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Wir bekehren uns, indem wir glauben

Kruzifix im Kerzenmeer

CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden Dritten Sonntag im Jahreskreis.

Die Botschaft Jesu wird als „Evangelium“ bezeichnet. Aber was bedeutet das eigentlich? Wir wissen, dass dieses Wort wörtlich „gute Nachricht“ oder „frohe Botschaft“ bedeutet.

Der Inhalt dieser Nachricht, dieser Botschaft Jesu ist, dass das Reich Gottes nahe ist. „Reich Gottes“ bedeutet die Souveränität Gottes über die Welt und die Geschichte. Es bedeutet, dass Gott nicht nur „existiert“, sondern dass er „da ist“, sich um die Menschen kümmert, mitten unter uns handelt und die Fäden der Welt in seinen Händen hält.

Man könnte sagen: Aber das ist nichts Neues! Dies ist schon seit der Zeit Abrahams und auch davor schon bekannt! Und doch gibt es etwas Neues, und das drückt sich vor allem in den Worten aus: „Das Reich Gottes ist nahe.“ Wir beziehen uns hier auf einen Prozess des „Ankommens“, der jetzt im Gang ist und die gesamte Geschichte angeht. Die neue Nähe des Reiches, von dem Jesus spricht, und dessen Verkündigung den besonderen Aspekt seiner Botschaft ausmacht, diese neue Nähe ist er selbst. Durch seine Gegenwart und sein Wirken ist Gott hier und jetzt auf völlig neue Weise in die Geschichte eingetreten, als derjenige, der handelt.

Aus diesem Grund ist jetzt „die Zeit erfüllt“; deshalb ist jetzt in ganz besonderer Weise eine Zeit der Umkehr und der Buße, aber auch eine Zeit der Freude, denn in Jesus kommt uns Gott entgegen. Jetzt ist in ihm Gott derjenige, der wirkt und herrscht.

Die Botschaft Jesu stellt sich als Erfüllung der Hoffnung Israels dar: „Die Zeit ist erfüllt.“ Sein Evangelium ist eine Botschaft der Hoffnung, die die gegenwärtige Vorwegnahme der Zukunft Gottes verkündet. Die Einladung zur Umkehr ist nur aus dieser Perspektive verständlich: Für alle (für die Sünder, die Armen, die Unterdrückten, die Leidenden) ist die Stunde der versprochenen Erlösung gekommen.

Sich zu bekehren bedeutet, an all das zu glauben. Vor Jesus bedeutete Bekehrung normalerweise, sein Leben zu ändern, sein Verhalten zu ändern, die Erlösung zu verdienen oder die Erlösung zu beschleunigen; sie hatte eine asketische und moralische Bedeutung. Man bekehrt sich vor allem, indem man aus eigener Kraft das Gesetz treu befolgt.

Wir sehen es in der ersten Lesung (Gen 3,1–5,10). Die Botschaft des Jona ist kein „Evangelium“, sie ist keine gute Nachricht; sie ist vielmehr eine miserable Nachricht: „Noch vierzig Tage und Ninive ist zerstört!“ An sich ruft Jona nicht einmal zur Bekehrung auf: Er droht, und basta. Die Einwohner von Ninive bekehren sich, weil sie Angst haben – und aus diesem Grund entgehen sie der Zerstörung.

Die Ankündigung Jesu ist das Gegenteil. Seine Botschaft ist schön, sie ist freudig, sie ist die Liebe Gottes. Bei Jesus ist die Beziehung umgekehrt; Bekehrung und Erlösung haben die Plätze getauscht: Es gibt nicht zuerst die Bekehrung und dann die Erlösung, sondern im Gegenteil – zuerst die Erlösung und dann die Bekehrung. Bekehrung bedeutet, an die gute Nachricht (Evangelium!) zu glauben, dass dem Menschen die Erlösung als freies Geschenk Gottes angeboten wird; Bekehrung ist ein Akt der Antwort. Ich kann mich bekehren, weil in Christus das Reich nahe gekommen ist. Das Evangelium geht der Bekehrung voraus; das, was Gott für uns tut, kommt vor dem, was wir für ihn tun müssen; die Hingabe Jesu geht unserer Hingabe voraus und löst sie aus.

Wir bekehren uns, indem wir glauben. Einfach? Scheinbar vielleicht … Es ist, als ob Jesus sagen würde: Eine Welt der Schönheit, der Einheit, der Wahrheit, des Guten ist für euch bereit: Richtet euren Blick darauf, glaubt daran, vertraut! Es geht gerade darum, ihm zu vertrauen, sich auf sein Wort zu verlassen, ohne zu sehen, ohne spürbare Garantien zu haben.

Petrus und Andreas hatten einen Beruf, ein Boot, ein Netz … Das war ihre Sicherheit! Jakobus und Johannes hatten zudem ihren Vater und einige Knechte: Ihr Leben war durch diese Dinge abgesichert. Das Evangelium vom Reich Gottes anzunehmen bedeutet für sie, alles aufzugeben und Jesus nachzufolgen, nur auf ihn zu vertrauen.

Natürlich sind nicht alle dazu berufen, ihre Familie, ihre Arbeit oder ihr Hab und Gut aufzugeben. Der heilige Paulus gibt uns das in der zweiten Lesung zu verstehen (1 Kor 17,29–31): „Wer sich die Welt zunutze macht, soll sich so verhalten, als nutze er sie nicht”, das heißt, ohne diese Dinge zur eigenen Sicherheit zu machen, ohne sie zu etwas Absolutem zu machen. Es geht darum, all das zu relativieren, was zur Gestalt dieser Welt gehört, denn diese Welt vergeht. Das Reich Gottes bleibt jedoch bestehen.

Konzentrieren wir uns also auf das, was nicht vergeht. Vertrauen wir auf den Herrn! Lasst uns in dieser „kurzen Zeit“, die wir auf dieser Erde leben, Geduld aufbauen – diese Zeit kann einen Tag oder tausend Jahre dauern, denn vor Gott sind tausend Jahre wie ein einziger Tag und ein einzelner Tag ist wie tausend Jahre (vgl. 2 Petr 3,8). Leider wird es vorkommen, dass wir weinen werden – aber wir werden weinen, asl weinten wir nicht, denn das Reich Gottes ist ewiger Trost. Glücklicherweise werden wir auch Gelegenheiten haben, uns zu freuen; aber wir werden uns freuen, als freuten wir uns nicht vollkommen, denn die Freuden dieser Welt vergehen, aber die Freude des Reiches Gottes ist ewig. Und sie ist nah. Bekehren wir uns und glauben wir an das Evangelium!

Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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