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Durch den Dschungel von Panama zum Polizei-Chef

Medienprofis bei der Arbeit.

Journalisten, so hat mir einmal ein alter Zeitungshase mal verraten, leiden unter einer Berufskrankheit: Es ist die Eitelkeit. Journalisten möchten gerne gehätschelt und bewundert werden, von den einen gefürchtet, von den anderen für ihre Furchtlosigkeit geliebt werden. Einen ehrfurchtsvoller Blick und die Bestätigung, dass sie einen wichtigen Job machen. Sie wollen anders sein, etwas Besonderes.

Da jeder Mensch etwas Besonderes ist, ist das an und für sich kein Problem. Doch warum ist das so? Haben Journalisten, Redakteure, Reporter, Fernsehleute, Radiosprecher und sonstige Medienmacher ein höheres Geltungsbedürfnis als andere Berufsgruppen? In unserer EWTN-Serie "Rudolf will’s wissen – Wie erkenne ich Gottes Plan für mein Leben"habe ich den Passauer Bischof Stefan Oster SDB gefragt, was ihn eigentlich dazu gebracht hat, in seinem früheren Leben als Radiomoderator jeden Morgen so früh aufzustehen – nur für eine Radiosendung? Ein bisschen, das gab er zu, hatte das durchaus mit Eitelkeit zu tun. Aber: Sind alle Journalisten so?

Da bei mir selbst "Redakteur" auf meinem Visitenkärtchen steht (oh ja, ich habe ein Visitenkärtchen, seht her, wie wichtig ich bin!), muss ich diese Frage natürlich erst einmal verneinen.

Gerade in der katholischen Medienarbeit ist die Demut ein wichtiges Gut. Sich immer wieder klar zu machen, dass ich nur ein kleines Zahnrad im Weinbergstraktor des Herrn bin, der für das Reich Gottes arbeiten soll und nicht für das eigene Ego, gehört unbedingt dazu!

Trotzdem: Oft genug gelingt mir das nicht. Habt Ihr beispielsweise mal gezählt, wie oft in diesen drei Absätzen schon das kleine Wörtchen "ich" vorkam?

Wie weit es mit der Demut her ist, habe ich gemerkt, als wir am Pressezentrum unsere Presseakkreditierungen für die kommenden Tage in Panama abholen sollten. Mit einer solchen Akkreditierung bekommt man als Journalist besondere Zugänge und Privilegien, manchmal sogar kostenlose Verpflegung. Außerdem hat man dann ein cooles Presse-Schild mit dem eigenen Namen und einem Foto um den Hals hängen und die Security muss dich bei eigentlich geschlossenen Veranstaltungen durchlassen. Oder du kommst wie beim Weltjugendtag in Krakau bis ganz vorne an die VIP-Plätze ran und kannst Fotos vom Papst aus nächster Nähe schießen.

Doch dieses Mal sah es so aus, als müsste ich dem Papst – wenn überhaupt – vom Fernseher aus zusehen, denn: Mein Presseausweis war noch nicht da. Meinen Kollegen ging es genauso. Lediglich Thomas und unser Chef Martin erhielten ihren Ausweis. Der Rest guckte in die Röhre. Wir sollten am nächsten Tag noch einmal kommen, doch da waren sie – Überraschung! – immer noch nicht da. Das nagte natürlich am Ego. Wir hatten am ersten Tag ausnahmsweise mal ohne Ausweis hinter die Absperrung in das Pressezentrum hineingedurft, konnten schon einmal den süßen Duft der Wichtigkeit kosten und die Fressmeile begutachten. Doch jetzt standen wir draußen und drückten uns an der Fensterscheibe die Nasen platt.

Schließlich wurde mein Name aufgerufen. Da war das Ding. Einlaminiert. Erhaben. Ehrfurchtgebietend. Und: Leider fehlerhaft. Zwei zusätzliche Ziffern an der Stelle, wo meine ansonsten korrekte Passnummer steht, sorgten dafür, dass mein Presseausweis in der Hand der freundlichen Dame blieb. Ich hatte ihn noch nicht einmal berühren können.

Die Dame fragte eine andere Dame. Hielt meinen Reisepass an mein rechtes Ohr, meinen fehlerhaften Presseausweis an mein anderes, zeigte auf mein Gesicht in der Mitte und signalisierte, dass sie persönlich der Überzeugung sei, dass ich mit der Person identisch bin, die auf dem Presseausweis zu sehen ist. Die andere Dame holte eine weitere Dame dazu. Diese ging zu einem Polizisten. Der wiederum rief einen anderen Polizisten herbei. Dieser hatte ein Funkgerät, sodass ich wenige Minuten später von noch mehr Polizisten umringt war.

Dann kam der große Auftritt des Polizeichefs. Auch er wurde angefunkt. Sein Blick war grimmig, in seinem Gesicht konnte man die Warnung lesen: "Hoffentlich ist es wichtig!" Wieder der direkte Gesichtsvergleich. Kurze Diskussion. Dann ein paar Worte auf Spanisch von ihm. Ein erlösendes Nicken. Bevor er wieder ging, gab er mir noch kurz die Hand und knurrte ein kurzes "God bless you and welcome to Panama!"

Die ältere Dame, die mich während meines Marsches durch die Institutionen begleitet hatte, jubelte und überreichte mir nun fast schon feierlich meinen Ausweis. Ich hatte es geschafft. Ich war erleichtert und erschöpft. Nun würde ich also alle Sperren und Mauern überwinden können, wichtigen Leuten wichtige Fragen stellen und an der Fressmeile das ein oder andere Sandwich abstauben.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Auf der anderen Seite bedeutet dies auch: Ich "muss" nun doch arbeiten. Das war es also mit: "Sorry, Chef, mein Ausweis ist nicht korrekt. Ich werde mich in den kommenden Tagen leider an den Strand legen müssen, aber wir sehen uns dann wieder auf dem Rückflug."

P.S.: Am Montag kam die Nachricht, dass wir eventuell erneut zum Pressezentrum müssen, um uns neue Ausweise zu holen. Es gab wohl einen Systemfehler – eventuell durch den gestrigen landesweiten (!) Stromausfall – und wenn es dumm läuft, werden unsere aktuellen Ausweise dadurch ungültig. Und dies alles einen Tag vor unserer ersten Live-Übertragung. Ist noch jemand der Meinung, katholisches Fernsehen sei langweilig?

Rudolf Gehrig (25) berichtet für den katholischen Fernsehsender EWTN.TV aus Panama vom Weltjugendtag. Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem EWTN-Blog unter www.panama19.de.

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