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Wie der selige Adolph Kolping zu einem der bekanntesten Deutschen wurde

Denkmal von Adolph Kolping
Seligsprechung von Adolph Kolping

Warum ist Adolph Kolping, dessen 160. Todestag heute begangen wird, weltweit in zahlreichen Ländern ein Vorbild, das Verehrung findet? Warum wurde er 1991 selig gesprochen? Warum gehört er national und international zu den bekanntesten Deutschen?

Wenn es nach der Häufigkeit der Straßennamen geht, die nach einer bedeutenden Persönlichkeit benannt sind, dann spielt Adolph Kolping in einer Liga mit den bekanntesten Dichtern und Komponisten wie Schiller, Goethe und Mozart. Denn allen ist gemeinsam, dass eine vierstellige Zahl an deutschen Straßen nach ihnen benannt ist.

Wie also konnte der Priester Adolph Kolping eine derartige Bekanntheit erlangen? Waren nicht die Voraussetzungen denkbar ungünstig? Als er am Fest der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria am 8. Dezember 1813 in dem kleinen Ort Kerpen 25 Kilometer von Köln entfernt geboren wurde, war das Rheinland gerade französisch besetzt. Die Geburtsurkunde war folglich in Französisch abgefasst. Die Familie war arm, der Vater arbeitete als Schäfer. Der ganze Reichtum der Familie bestand aus der Liebe, welche die Eltern Anna Maria und Peter Kolping ihren fünf Kindern schenkten.

Der Besuch einer höheren Schule blieb ihnen aus finanziellen Gründen unmöglich, und so erlernte der junge Adolph das Schumacherhandwerk. Zu Beginn seiner Lehre war er knapp 13 Jahre alt. Zehn Jahre blieb er in diesem Handwerk tätig. Zur Ausbildung gehörte es, auf Wanderschaft zu gehen und mehrere Werkstätten kennenzulernen, darunter auch in der Kölner Glockengasse.

Einen zweiten Bildungsweg gab es im 19. Jahrhundert nicht. Dennoch gelang es Kolping, das Abitur nachzuholen. Gemeinsam mit zehn Jahre jüngeren Mitschülern drückte er die Schulbank des Marzellengymnasiums.

Dass er in München und Bonn Theologie studieren konnte, verdankte er Wohltätern. Nach Bonn wollte er zunächst nicht, weil dort der Geist der Aufklärung die theologische Fakultät in zwei Lager spaltete: in die Papsttreuen („Ultramontanen“) und in die Anhänger des Dogmatikprofessors Georg Hermes, dessen Konflikt mit dem Kölner Erzbischof später den Kulturkampf der katholischen Kirche mit dem preußischen Staat einläutete.

Adolph Kolping positionierte sich bereits eindeutig: Das „hermesianische System“ bezeichnet Kolping als „häretisches Element, das wie korrosives Gift um sich frisst und die Atmosphäre mit mephistischen Dünsten erfüllt“. Viele Theologiedozenten hielt Kolping für „kalte Gestalten“ ohne Ausstrahlung und Begeisterung. Dennoch wurde für ihn in Bonn Professor Franz Xaver Dieringer zu einer prägenden Persönlichkeit: „Er tritt fest und entschieden auf, predigt den Katholizismus aus vollem Herzen und mit fester Überzeugung“, schrieb Kolping über sein Bonner Vorbild.

In der Kölner Minoritenkirche empfing Adolph Kolping am 13. April 1845 die Priesterweihe und wurde zur Kaplanszeit vom Kölner Erzbischof in Elberfeld, heute ein Teil der Stadt Wuppertal, eingesetzt. Das Tal an der Wupper bildete zu dieser Zeit eine der am stärksten industrialisierten Gegenden Deutschlands. Die Bevölkerungszahl von Elberfeld verdreifachte sich in der Lebenszeit Kolpings. Angelockt von Arbeitsplätzen in Spinnereien, Färbereien oder Webereien hofften die Menschen auf ein besseres Leben dank der aufstrebenden Textilindustrie. Wohnungsnot, Hunger, Krankheit und Elend waren die Folgen der Frühindustrialisierung. Etwa ein Fünftel der Bevölkerung lebte unter dem Existenzminimum.

