Vatikanstadt, 29 Oktober, 2015 / 5:26 PM
Papst Franziskus hat über 5.000 Roma und Sinti aus aller Welt empfangen und mit mahnenden Worten die Volksgruppe darum gebeten, einen neuen Weg einzuschlagen: Sie sollen sich besser in Gesellschaften integrieren und sich als gute Christen für ein Leben in Würde und Verantwortung einsetzen.
„Die Zeit ist gekommen, um säkulare Vorurteile, vorgefasste Ideen und gegenseitige Zurückhaltung auszumerzen, die oft Grundlage von Diskriminierung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sind“, betonte Papst Franziskus am 26. Oktober.
Als Roma, in Deutschland auch Roma und Sinti, bezeichnet sich die in vielen Ländern beheimatete Bevölkerungsgruppe, die früher mit mittlerweile als diskriminierend abgelehnten Namen wie “Zigeuner”, “Gypsy”, “Manouches”, “Kale” bekannt waren.
Der Heilige Vater sprach zu tausenden Roma in der Audienzhalle „Paul VI.“ im Vatikan. Er sagte, die nomadische Volksgruppe solle „eine neue Seite aufschlagen“ und anfangen, Brücken eines „friedlichen Zusammenlebens“ mit anderen Völkern und Kulturen aufzubauen. Der Heilige Vater sprach diese Worte am 50. Jahrestag des Treffens des Seligen Pauls des VI. mit Roma in einem Lager bei Rom.
Die Roma stammen aus Nordwestindien und wanderten gegen das 12. Jahrhundert nach Europa aus. Ihr fahrender Lebensstil bedeutete, dass sie traditionell in Wägen wohnten, und dass sie lange Zeit in Europa verfolgt wurden und gedrängt, sich an die Hauptkultur anzupassen.
Papst Franziskus sagte den Roma, dass sich niemand isoliert fühlen müsse, niemand über die Würde und die Rechte anderer hinwegtrampeln dürfe – wobei er betonte, diese Einstellung des Respekts auch für die Erziehung von Roma-Kindern gelte.
„Eure Kinder haben ein Recht, darauf, zur Schule zu gehen, haltet sie davon nicht ab!“, bat der Heilige Vater die Roma eindringlich und nannte die Kinder „den wertvollsten Schatz“.
Den Roma obliege die Verantwortung, die Schulbildung ihrer Kinder sicher zu stellen, fuhr der Papst fort. Er sagte, der Jugend der Roma müssten Werkzeuge an die Hand gegeben werden, damit sie sich vollständig in die Gesellschaft integriert.
Roma weisen oft Bildungsdefizite auf, was sie an Karrieren in der örtlichen Wirtschaft hindert.
„Wir möchten nicht länger Zeugen von Familientragödien sein, bei denen Kinder wegen einer Erkältung sterben oder in Feuern verbrannt werden“, betonte der Heilige Vater und sagte, dass auch die Verdorbenheit der Jugend, Drogen und Menschenhandel beendet werden müssten.
Der römische Pontifex ermutigte die Roma zu einer Einstellung der Offenheit, der Dialogbereitschaft und der Integration mit den Menschen um sie herum. Er sagte, sie seien selbst für ihre Gegenwart und ihre Zukunft verantwortlich, und er bat sie eindringlich, Beispiele der Brüderlichkeit zu sein und nicht des Individualismus.
„Ihr schafft dies, wenn ihr gute Christen seid und alles vermeidet, was dieses Namenns nicht würdig ist: Lügen, Betrug, Gaunereien, Auseinandersetzungen“. Franziskus betonte auch, Roma sollten jeden Anlass meiden, der die Medien dazu bringe, verächtlich über die Roma zu sprechen.
Der Papst verwies auch auf den Seligen Ceferino Giménez Malla, einen Spanier, der als Schutzpatron der Roma verehrt wird. Er wurde in den 1860-er Jahren in eine katholische Roma-Familie hineingeboren und war Katechet. Während des Spanischen Bürgerkrieges wurde er zusammen mit einem Priester von republikanischen Kräften verhaftet, die ihn am 8. August 1936 hinrichteten.
Der Selige Giménez solle ein Vorbild für die Roma sein, sagte Papst Franziskus. Er glaubt, sein Beispiel an Glauben und Tugend könne die Volksgruppe zu einem Leben in Inklusion, Brüderlichkeit und Glauben inspirieren.
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