Vatikanstadt, 11 Februar, 2019 / 12:11 AM
Es ist so etwas wie ein runder Geburtstag: Heute vor 90 Jahren, am 11. Februar 1929, wurden die Lateranverträge zwischen dem damaligen Königreich Italien und dem Heiligen Stuhl unterzeichnet.
Mit den Unterschriften des Faschisten Benito Mussolini - damals Regierungschef - sowie Kardinal Pietro Gasparri, Staatssekretär von Papst Pius XI., wurde damit eine "Römische Frage" gelöst, die seit der Annektierung Roms am 20. September 1870 offen war: Welchen Status wird der Sitz der Kirche haben?
Im Einzelnen erkannte der Lateranpakt - bestehend aus einem Vertrag, einem Abkommen und einem Finanzabkommen - die Unabhängigkeit und Souveränität des Heiligen Stuhls und die gleichzeitige Gründung des Staates der Vatikanstadt an.
Darüber hinaus enthält der Vertrag eine Karte, auf der das rund 44 Hektar große Gebiet der Vatikanstadt eingezeichnet ist.
Nach der Enteignung kirchlichen Eigentums nach der Eroberung Roms wurde der Kirche ein finanzieller Ausgleich gewährt; die italienische Regierung passte dann ihre Heiratsgesetze an die der katholischen Kirche an; die katholische Religion wurde auch in Italien staatlich und offiziell anerkannt.
Der Lateranpakt überlebte den Fall des Faschismus, den Zweiten Weltkrieg und die Entstehung der Italienischen Republik.
Und wie ist es mit dem heutigen Selbstverständnis? Der Kirchenhistoriker und Vatikan-Experte Ulrich Nersinger antwortete auf die Frage im "Domradio"-Interview mit Tobias Fricke, ob es in 90 Jahren noch einen Staat so geben wird:
"Ich hoffe ja. Etwas macht mir Sorge. Ich sehe bei den Leuten, die im Vatikan arbeiten und die dort leben, eine fehlende Identifikation mit dem Vatikan, mit seiner historischen Dimension und mit seiner Bedeutung für die Weltkirche."
Nersinger erinnerte an den Papstbesuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Er habe mit großer Freude gesehen, "dass der Papst von Lanzen-Reitern, die die Vatikan-Flagge mit sich führten, eskortiert wurde und wie die Luftwaffe der Emirate in den Himmel gelb-weiße Streifen zeichnete".
Man müsse manchmal "von außen so einen Impuls bekommen", der an die Bedeutung des Staates erinnere, so Nersinger.
Marco Mancini trug zur Berichterstattung bei.
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