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Glaube, Gemeinschaft, Gänsehaut: Benjamin Ehrlich über den Weltjugendtag in Lissabon

Die jungen Pilger unterwegs
Freizeit, Gemeinschaft, Glaube: Das Offene Seminar des Bistums Augsburg mit Pilgern auf dem Weg zum Weltjugendtag in Lissabon
Die jungen Pilger auf dem Weg
Wallfahrt im äusserten Westen Europas: Die jungen Weltjugend-Tag Pilger unterwegs

Der Weltjugendtag in Lissabon ist in vollem Gange, und die Begeisterung der Pilger ist spürbar. Unter den vielen Teilnehmern befindet sich auch Gemeindereferent Benjamin Ehrlich vom Bistum Augsburg, der mit einer Gruppe deutscher Pilger der Diözese und Jugend2000 die spirituelle Reise angetreten hat.

Im Interview mit CNA Deutsch gibt er Einblicke in die Bedeutung des Pilgerns zum Weltjugendtag, die Erfahrungen auf dem Jakobsweg — der Teil des Programms ist — und seine persönlichen Highlights. Die Worte von Ehrlich, der die Freude und das Engagement der Jugendlichen teilt, zeugen von der tiefen Verbindung, die durch das gemeinsame Erleben des Glaubens entsteht.

CNA Deutsch: Warum ist das Pilgern ein wichtiger — oder einfach schöner — Bestandteil des Weltjugendtags, und wie haben Sie das im Angebot für den Weltjugendtag in Lissabon umgesetzt?

Benjamin Ehrlich: Weltjugendtage sind an sich große Pilgerreisen, zur gleichen Zeit, aus aller Welt. Ein unglaubliches Erlebnis, eine Weitung des eigenen Innern. Es wird aber wirklich auch zu Fuß gepilgert. Man geht viele Kilometer in diesen Tagen und tut das selten alleine, sondern begegnet vielen anderen Menschen, die unterschiedlich in ihrem Lebens- und Glaubensweg unterwegs sind. Im Austausch kommt es natürlich zum Kennenlernen, manchmal sogar zu jahrelang anhaltenden Kontakten oder Freundschaften. Vor allem ist es ein Teil des Lebens- und Glaubensweges, der gemeinsam erlebt wird.

Ein wesentlicher Bestandteil des Weltjugendtages ist immer der Pilgerweg auf das große Abschlussgelände, wo mit dem Papst die Vigil und dann die Aussendungsmesse gefeiert werden. Vielleicht war es im Ursprung nicht zuletzt eine logistische Frage, wie all die Menschen dort hinkommen sollen. Doch wer es erlebt hat, für den war es ein echter Pilgerweg, mit Freuden und Herausforderungen, den eigenen Anliegen im Gepäck, die in Gedanken erwogen und im Gebet vor Gott gebracht wurden und natürlich dem Ziel: Als Weltkirche mit dem Papst im Gottesdienst den Höhepunkt des WJT zu feiern. Besonders für unsere über 600 Personen starke Gruppe: Dass wir auf der Anfahrt nach Lissabon auch einen Teil des Jakobsweges gehen. Grundsätzlich sind wir aber schon vor längerem eilig aufgebrochen, wie Maria zu Elisabeth, was ja das Thema dieses WJT ist: „Maria stand auf und machte sich eilig auf den Weg“ (Lk 1,39).

Der "Camino" ist natürlich vielen bekannt, aber ist er auch ein besonders geeigneter für den WJT 2023, oder eher weniger? Was sagen die Jugendlichen dazu?

Über den „Camino“ gibt es ja schon unzählige Berichte, Geschichten und Verfilmungen; sowohl über den Jakobsweg als auch über Pilger. Für die einen ist der Weg das Ziel, andere suchen eine sportliche Herausforderung oder wollen sagen können, sie seien den Weg gegangen. Zwangsläufig wird man zumindest auf den ruhigen, alleine gegangenen Abschnitten aber auch über sein Leben reflektieren sowie Sinn und Ziel meditieren. Ich denke, wer Gott nicht ausschließt, kann eine schöne, tiefe Erfahrung mit ihm machen, selbst wenn er das im Moment nicht so benennen würde. Dazu eignet sich auch der touristisch strapazierte „Camino“, gerade rund um das Gedenken des Namensgebers, den heiligen Apostel Jakobus. Auf unserer kurzen Etappe kommt der ein oder die andere vielleicht auf den Geschmack des Pilgerns und das ist es, was wir durch die Aufnahme in unser WJT-Programm unterstützen möchten. - So waren die Gedanken im Vorfeld und im Nachhinein waren die Jugendlichen begeistert und beeindruckt. Einige nehmen sich vor, einmal länger auf dem Weg zu gehen. Besonders beeindruckt waren sie aber von dem Ausblick, als der schmale Pfad durchzogen war von der großen Gruppe, teilweise fahnentragend. Zum äußeren mischt sich die innere Erfahrung, als der Weg mit angeleiteten Stationen gegangen wurde; etwa in einer Gruppenübung oder in Stille. Außerdem empfanden sie es als Gruppenleistung, dass alle es gut geschafft haben.

Gibt es ein persönliches Highlight, auf das Sie sich freuen, und — Hand aufs Herz — haben Sie einen Lieblings-Pilger-Weg oder sind Sie selber nicht so begeisterter Wallfahrer?

Das weltumspannende pilgernde Gottesvolk der nächsten Jahrzehnte versammelt, um Jesus Christus zu erleben, Teil dieser zu tiefst geisterfüllten Gemeinschaft zu sein: Das ist für mich einer der größten Gänsehautmomente meines Lebens. – Es gibt für mich auch Lieblings-Pilger-Wege, ja. Ich stamme aus Oberbayern und von unserem Ort aus gibt es eine Fußwallfahrt auf den „Heiligen Berg“ zum Kloster Andechs, wo in wundersamer Weise Christus in der Eucharistie verehrt wird. Kinder gingen als Erstkommunionkinder zum ersten Mal mit. Ein großes Abenteuer: Gestartet wird um drei Uhr morgens, über Straßen, durch den erwachenden Wald, der Sonnenaufgang über dem Ammersee und das Übersetzen mit dem Schiff, zuletzt der einstündige Anstieg durch das Kiental unter Gebet, schnaufend und manchmal im strömenden Regen. Da mir Gehen jedoch als Kind schon oft zu langsam war, freue ich mich auch über unsere Jugend-Wieswallfahrt, die eine Gruppe teilweise zu Fuß macht, wir aber lieber von daheim aus mit dem Fahrrad in die Wies fahren. Das ist ein anderes Pilgern. Ich bedauere sehr, wenn es in so manchem Jahr nicht möglich ist für mich, weil beide Pilgerarten und -wege bereichern mich jährlich wieder.

HINWEIS

Nicht nur der Weltjugendtag und der berühmte Camino laden also ein: Der Sommerkurs zum Ulrichsjubiläum und das neue Programm für Mädchen und Jungen, das mit dem neuen Schuljahr startet, sind nur einige der spannenden Angebote für junge Menschen. Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeiten finden Sie auf den folgenden Internetseiten: Offenes Seminar, Der Neue Weg, und Offenes Seminar Webseite. Die lebendige Gemeinschaft und das vielfältige Angebot laden dazu ein, den Glauben gemeinsam zu erleben und zu vertiefen.

 

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