Die hygienischen Verhältnisse waren katastrophal. Alle Abwässer der Stadt flossen in die Wupper und verwandelten den Fluss in eine Kloake, die Brunnen und Grundwasser verseuchte. Es grassierten Cholera und Tuberkulose, Hunger und Unterernährung gehörten zum Alltag. Menschenunwürdig waren auch die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen.

Mit großem Ernst und Pflichtgefühl ging Kolping seiner Aufgabe als Priester nach. Seine Predigten bereitete er intensiv vor, es ging um die Verkündigung des Evangeliums. 87 vollständig ausgearbeitete Predigten Kolpings lagen aus den vier Jahren der Elberfelder Zeit vor, „bis zum letzten Wort in der ihm eigenen höchst zierlichen Handschrift zu Papier gebracht“.

Wie entstand nun die Gründung des ersten in Elberfeld gegründeten Gesellenvereins? Eine Gruppe katholischer Handwerksgesellen traf sich zunächst zu Gesangsproben in der Werkstatt des Schreinermeisters Josef Thiel. Bald wurde es dort zu eng. Die Gruppe zog zu ihren Gesangsproben in eine Mädchenschule, wo Johann Gregor Breuer als Hauptlehrer tätig war und bald beim Einüben half. Der Lehrer bemerkte die unzureichende Bildung der Gesellen und ergänzte die Gesangsabende mit Erzählungen, Vorlesungen und gemütlichen Unterhaltungen.

Johann Gregor Breuer verfasste eine Denkschrift, in welcher er die Notwendigkeit beschrieb, einheimischen und fremden jungen Männern, besonders Handwerksgesellen, Fortbildung und Unterhaltung anzubieten. Die Kapläne Steenaerts und Kolping waren begeistert und beteiligten sich an der Vortragsarbeit. Nachdem der bisherige Präses Kaplan Steenaerts versetzt wurde, folgte ihm Kolping im Mai 1847 im Amt des Präses. Bald darauf schrieb Kolping an seinen früheren Dozenten Ignaz Döllinger in München: „Ich brenne vor Verlangen, diesen Verein noch im ganzen katholischen Deutschland eingeführt zu sehen.“

Das gelang ihm – wenngleich mit vielen Mühen – sogar darüber hinaus. Die Grundlage bildete die Anteilnahme Kolpings an den Defiziten, die den Handwerksgesellen im Wege standen: „Was dem jungen Handwerker zunächst fehlt, ist ein kräftiger moralischer Halt im Le­ben.“ So schildert er es in seiner programmatischen Schrift, deren Titel lautet: „Der Gesellenverein. Motto: Tätige Liebe heilt alle Wunden, bloße Worte mehren nur den Schmerz.“

Darin beschreibt er die Problemlage: „Weiter fehlt dem jungen Handwerker zu­meist die Gelegenheit, sich außer der Werkstätte und dem Wirtshause irgendwo behag­lich niederzusetzen und wenigstens eine Weile sich mit ernsten ihn bildenden Dingen zu befassen.“ – „Es fehlt ihm ferner die Gelegenheit, sich für seinen Beruf, für seine Zukunft gewissermaßen auszubilden.“ – „Noch mehr fehlt ihm: eine passende, Geist und Gemüt wahrhaft aufrichtende und stärkende Unterhaltung und Erheiterung.“ – „Auch muss die Religion wieder wach gerufen und aufgefrischt werden in seinem Herzen, indem ihm wieder ein lebhafteres Interesse dafür eingeflößt wird.“

Sein Appell: „Man richte nur in allen Städten, wenn nicht in allen größeren Gemeinden, einen freundlichen, geräumigen Saal ein, sorge am Sonn- und Feiertage wie am Montag Abend für Beleuchtung und im Winter für behagliche Wärme dazu.“ Am 15. März 1849 wechselte Kolping auf die Stelle eines Domvikars in Köln. Am 6. Mai 1849 fand in der Kolumbaschule die Gründungsversammlung des ersten Kölner Gesellenvereins statt. Nach einem halben Jahr zählte der Verein bereits 550 Mitglieder.

