubensüberzeugung ist: „Wir verkünden, erklären und definieren es als ein von Gott geoffenbartes Dogma, daß die unbefleckte, allzeit jungfräuliche Gottesmutter Maria nach Ablauf ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde.“
An diesem Hochfest dürfen wir dankbar sein für die Schönheit des Glaubens, der uns geschenkt ist – und uns an unsere lieben Vorfahren erinnern, die die Mühsal des Daseins kannten und sich dem Schutz und der Fürsprache der Gottesmutter anvertrauten, im Leben und im Sterben. Zahlreiche Gläubige aus Schlesien und Ostpreußen beherbergen auch heute noch kostbare Marienfiguren in ihren Wohnungen und Häusern. An diesem festlichen Tag verehren sie die Gottesmutter vielleicht mit einer Rose oder einem Kerzenlicht – und wir wissen, wenn wir um die Fürsprache Marias bitten, ganz besonders, dass wir im Gebet verbunden sind.
In meinem „Schott“ lese ich: „Das hörende und liebende Herz, das arme Herz, ist fähig, die Gabe Gottes zu empfangen.“ So dürfen wir darum beten, dass der Herr jedem von uns ein Herz schenken möge, das jenem seiner Mutter ähnlich ist. Wir Katholiken heute sind in rechter Weise Marienkinder, wenn wir ganz im Sinne der Gottesmutter gläubig auf Christus schauen und von Ihm und Seiner Kirche uns führen lassen auf der Pilgerfahrt unseres eigenen Lebens.
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