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UN-Blog: Roboter, die töten: Interview mit Mauro Cionini

Die Kampagne zum Verbot der "Killer-Roboter"
Monsignore Cionini im Konferenzraum
Monsignore Cionini im EWTN-Interview mit Christian Peschken
Konferenzraum der UN

Kürzlich tagte bei der UN in Genf die Gruppe von Regierungsexperten für "tödliche selbstständige Waffensysteme". Ich habe mit Monsignore Mauro Cionini vom Heiligen Stuhl Genf über das Thema dieser "Legal Autonomous Weapons" (LAWs) gesprochen.

In seiner Rede - Intervention genannt - vor der Expertengruppe sagte der Priester, dass der Heilige Stuhl daran erinnere, dass eine klassische Grundlage der Rechtssysteme die Anerkennung des Menschen als verantwortliches Geschöpf sei, das für sein Fehlverhalten bestraft werden kann. Ein selbstständiges System habe keine Absicht. Es wende an und entwickelt ausschließlich Algorithmen, hege aber keine eigenen Absichten als solche.

Christian Peschken: Der Heilige Stuhl interessiert sich also offensichtlich sehr für dieses Expertentreffen, und warum?

Monsignore Mauro Cionini: Nun, weil es bei diesen Treffen nicht so sehr um Experten in wissenschaftlichen oder technologischen Fragen geht, für die wir auch keine besondere Erfahrung hätten, sondern um die Expertise im humanitären Völkerrecht und die Expertise im Dialog zur Aufdeckung von Kriegsführung, die wissenschaftliche und technologische Fragen aufwirft, um abzuschätzen, was die Auswirkungen in diesen Bereichen der Kriegsführung insbesondere für das humanitäre Recht sein werden. Das Problem ist, dass diese Art von Waffen per Definition selbstständig Maschinen sind, die während ihres Einsatzes ihre Parameter ändern können. Man kann also die Auswirkungen nicht genau vorhersehen.

Msgr. Cionini wies in seiner Rede auch auf die 'Handlungsverantwortung' hin :

“Wenn man wichtige Entscheidungsbefugnisse an eine Maschine delegiert, deren Verhalten unvorhersehbar ist oder deren Verhaltensweise nicht klar definiert oder bekannt ist, wäre der entscheidende 'Handlungs- und Verantwortungszusammenhang' zwangsläufig gefährdet.”

Ich meine, logisch betrachtet, sollte man denken dass die Person, die diese selbstständige Waffe programmiert, leitet und bedient, für das Handeln dieser Maschine verantwortlich ist.


Msgr. Cionini: Ja, dies ist in der Tat ein großes Problem. Also, der Heilige Stuhl, versucht, einen ethischen Kompass, eine moralische Betrachtungsweise in die Diskussion einzubringen, denn diese kann nicht nur technisch, wissenschaftlich oder nur juristisch sein. Es ist notwendig, die ethische Komponente in den Vordergrund zu stellen, um alle anderen Aspekte im richtigen Licht zu sehen.

Msgr Cionini berichtete in seiner Rede das man die Thematik der tödlichen, selbstständigen Waffensysteme aus verschiedenen Sichtweisen angegangen sei: militärisch, technologisch, ethisch, rechtlich. Und das diese voneinander abhängig seien. 

Also ich nehme an, dass sich der Heilige Stuhl sehr stark auf den ethischen Aspekt konzentriert?

Msgr. Mauro Cionini: Wie Paul VI. 1965 bei den Vereinten Nationen sagte: Die Kirche ist Experte in Sachen Menschheit. So ist also der Heilige Stuhl die Stimme der katholischen Kirche innerhalb der internationalen Gemeinschaft, und der Schwerpunkt und unser Beitrag liegt natürlich im Bereich der ethischen Fragen.

Kann der Heilige Stuhl den Wortlaut von Beschlüssen und Dokumenten beeinflussen?

Msgr. Mauro Cionini: Nun, innerhalb des internationalen Systems, des multilateralen Systems, wie es genannt wird, gibt es 193 Staaten, und jeder von ihnen versucht, seine Interessen zu vertreten und durchzusetzen. Es ist also ein Prozess des Zusammenkommens unter der Berücksichtigung des eigenen und durchaus legitimen Verteidigungsgesichtspunkts der Staaten. Man versucht jedoch ernsthaft die integrative und menschliche Vision von der Zukunft der Welt im weitesten Sinne zu verbessern. Dies gilt auch für die Gesetze, die wir im Kriegsfall anwenden.

Und ich nehme an, wenn Sie diese Reden, diese so genannten Interventionen vorbereiten, dass sie wiedergeben, dass sie eine Stimme des Papstes selbst sind, ist das nicht der Fall?