Nach der erfolgreichen Gründung in Köln begann für Kolping eine rastlose Reisetätigkeit in ganz Deutschland; fast alle wichtigen Städte – auch in Österreich und der Schweiz – wurden von ihm besucht, vielerorts wurden daraufhin Gesellenvereine gegründet. Gleichzeitig erkannte Kolping die Bedeutung der Presse als das Massenkommunikationsmittel seiner Zeit. Mehr noch aus Leidenschaft als Seelsorger und als Volkspädagoge arbeitete er als Redakteur und später Chefredakteur des Rheinischen Kirchenblattes.

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Dann wagte er einen größeren Schritt und gründete eine neue Wochenzeitung – diesmal nicht als kirchliche Publikation, sondern als Volksblatt für Haus, Familie und Handwerk. Die „Rheinischen Volksblätter“ boten damit vielen Menschen, die sich eine kostspielige Tageszeitung nicht leisten konnten, eine vergleichbar preisgünstige Alternative mit Zusammenfassungen der wichtigsten Neuigkeiten an. Berichte aus dem Wirken des Gesellenvereins spielten darin nur eine Nebenrolle. Gerne nutzte er das Wochenblatt, um seine Vorstellungen einer christlichen Lebensgestaltung einem breiten Publikum nahe zu bringen. Er war zugleich Chefredakteur und Herausgeber eines mit hoher Auflage sehr erfolgreichen Wochenblatts und eines weit verbreiteten Volkskalenders mit redaktionellen Inhalten.

Die publizistische Tätigkeit war beanspruchend, verschaffte Kolping aber zugleich die wirtschaftliche Unabhängigkeit, um den rasch wachsenden Gesellenverein aufzubauen. Er führte umfangreiche Briefwechsel mit Persönlichkeiten in ganz Deutschland, predigte, hielt Reden, war Vereinspräses und arbeitete als Domvikar und Seelsorger, der völlig selbstverständlich bei einer Choleraepidemie in Köln im Jahr 1849 im Bürgerhospital bei der Krankenpflege mitarbeitete. Oft musste er gegen Widerstände – gerade auch des preußischen Staates – ankämpfen.

Nach dem Beispiel der Neugründung in Köln entstanden in rascher Folge Gesellenvereine in Düsseldorf, Aachen, Bonn, Essen und Krefeld. Im Herbst 1850 schlossen sich die Gesellenvereine von Elberfeld, Köln und Düsseldorf zum „Rheinischen Gesellenbund“ zusammen – der erste und wichtigste Schritt zum Verbandsaufbau. Es folgten Vereinsgründungen in Münster, Hildesheim und Mainz. Im Herbst 1851 sprach Kolping in Mainz beim Vorläufer der heutigen Katholikentage. Diese Mainzer Rede war für die weitere Ausbreitung der Gesellenvereine in ganz Deutschland von entscheidender Bedeutung.

Im Jahr 1852 reiste Kolping nach Süddeutschland, gründete Gesellenvereine in Augsburg und München, zog weiter nach Innsbruck, Salzburg, Linz, Steyr und Wien, wo er ebenfalls Vereinsgründungen initiierte. Später ging es nach Dresden, Prag, Wien, Graz, Laibach, Triest, Agram (Zagreb) und Budapest. Später reiste er in die Schweiz nach Einsiedeln, Rorschach, St. Gallen, Chur und Luzern.

Als er 1862 nach Rom reiste, fand er in zwei Audienzen bei Papst Pius IX. Anerkennung, Lob und Unterstützung für sein Werk. Die rastlose Arbeit hatte allerdings Kolpings Gesundheit ruiniert, die seit der Jugend angeschlagen war. Nach anstrengenden Auftritten erfolgte im November 1865 der gesundheitliche Zusammenbruch. Am 4. Dezember 1865 starb Adolph Kolping im Alter von knapp 52 Jahren. Am 27. Oktober 1991 wurde er in Rom von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

