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Synodale Missverständnisse

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Die Lektüre der synodalen Papierflut erfordert viel Zeit, mehr Zeit, als den meisten Klerikern und Weltchristen im Alltag geschenkt ist. Insbesondere auch die exegetischen Deutungen müssten gesondert untersucht werden. Hier soll nur ein einziger, indessen fundamentalen Irrtum benannt sein, der sich im „Grundtext“ zum Synodalforum III „Frauen in Ämtern und Diensten der Kirche“ befindet.

Auf Seite 16 lesen wir: „Die Tatsache, dass soziale Strukturen in der Antike die Geschlechterrollen weitgehend bestimmten, muss heute sehr vorsichtig machen, biblische Aussagen über „Frauen“ als grundsätzlich gültige Festlegungen zu begreifen. Die Kirche heute ist nicht verpflichtet, die Normen der heidnischen antiken Umwelt unhinterfragt aufrecht zu erhalten. Vielmehr wird umgekehrt die Ausbreitung des Evangeliums oft dadurch behindert, dass in der Kirche eine Ungleichbehandlung der Geschlechter wahrgenommen und die christliche Botschaft damit als unglaubwürdig beurteilt wird.“ 

Das christliche Menschenbild steht fundamental in Differenz zur heidnischen Welt, die männlich dominiert und männlich geprägt war. Vergessen wird, dass die Kindstötung zum Vorrecht des Familienvaters gehörte. Nicht die antike Philosophie, sondern das Christentum stand und steht ein für den unbedingten Lebensschutz – selbst wenn die Pläne der gegenwärtigen Bundesregierung zu § 219a und zur Euthanasie anscheinend auf dem „Synodalen Weg“ keine Rolle spielen.

Die Lehre der Kirche ist eindeutig, die „biblischen Aussagen“, die hier flott relativiert und nivelliert werden, ebenso. Das Evangelium Jesu Christi steht in offenem Gegensatz zur Lebenswirklichkeit der heidnischen Welt. Doch die Autoren schreiben: „Die Kirche heute ist nicht verpflichtet, die Normen der heidnischen antiken Umwelt unhinterfragt aufrecht zu erhalten.“

Das stimmt, aber die synodale Nebelbildung besteht fort: wo etwa erhält die Kirche die „Normen der heidnischen antiken Umwelt“ auf? Die Morallehre der Kirche ist ein eindeutiges, lebensfreundliches Gegenmodell zu den von antiken Philosophen wie Platon und Sokrates goutierten, ausschweifenden hedonistischen Lustbarkeiten, rauschhaften Liebesmählern und allen schändlichen Formen der Päderastie.

Über die Rolle der Frauen im alten Rom informiert so volkstümlich wie verlässlich „National Geographic“: „Eine römische Frau verbrachte ihr Leben in manum viri (unter männlicher Kontrolle) – erst der Kontrolle ihres Vaters, dann der ihres Mannes. Mädchen erhielten wenig Bildung über das hinaus, was sie zu Hause lernten. Nach der Hochzeit leitete die Frau den Haushalt, indem sie die überwiegend versklavten Bediensteten beaufsichtigte, und verwahrte die Hausschlüssel. Ehefrauen konnten ihre Männer beerben und durften mit 25 Jahren eigenes Geld oder eigenen Besitz verwalten. Frauenrechte – Pudicitia (Bescheidenheit) war die höchste Tugend einer römischen Frau. Frauen sollten bescheiden leben und dem Reich Kinder schenken. Starb ihr Mann, bevor sie drei Kinder hatte, musste die Witwe wieder heiraten. Außereheliche sexuelle Beziehungen, selbst von Unverheirateten oder Witwen, durften vom paterfamilias eigenmächtig bestraft werden, oft durch einen Ehrenmord.“

Über den „Kindsmord in römischer Zeit“ ist in der „Neuen Zürcher Zeitung“ zu lesen: „Für die römische Zeit hingegen, wo sowohl Abtreibung, Kindsaussetzung wie Infantizid in schriftlichen Quellen erwähnt sind, werden zahlreiche Gründe genannt. Einer davon ist das unerwünschte Geschlecht des Kindes, ohne dass aus den Quellen hervorgeht, ob damit das männliche oder das weibliche gemeint sei.“ Dass nun ernsthaft auf dem „Synodalen Weg“ behauptet wird, dass die römisch-katholische Kirche bis heute die „Normen der antiken heidnischen Umwelt unhinterfragt“ bewahrt, kann da nur Verwunderung auslösen.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht unbedingt die der Redaktion von CNA Deutsch.  

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