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"Wir werden bestehen, wenn wir auf Gott hören"

Vom Ende des 16. Jahrhunderts bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts galt es als das berühmteste Gemälde der Welt: Die Transfiguration – Verklärung Christi – von Raffael.

Wenn wir aus dem heutigen Evangelium für unser Glaubensleben etwas Entscheidendes mitnehmen wollen, dann ist es die Stimme aus dem Himmel, die sagt: Auf ihn sollt ihr hören. Auf Jesus Christus sollen wir hören. Das ist die Aufforderung oder Einladung für uns, damit unser Leben gelingt. Auf Jesus sollen wir hören. Aber die ganze Szene weist auch auf ein Drama hin. Das werden wir gleich erkennen, wenn wir uns mit Moses und Elias befassen.

In der Peterskirche in Rom hängt das wundervolle Bild von Raffael von der Verklärung Christi. Für uns heute hätten wir gerne ein Video von der ganzen Szene. Jesus zwischen Moses und Elias und am Boden die Jünger schlafend. Doch diese Wünsche sind irreführend. Wir sollten eher ein inneres Bild der Szene mit nach Hause nehmen.

Jesus steigt mal wieder auf den Berg, um zu beten. Das ist der Sinn des Aufstiegs. Der Ort des Gebetes war damals vor allem oben auf einem Berg, in der Nähe Gottes. Meist geht er alleine auf den Berg, jetzt nimmt er ausnahmsweise den innersten Kern des Apostelkreises mit, Petrus, Jakobus und Johannes. Und genau diese drei nimmt er auch mit am Abend von seinem Leiden in den Ölgarten. Und – auch dort sind sie eingeschlafen.

Und während Jesus betet, ändert sich sein Antlitz und es erscheinen ihm Moses und Elias. Wer sind Moses und Elias? Sie symbolisieren das Drama der Geschichte zwischen Jahwe und seinem Volk Israel, zwischen Treue und Untreue. Moses wird in Ägypten von Gott berufen, sein Volk aus der Sklaverei der Ägypter zu befreien. Moses wehrt sich, er könne nicht reden vor dem Pharao. Schließlich nimmt er seine Berufung doch an. Dann hat sein Volk auf dem Weg durch die Wüste Hunger, will zurück an die Fleischtöpfe Ägyptens. Das Volk hadert und schimpft mit Moses. Moses hadert mit Gott. Schließlich kommen sie in ihr Land zurück, aber Moses muss sterben, bevor sie ins Land einziehen, weil er nicht ganz vertraut hatte. Jedenfalls zeigt die Geschichte des Moses das Drama des Verhältnisses zwischen Gott und seinem Volk. Und Elias? Ihm geht es ähnlich. Er lebt zur Zeit des Königs Ahaz. Seine Frau Jezabel hatte Baalstempel bauen lassen und das Volk Israel zum Götzendienst verführt. Elias kämpft gegen den Götzendienst, muss in die Wüste fliehen. Auch hier das Drama der Liebe, des Bundes zwischen Gott und seinem Volk. Diese Dramen weisen hin auf das Drama des Lebens Jesu. Es heißt: Moses und Elias sprachen mit Jesus über sein blutiges Ende in Jerusalem. Die Jünger erkennen. Jesus steht auf den Schultern der beiden Kämpfer, der beiden Leidenden. Die Erwählung durch Gott ist immer auch ein Leiden. Aber sie bestehen das Leiden, wenn sie auf den Herrn hören, wenn sie nicht schlafen, wenn sie nicht davonlaufen.

Und damit sind wir bei dem, was der Apostel Paulus im Philipperbrief schreibt: Paulus beklagt, dass viele der Neuchristen jetzt als Feinde des Kreuzes Christi leben. Und Paulus fährt fort: „Ihr Ende ist das Verderben, ihr Gott ist der Bauch. Ihr Ruhm besteht in ihrer Schande. Irdisches haben sie im Sinn. Unsere Heimat aber ist im Himmel. Von dort her erwarten wir auch den Retter, den Herrn Jesus Christus.“ Und Paulus endet mit den Worten „Steht fest im Herrn Jesus Christus“.

Und warum das alles? Wir haben noch überhört die Stimme aus dem Himmel. Sie hatte nicht nur gesagt: Auf ihn sollt ihr hören, sondern auch „Das ist mein auserwählter Sohn“. Diese Worte sind wohl noch fern von dem, was Petrus, Jakobus und Johannes verstehen können. Verstehen werden sie erst, wenn Jesus ihnen nach seiner Auferstehung erschienen ist, wenn Jesus ihnen gezeigt hat, dass er lebt, wenn Jesus sie überzeugt hat, dass es keine Täuschung ist. Die Botschaft dieser Szene auf dem Berg ist: Der Herr steht auf den Schultern von Moses und Elias, er ist Vollender des Dramas zwischen Jahwe und seinem Volk. Und sein Weg geht über den Tod zum Heil seines Volkes, aus Liebe eben zu seinem Volk. Wir gehören zu seinem Volk. Auf ihn wollen wir möglichst aufmerksam hören, ohne zu schlafen. Er ist eine Herausforderung. Wir werden mit ihm auch Überraschungen erleben. Aber wir werden sie bestehen, wenn wir auf ihn hören. Amen.

Pater Eberhard von Gemmingen SJ war von 1982 bis 2009 Redaktionsleiter der deutschen Sektion von Radio Vatikan. 

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