Msgr. Mauro Cionini: Nun, wir sind eine diplomatische Vertretung, und wenn wir eine Rede vorbereiten, bitten wir das Staatssekretariat, das wie die ganze Römische Kurie ein Instrument des direkten Gehorsams gegenüber dem Heiligen Vater ist, um Erlaubnis.....Und wir versuchen besonders das Anliegen des Heiligen Vaters zur Abrüstung, zum Frieden mit einzubringen, und das Technologie als Werkzeug für die Entwicklung der Menschen einzusetzen sei, nicht zur Zerstörung und für den Krieg. In diesem Sinne versuchen wir also wirklich unser Bestes, die Stimme des Heiligen Vaters zu respektieren und wiederzugeben. 

Es ist doch ein trauriges Thema. Es ist, als ob in der Steinzeit die verschiedenen Höhlenbewohner zusammenkommen, um die Größe des Holzstücks zu vereinbaren , das sie verwenden werden, wenn sie sich später im Krieg einander die Köpfe einschlagen.

Das scheint es doch zu sein: Regeln und Vorschriften auch in der Kriegsführung zu finden.

Wäre es denn aus katholischer Sicht nicht sehr einfach für Sie zu sagen, das die Bibel klar vorschreibt: 'Du sollst nicht töten! Das es also keinen Kompromiss gäbe und wir gegen diese Waffen sind?

Msgr. Mauro Cionini:
Ja, natürlich, wir könnten diese Perspektive oder diese Botschaft leicht vermitteln, aber unsere Aufgabe, die Aufgabe der Diplomaten besteht darin, den Willen, den Grund und die Sorge aller Menschen zusammenzubringen. Denn sonst könnte es sein, dass der Heilige Stuhl nur als Gegner dieser Art von Waffen gesehen wird und man das zur Kenntnis nimmt und ohne uns weiter macht. Für uns geht es jedoch darum den Dialog mit den anderen zu suchen, und die Menschen zu überzeugen. Das ist die Aufgabe der Diplomatie, das ist die Aufgabe für die wir gesandt wurden, um unseren Dienst für den Papst zu tun, und im Dienst für die Kirche.

Also, unter dem Strich unterstützt der Heilige Stuhl das Konzept diese Waffen vollständig zu verbieten?

Msgr. Mauro Cionini: Ja, das ist genau das Ziel, das wir erreichen wollen.

Sie sagten, dass Sie ein Diplomat sind. Sind Sie nun eher ein Diplomat oder eher ein Priester oder sind Sie ein Mischung aus Beiden?

Msgr. Mauro Cionini: Nun, wenn zum Beispiel ein Priester auch ein Lehrer für Latein oder Mathematik ist, ist er mehr ein Lehrer oder mehr ein Priester? Wir üben unser Priestertum für die Kirche im Namen Christi aus und dienen ihm in einem sehr außergewöhnlichen Bereich. Wie Sie wissen, gibt es nicht sehr viele Diplomatenpriester auf der Welt. Aber es erfordert gute Vorbereitung, große Demut und eine große Portion Liebe zum Heiligen Vater und zum Heiligen Stuhl und zu dem Werk, das der Heilige Vater und der Heilige Stuhl tun. Und all dass auch hier in diesem sehr komplizierten und manchmal unberechenbaren Umfeld, nämlich der multilateralen Diplomatie.

Papst Franziskus bittet die Menschen, immer für ihn zu beten. Dies beinhaltet auch diejenigen, die ihm helfen, seine Botschaft des Friedens für die Welt in das Forum der Vereinten Nationen zu bringen. Deshalb möchte ich unsere Leser und Zuschauer ermutigen, in Zukunft auch die Diplomaten, die für den Heiligen Stuhl arbeiten, in ihr Gebet aufzunehmen. Es ist keine leichte Aufgabe, aber sie ist sehr wichtig, und ich denke, das sollten wir alle auch in unsere Gebete aufnehmen, wenn wir für Priester und den Heiligen Vater und die katholische Kirche beten. 

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Bleibt zu hoffen, dass Killer-Roboter aus Computerspielen und Prototypen dieser Tötungsmaschinen nicht Realität werden. Papst Franziskus forderte, dass Künstliche Intelligenz und Robotik im Dienst an der Menschheit stehen müssen und nicht zum Gegenteil. Die Lösung scheint also nur diese zu sein: Ein absolutes Verbot von Killer-Robotern. 

Christian Peschken ist U.N. Genf-Korrespondent für EWTN. Das Thema wird auch bei EWTN – Katholisches Fernsehen zu sehen sein im Rahmen des Magazins 'Vatikano'. Weitere Informationen zu Christian Peschken unter www.peschken.media 

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Hinweis: Blogposts spiegeln die Ansichten des Autors wider, nicht unbedingt die der Redaktion von CNA Deutsch. 

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