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Das Glaubensgut „hüten“: Die Schönheit des Katechismus

Blick auf den Petersdom im Vatikan

Mehr als vierzig Jahre sind vergangen, seit der für alle gläubigen Katholiken verbindlich gültige Katechismus publiziert und am 25. Juni 1992 approbiert wurde. 

Der heilige Johannes Paul II. hat am 11. Oktober 1992, dreißig Jahre nach Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils, in der Apostolischen Konstitution „Fidei depositum“ insbesondere die Verbundenheit des Katechismus mit der Lehre und Theologie des Konzils hervorgehoben. 

Wer sich heute also freigeistig anschickt, den Katechismus weiterentwickeln oder verbessern zu wollen, der wendet sich gegen das Zweite Vatikanische Konzil, selbst wenn er sich auf den „Geist des Konzils“ berufen sollte.

Johannes Paul II. erinnert an die Aufgabe der Kirche. Sie sei dazu bestellt, das „Glaubensgut zu hüten“ – und nichts anderes hatte Johannes XXIII. im Sinn, als er das Konzil eröffnete. Sein Wunsch bestand darin, „die apostolische und pastorale Sendung der Kirche zu erhellen, die Wahrheit des Evangeliums aufleuchten zu lassen und so alle Menschen zum Suchen und Aufnehmen der Liebe Christi, die alle Erkenntnis übersteigt (vgl. Eph 3,19), hinzuführen“. 

Es galt, das „kostbare Gut der christlichen Lehre“ auf beste Weise zu hüten und darzulegen, in evangelisierender Absicht: „Daher sollte das Konzil nicht an erster Stelle die Irrtümer der Zeit verurteilen, sondern sich in Gelassenheit vor allem um eine klare Darlegung der Kraft und der Schönheit der Glaubenslehre bemühen.“ 

Dem Wunsch der Bischofssynode aus Anlass des 25-jährigen Abschlusses des Konzils von 1985 entsprechend wurde der neue Katechismus erarbeitet, um als Bezugstext „für eine aus den lebendigen Quellen des Glaubens erneuerte Katechese“ zu dienen. 

Auch heute, im Jahr 2023, stellt der Katechismus einen kostbaren Schatz dar, der es verdient hätte, im Leben der Kirche neu entdeckt zu werden. Der Katechismus zeige die fruchtbare „Zusammenarbeit des gesamten Episkopates“ und gleiche einer „Symphonie des Glaubens“: „Die Herausgabe dieses Katechismus spiegelt damit die kollegiale Natur des Episkopates wider: Sie bezeugt die Katholizität der Kirche.“

Wir können fragen: Bedürfen wir heute überhaupt eines Katechismus, der für die ganze Welt Geltung beansprucht? Genügen nicht ortskirchliche Initiativen und Agenden, die die regionale Lebenswelt und Lebenswirklichkeit widerspiegeln – oder das, was ambitionierte Theologen und Laienfunktionäre dafür halten? Johannes Paul II. setzt das „Licht des Glaubens“ gegen die Irrlichter der Zeit. 

Er schreibt darum: „Ein Katechismus muß getreu und organisch die Lehre der Heiligen Schrift, der lebendigen Überlieferung in der Kirche und des authentischen Lehramtes, ebenso wie das geistliche Erbe der Väter, der heiligen Männer und Frauen der Kirche darstellen, um das christliche Geheimnis besser erkennen zu lassen und den Glauben des Volkes Gottes neu zu verlebendigen. Er muß die Entfaltung der Lehre berücksichtigen, die der Heilige Geist im Laufe der Zeit der Kirche eingegeben hat. Er soll auch eine Hilfe sein, mit dem Licht des Glaubens die neuen Situationen und Probleme zu beleuchten, die sich in der Vergangenheit noch nicht ergeben hatten.“

Die Heilige Schrift wird ebenso berücksichtigt, das Credo, die heilige Liturgie und die Sakramente, sodann das Gebet und das christliche Handeln – also selbstverständlich die Morallehre der Kirche, die nicht Ermessenssache ist, sondern als verbindlich gültig vorgestellt und dargelegt wird. 

Der Katechismus antwortet auch auf die Fragen der Zeit. Der Katechismus sei ein „gültiges und legitimes Werkzeug im Dienst der kirchlichen Gemeinschaft“ und gelte „als sichere Norm für die Lehre des Glaubens“: „Möge er der Erneuerung dienen, zu der der Heilige Geist die Kirche Gottes, den Leib Christi, die Pilgerin auf dem Weg zum unvergänglichen Licht des Reiches, unablässig ruft.“ Der Katechismus diene auch dazu, die Einheit der Kirche zu bewahren und zu festigen: „Ich bitte daher die Hirten der Kirche und die Gläubigen, diesen Katechismus im Geist der Gemeinschaft anzunehmen und ihn sorgfältig bei der Erfüllung ihrer Sendung zu benutzen, wenn sie das Evangelium verkünden und zu einem Leben nach dem Evangelium aufrufen. 

Dieser Katechismus wird ihnen anvertraut, damit er als sicherer und authentischer Bezugstext für die Darlegung der katholischen Lehre und in besonderer Weise für die Ausarbeitung der örtlichen Katechismen dient. Er wird zugleich allen Gläubigen angeboten, die die Kenntnis der unerschöpflichen Reichtümer des Heiles vertiefen möchten (vgl. Joh 8,32). Er möchte ferner den ökumenischen Bemühungen, die den heiligen Wunsch nach Einheit aller Christen pflegen, eine Stütze bieten, indem er den Inhalt und den harmonischen Zusammenhang des katholischen Glaubens genau aufzeigt. Der ‚Katechismus der katholischen Kirche‘ ist endlich einem jeden Menschen angeboten, der uns nach dem Grund unserer Hoffnung fragt (vgl. 1 Petr 3,15) und kennenlernen möchte, was die katholische Kirche glaubt.“

Zugleich gilt der Katechismus als Ermunterung, neue Katechismen für die Kirche vor Ort abzufassen, natürlich im Einklang mit der Lehre der Kirche aller Zeiten und Orte und den Weisungen, wie sie nun dargelegt sind. Der Katechismus sei dazu bestimmt, jene zu unterstützen, die Katechismen vorlegen, „die den verschiedenen Situationen und Kulturen Rechnung tragen, aber zugleich sorgfältig die Einheit des Glaubens und die Treue zur katholischen Lehre wahren“. Niemals darf die „Einheit des Glaubens“ – und damit zugleich die Einheit der Sitten- und Morallehre – preisgegeben werden. Auf die Fürsprache der Gottesmutter ruft Papst Johannes Paul II. zur Neuevangelisierung auf: „Möge das Licht des wahren Glaubens die Menschheit von der Unwissenheit und der Sklaverei der Sünde befreien und sie so zur einzigen dieses Namens würdigen Freiheit hinführen (vgl. Joh 8, 32): zu derjenigen des Lebens in Jesus Christus unter der Führung des Heiligen Geistes, hienieden und im Himmelreich, in der Fülle der Seligkeit der Anschauung Gottes von Angesicht zu Angesicht (vgl. 1 Kor 13,12; 2 Kor 5,6–8)!“ Der Katechismus der katholischen Kirche ist und bleibt bis heute ein echter Lesetipp – auch und gerade für Katholiken und für alle, die sehnsüchtig nach Gott sind. Wer den Katechismus liest, entdeckt und staunt über die Schönheit des Glaubens.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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