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Detailreiche Momentaufnahmen aus dem Leben des heiligen Wolfgang

Holzschnitt zeigt den heiligen Wolfgang (aus: „Das Leben des heiligen Wolfgang“, Verlag Friedrich Pustet)

Der 994 gestorbene heilige Wolfgang spielt als Bistumspatron in Regensburg – aber auch darüber hinaus – bis heute eine bedeutende Rolle. Vor diesem Hintergrund ist es überaus erfreulich, dass Michael Fuchs, der langjährige Regensburger Generalvikar und derzeitige Pfarrer von St. Wolfgang in Regensburg, im Verlag Friedrich Pustet ein Buch mit dem Titel „Das Leben des heiligen Wolfgang“ vorgelegt hat, in dem er alte Holzschnitte mit neuen Texten verbindet und so betrachtend in das Leben des Heiligen einführt.

„Die 50 Holzschnittbilder mit Kurztexten waren am Beginn des 16. Jahrhunderts eine wunderschöne und weit verbreitete Form, den Gläubigen das Leben des heiligen Wolfgang in seinen Facetten fast wie in einem Comic zu erschließen“, so Fuchs in seinem Vorwort. „Die Bilder sind in ihrer Schlichtheit und Klarheit auch heute noch ansprechend.“

Nun habe er „neue Texte“ dazu verfasst, erläutert Fuchs seinen Ansatz. „Im ersten Absatz werden historische Daten und Abschnitte aus einer der Legenden oder einer Erzählung zusammengetragen. Legenden-Zitate – meist aus der Legende des Mönchs Otloh – sind kursiv gesetzt. Ein zweiter Teil bringt eigene Gedanken des Autors, Hintergründe und Zusammenhänge, die dann in einem dritten Abschnitt in einen Bibelvers (wieder kursiv) und ein kurzes Gebet münden.“

Die auf den ersten Blick simplen Holzschnitte in „Das Leben des heiligen Wolfgang“ entpuppen sich bei genauerem Hinsehen als detailreiche Momentaufnahmen aus dem Leben des heiligen Wolfgang – mit tiefer Symbolik, die Fuchs in seinen Kurztexten wenigstens andeutet.

Im Kapitel „Wolfgang unterrichtet die Kinder des Herzogs Heinrich“ heißt es etwa über diese Kinder, Wolfgang habe in einer Vision deren „große Zukunft“ gesehen, nämlich „ als König (Heinrich), Bischof (Bruno), Königin (Gisela) und Äbtissin (Brigida). Im Bild sind zu Füßen der Kinder die Insignien ihrer künftigen Aufgaben zu sehen.“ Was genau die Insignien sind, beschreibt Fuchs aber nicht weiter.

„Bilder und Texte wollen zum eigenen Betrachten des Heiligen einladen und zum persönlichen und gemeinsamen Beten anregen“, gibt Fuchs im Vorwort sein Ziel an. Dazu ist das Buch tatsächlich gut geeignet, denn es ist nicht lang oder kompliziert, sondern führt in einfachen Worten vom Leben des Heiligen vor dem Hintergrund des jeweiligen Holzschnitts hin zu einem passenden Vers aus der Heiligen Schrift und schließlich zu einem Gebet von einem oder zwei Sätzen.

Das Kapitel „Bischof Wolfgang reformiert die Männerklöster“ schließt beispielsweise mit dem Gebet: „Heiliger Wolfgang, du Erneuerer der Klöster, bitte für alle Frauen und Männer, die ihr Leben ganz Gott und den Menschen gewidmet haben, bei Christus, unserem Herrn.“

Geboren im Jahr 924 „im Schwabenland“ – somit feiert die Kirche in diesem Jahr den 1000. Geburtstag des Heiligen –, kommt Wolfgang schon früh auf die Klosterinsel Reichenau im Bodensee, um dort seine Schulbildung zu erhalten und gleichzeitig ins geistliche Leben eingeführt zu werden. Weiter geht es für ihn nach Würzburg, wo er jedoch „von der Schule verwiesen“ wird, weil womöglich „der Unterschied Wolfgangs zu den Mitschülern zu groß und zum Lehrer zu klein geworden“ sei, wie Fuchs vermutet.

Später kommt Wolfgang als Domschulmeister nach Trier, bevor er 966 schließlich im Alter von 42 Jahren eine geistliche Laufbahn einschlägt und in das Kloster Maria Einsiedeln eintritt. 968 weiht der heilige Ulrich von Augsburg ihn zum Priester. Eine Missionsreise ins heutige Ungarn vier Jahre später ist nicht von Erfolg gekrönt. Auf der Rückreise wird Wolfgang zum Bischof von Regensburg gemacht.

Die meisten Holzschnitte mit ihren dazugehörigen Kurztexten berichten über das Wirken des heiligen Wolfgang im Bistum Regensburg. Zwischenzeitlich lebt er einige Jahre als Einsiedler im Salzburger Land, wohl weil es in Regensburg selbst politische Spannungen gab und Wolfgang sich wegen seiner auch weltlichen Macht in einer schwierigen Lage befindet.

Am 31. Oktober 994 schließlich stirbt Wolfgang. „Die letzten Worte Wolfgangs sind ein christliches Gegenbild zum modernen Verbergen des Sterbens und der Sterbenden“, so Fuchs. „Wolfgang will nicht allein sterben, auch nicht nur im engsten Kreis. Er war Bischof für viele und gibt damit für viele ein großes Zeugnis.“

Natürlich gehören zu einem Heiligenleben die wundersamen Ereignisse sowie die große Frömmigkeit und die Standhaftigkeit des Heiligen. In „Das Leben des heiligen Wolfgang“ spricht Fuchs jedoch auch einige Schwächen an, darunter das Scheitern seiner Reformversuche bei den Damenstiften von Regensburg. Solche Schwächen gehören, was immer wieder zu betonen ist, genauso zum Leben eines Heiligen wie das Heroische.

Im letzten Kapitel, „Pilger zum heiligen Wolfgang“, schreibt Fuchs: „Die weitaus größte Verehrung entsteht ab dem 15. Jahrhundert in St. Wolfgang am Abersee/Wolfgangsee und an verschiedenen Orten in Ober- und Niederösterreich. St. Wolfgang am Abersee wird zeitweise zu einem der größten Wallfahrtsorte Europas und wirkt auf die anderen Orte der Verehrung des heiligen Bischofs zurück. Er ist Hauptpatron der Diözese Regensburg, eine alljährliche diözesane Wolfgangswoche Ende Juni ist dort Zeichen der lebendigen Verehrung, und der Sterbetag des Heiligen (31. Oktober) wird diözesanweit als Hochfest begangen.“ Die sterblichen Überreste des heiligen Wolfgang befinden sich in der Krypta von St. Emmeram in Regensburg.

Michael Fuchs: Das Leben des heiligen Wolfgang. Mit 50 Holzschnitten; Verlag Friedrich Pustet; 112 Seiten; 9,95 Euro; ISBN: 9783791734866

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