17 Juli, 2018 / 8:30 AM
Die schönen Vornamen Gotthold Nathan Ambrosius Hasenhüttls klingen, als hätten seine Eltern bei der Taufe gewünscht, dass ihr Sohn vielleicht als Operettenkomponist in die Geschichte eingehen würde. Der Mann ist aber katholischer Priester und Theologieprofessor geworden, der 1933 in Graz geboren und 2003 in Berlin nicht mit einer Operette berühmt wurde, sondern mit einer Art eucharistischen Happenings nach römisch-katholischem Ritus in der evangelischen Gethsemanikirche, wo er damals kurzerhand alle Anwesenden gleichwelcher Konfession zum "Tisch des Herrn" eingeladen hatte. Darauf wurde er von seinem Ortsbischof Reinhard Marx als Priester suspendiert. Drei Jahre später verlor er die Lehrerlaubnis. Bereut hat Hochwürden Hasenhüttl danach aber nichts. "Manchmal denke ich," sagte er damals, "dass die kritische Theologie, die mein ganzes Leben geprägt hat, viel weniger bewirkt hat, als diese eine Messe". 2010 trat er aus der katholischen Kirche aus. Reinhard Marx hingegen wurde im selben Jahr Kardinal, nachdem Papst Benedikt XVI. den Trierer Bischof schon 2007 zum Erzbischof von München und Freising ernannt hatte.
Und nun ist Kardinal Marx am 12. Juni das Husarenstück gelungen, Papst Franziskus zu bewegen, den Entwurf einer "Handreichung" zum Kommunionempfang evangelischer Mitchristen mit dem päpstlichen Namenskürzel "F 12-6-18" absegnen zu lassen und unter dem neuen Etikett "Orientierungshilfe" zu veröffentlichen, die der Glaubenskongregation am 25. Mai noch als "nicht reif" dafür erschien. Danach folgten die Bischöfe Deutschlands der Umsetzung dieser Neuorientierung im Rhythmus stürzender Domino-Steine. Eingestürzt ist darüber auch das Eucharistieverständnis des heiligen Johannes Paul. Wäre es da nicht recht und billig, wenn Kardinal Marx den alten Herrn Hasenhüttl nun vielleicht nicht als Märtyrer, so doch zumindest als Pionier jener neuen protestantisch-katholischen Konfession würdigen würde, die gerade zum Staunen der Weltkirche in Deutschland Gestalt annimmt?
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