Er sagte bei der Feier: „Die Seligsprechung Adolph Kolpings im Jahr, in dem wir den hundertsten Jahrestag der Enzyklika Rerum Novarum feiern, ist ein besonders beredtes Zeichen. Kolping versuchte, die Christen aus ihrer Trägheit aufzurütteln und sie an ihre Verantwortung für die Welt zu erinnern.“ Und er betonte: „Adolph Kolping wusste sehr gut, dass die Familie die erste und natürlichste Lebensgemeinschaft unter den Menschen ist.“

Dabei erwähnte der Papst ein Originalzitat Kolpings: „Das erste, was der Mensch im Leben vorfindet, und das letzte, wonach er die Hand ausstreckt, und das Kostbarste, was er besitzt, auch wenn er es nicht achtet, ist das Familienleben.“ Die Familie sei der Raum, in dem der Mensch seine ersten Lebens- und Glaubenserfahrungen machen könne, um dann auf dieser Erfahrungsfolie alle späteren Welt- und Glaubenserfahrungen zu bewältigen.

„Bei all dem wusste Kolping um die Gefährdung der Familien und ihr Scheitern“, so Johannes Paul. Bleibe die Familie gesund, dann könne eine kranke Gesellschaft immer wieder gesunden. „Sind aber die Familien krank, dann ist die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit schwer gefährdet. Der Familie hat Adolph Kolping deshalb einen entscheidenden Platz in seinem pastoral-sozialen Erneuerungsprogramm zugedacht.“

Der Papst betonte weiter: „Adolph Kolping war ein Mann der Kirche. Sein soziales Engagement gründete in seinem Glauben.“ Dessen Bedeutung beschrieb der Papst eindringlich: „Er ist mit seiner Idee Wegbereiter und Vorläufer der großen päpstlichen Sozialenzykliken.“ Und er fragte nach der „Alternative zur marxistischen Gesellschaftstheorie, deren Konsequenzen die Welt ruiniert haben“. Seine Antwort: „Die Alternative, die Adolph Kolping anbietet, gründet im Evangelium.“ Der Papst belegte diese Aussage mit einem Zitat: „Man wird die wirkliche Lage der Verhältnisse in der politischen und sozialen Welt nie recht und ganz verstehen, wenn man nicht zugleich auch die religiöse ins Auge fasst. Die Religion ist und bleibt, mag man sie anerkennen oder nicht, die tiefste, die erste und die letzte Frage im Menschen.“

Warum hat sich der Gesellenverein, der sich zum Kolpingwerk gewandelt hat, so schnell und flächendeckend ausgebreitet, inzwischen weltweit in 60 Ländern? Adolph Kolping hatte am eigenen Leib erfahren, welche Entfaltungsmöglichkeiten die Weiterbildung, das „lebenslange Lernen“ bietet. Er wurde zu ihrem Pionier. Heute gibt es in Deutschland nicht nur mehr als 2.000 Kolpingsfamilien, Kolpinghäuser und -Familienferienstätten; Kolping gehört in Deutschland zu den größten Trägern der Erwachsenenbildung. Dabei haben Erwerbslose und Menschen mit erhöhtem Förderbedarf einen besonderen Stellenwert.

Warum befindet sich inzwischen der zweitstärkste Mitgliederverband des Kolpingwerkes in Indien? Warum bildet Kolping heute in nahezu jedem Land Südamerikas Handwerker aus? Adolph Kolping entwickelte das Konzept der Selbstorganisation der Betroffenen. Heute ist jedermann das Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ bekannt. Kolping hat es bereits angewendet. Aber sein Ansatz war noch umfassender. Der Zusammenschluss in einer Gruppe eröffnete zusätzliche Möglichkeiten, die ein einzelner nie erreicht hätte: gegenseitige persönliche Stabilisierung und Halt, Organisation von Weiterbildungsangeboten, Aufbau von Infrastruktur. Aus Benachteiligten wurden so selbstbewusste Persönlichkeiten, die in ihre Umgebung ausstrahlten. Und die wissen, was sie ihrem Gründer zu verdanken haben.

Der Autor dieses Beitrags betreibt die Webseite adolphkolping.de, wo Interessierte mehr über den Seligen erfahren können.

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