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Wie die Mönchsgemeinde leben soll

Zisterzienserstift Heiligenkreuz im Wienerwald

Wie eine Mönchsgemeinde leben soll, bestimmen die Ordensregel und die Ordensstatuten. Der heilige Benedikt (480–547) hat für seine Mönche eine Regel verfasst, die als „Regula Benedicti“ die Lebensordnung der Mönche in den folgenden Jahrhunderten regeln und bestimmen sollte und bis heute als wichtigstes Dokument des monastischen Lebens in der westlichen Kirche gilt. Freilich sind bereits aus der Zeit vor Benedikt andere Ordensregeln überliefert, doch seine Regel mit 73 Kapiteln hat die wichtigsten vorausgegangen monastischen Strömungen aufgenommen.

Die Benediktsregel stellt etwas strengere Anforderungen an die Mönche als jene, welche die Kirche an normale Christen. Sie will Fehler verbessern, damit im klösterlichen Leben Fortschritte im Glauben erzielt werden und „das Herz weit“ werde und der Mönch so „in unsagbarem Glück der Liebe den Weg der Gebote Gottes“ vorangehe.

Die „Ecclesiastica Officia“ waren die Grundlage für das praktisch gestaltete Leben der ersten Zisterziensergenerationen. Dieses grundlegende Gebräuchebuch des Zisterzienserordens aus dem 12. Jahrhundert wurde von Abt Johannes Müller OCist, dem sechsten und letzten Abt des im Jahr 2017 aufgegebenen Zisterzienserklosters Himmerod in der Eifel, zusammen mit German Andreas Herzog, in einer lateinisch-deutschen Ausgabe herausgegeben.

Warum dieses Buch, das fast 600 Seiten umfasst, für Christen interessant und lesenswert ist, bezeugen im Grußwort die die Generaläbte der beiden Zisterzienserzweige: Mauro-Giuseppe Lepore OCist (Zisterzienser der allgemeinen Observanz) und Bernardus Peeters OCSO (Zisterzienser der strengeren Observanz) schreiben. Sie schreiben, dass Mönche und Nonnen ihrer je eigenen Berufung folgen mit demselben Ziel, „wie es zahllose Frauen und Männer im Mönchtum vor und nach ihnen, und wie es ebenso zahllose Christen aller Berufe und Gesellschaftsschichten taten und tun. Das Ziel ist das vollendete Leben in Christus.“

Das vorliegende Gebräuchebuch soll, wie zahllose Ausgaben zuvor, eine konkrete Gemeinde als „Kirche vor Ort“, aber auch die einzelnen Glieder der Kirche „zur Heiligkeit führen“.

Heute werden in den Kongregationen der Zisterzienser die „Ecclesiastica Officia“ nicht mehr in ihrer Gänze befolgt. Immer wieder wurde durch eigene Statuten neu festgelegt, wie der Orden bzw. die Klostergemeinschaften leben sollen.

Als Beispiel sei hier ein Blick auf den Orden der Trappisten, der Zisterzienser der strengeren Observanz, geworfen. Diese Gemeinschaft war bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil ein sehr stark strukturierter und strenger Orden, in dem alle Klöster weltweit nach den gleichen „Usus“ (Gewohnheiten bzw. Bräuchen) lebten.

Im Zuge der mit dem Konzil zusammenhängenden Veränderungen wurde auch das Ordenswesen vor große Herausforderungen gestellt. Die Ordensleitung gehorchte den Grundsätzen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Mönche und Nonnen gaben sich Mühe, „zu den Quellen“ zu gelangen.

Im Jahr 1969 hat das Generalkapitel mit der „Erklärung über das Zisterzienserleben“ und dem „Statut für Einheit und Pluralismus“ zwar ein Bekenntnis zur Ordenstradition abgelegt, gleichzeitig aber die Tore weit geöffnet für umwälzende Veränderungen im Orden und in den einzelnen Klöstern.

Die Konstitutionen und Statuten wurden nach zahlreichen Entwürfen mit vielen Veränderungen versehen und in den Abteien des Ordens im Alltag des klösterlichen Lebens „erprobt“. Im Jahr 1990 wurden sie endgültig vom Heiligen Stuhl approbiert.

Welches Leid in den Jahren des Konzils bis 1990 und noch danach Mönche und Nonnen zugemutet wurde, indem „überkommene Formen im Ritus der Meßliturgie, der anderen sakramentalen Feiern und der regulären Disziplin“ abgeschafft wurden und ihnen keine oder kaum noch Geltung mehr beigemessen wurde, ist nicht zu ermessen. Dass die Anzahl der Mitglieder im Orden radikal durch Austritte gesunken ist, lag sicher nicht allein an einer nicht vorhandenen Berufung.

Wie sich die konkrete Lebensweise in den jeweiligen Klöstern darstellt, wie das monastische Leben verstanden und praktiziert wird, ist heute pauschal nicht mehr zu sagen. Die Uniformität jedenfalls, die von den Zisterzienservätern mit den „Ecclesiastica Officia“ und später mit der Ordensreform von Abt Armand Jean Le Bouthillier de Rancé (1626–1700) im Kloster La Trappe in der Normandie das monastische Leben prägte und ausrichtete, ist Vergangenheit und nicht mehr vorhanden.

Heute wird innerhalb des Ordens dem individuellen geistliche Leben mehr Beachtung geschenkt als früher. Gegebenenfalls werden auch neue Wege beschritten, um einem Mönch oder einer Nonne entsprechende Möglichkeiten zu gewähren, ein persönliches geistliches Profil zu entwickeln.

Mit dem Studium des Buches „Ecclesiastica Officia Cisterciensis Ordinis“, also des Gebräuchebuchs der Zisterzienser, das vor allem eine Sammlung über die Ordnung des Göttlichen Officiums ist, wie es im Kirchenjahr durchgeführt werden soll, bietet dem modernen Menschen des 21. Jahrhunderts die Möglichkeit, einzutauchen in eine fast 900 Jahre zurückliegende Epoche, aber auch in die ebenso lange dauernde Geschichte zisterziensischen Ordenswesens. Sie begegnen der geheimnisvollen Welt der Mönche des 12. Jahrhunderts, die mit ihren Klöstern auch die Gebiete deutscher Sprache überzogen.

„Das Gebräuchebuch der frühen Zisterzienser ist eine historische Quelle, aber es liegt ihm zuallererst ein Lebensentwurf zugrunde. Die Menschen, die seine Ratschläge beherzigen wollten, standen vor denselben Herausforderungen wie die Menschen heute.“

Die zisterziensische Mönchsgemeinde und jeder einzelne Mönch wurde vom Gebräuchebuch das ganze Kirchenjahr über begleitet. Den heutigen Menschen bietet es einen recht intimen „Einblick“ in den damaligen monastischen Tag, „behutsam erschlossen durch erläuternde Anmerkungen und eine an vielen Stellen revidierte und komplettierte Übersetzung“.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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„Diese Gebräuche sind Ausdruck einer Rückbesinnung auf die spätantiken und frühmittelalterlichen monastischen Lebensgewohnheiten, ohne eine Orientierung am Evangelium aus den Augen zu verlieren und vor den Herausforderungen ihrer Zeit zurückzuweichen.“

German Andreas Herzog, Johannes Müller: Wie die Mönchsgemeinde leben soll. Ecclesiastica Officia – Gebräuchebuch der Zisterzienser aus dem 12. Jahrhundert; Patrimonium-Verlag; 2. Auflage 2022; 576 Seiten; ISBN: 978-3864171987; 40 Euro

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