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Dass Jesus sich kümmert, sieht man nicht – man kann es nur glauben

Jesus Christus

CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden elften Sonntag im Jahreskreis.

Wir sind gewohnt, das Wunder vom Sturm auf dem See als einen Ausdruck der Macht Gottes zu betrachten, und das ist es auch. Aber es ist noch mehr. Die Macht Gottes ist in Christus Jesus und Christus Jesus ist in unserem Boot, das vom Sturm hin und her bewegt wird!

Diese Seite des Evangeliums endet mit zwei Fragen. Eine Frage stellen die Jünger: Wer ist denn dieser, dass ihm sogar der Wind und das Meer gehorchen? Und diese Frage können wir beantworten: Es ist Jesus Christus, der menschgewordene Sohn Gottes. Und damit könnten wir uns dann im Reinen fühlen. Aber es gibt noch eine andere, weitaus anspruchsvollere Frage und es ist Jesus selbst, der sie stellt: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?

Wir, die wir das hören, müssen uns fragen, was unsere Ängste sind. Die Stürme, die unser Leben bewegen, können verschiedene und erschreckend real sein: im Bereich der Familie, der persönlichen Beziehungen, der Arbeit, der Gesundheit. Und wir haben Angst, denn wir möchten die Dinge kontrollieren, aber sie entziehen sich uns. Die Fortschritte in Wissenschaft und Technologie haben unsere Fähigkeit, die Dinge zu kontrollieren, enorm verstärkt. Aber nicht alles ist kontrollierbar – die Pandemie, beispielsweise, hat es uns gezeigt.

Früher oder später befinden wir uns in einer ähnlichen Situation wie die Jünger, die das Boot auf dem stürmischen See nicht kontrollieren konnten. Und Jesus? Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief.

Da die Jünger die Situation nicht bewältigen können, wollen sie zumindest sehen, dass Jesus sich darum kümmert; aber das sieht man nicht – man kann es nur glauben. Auch wir möchten in unseren Stürmen sehen, dass der Herr eingreift, dass er sich um uns kümmert, dass er alles löst. Aber wir sehen es nicht. Wir können es nur glauben.

Wenn uns die erste Lesung sagt, dass der Herr dem Meer eine Grenze gesetzt hat (vgl. Hiob 38,1–11), bedeutet das, dass die Macht des Bösen sehr groß, aber unter Kontrolle ist. Es bedeutet aber auch, dass sie nicht unter unserer Kontrolle ist. Wir müssen Glauben an Gott haben!

Wenn die Jünger Glauben gehabt hätten – wenn wir Glauben hätten! –, dann hätten sie sagen müssen: Wir sind an Bord gegangen, weil der Meister uns gesagt hat, wir sollen ans andere Ufer übersetzen; wir haben ihn mitgenommen, so wie er ist. Jetzt ist der Sturm losgebrochen. Jesus wollte einschlafen und er wusste genau, was uns erwartete. Also bleiben wir ruhig!

Da wir nicht alles kontrollieren können, sollten wir uns einfach bemühen, unsere Pflicht zu erfüllen. Und sicherlich nicht auf einem Kissen hinten im Boot schlafen, denn das ist nicht unsere Rolle. Aber das Wasser aus dem Boot schaufeln, die Manöver intelligent durchführen, den Anweisungen gehorchen und darauf vertrauen, dass der Herr uns zum ersehnten Hafen führt (Psalm 107,30).

Der Herr wollte, dass die Jünger diese Erfahrung machen. Der Herr will, dass wir durch unsere Stürme gehen und unsere Ohnmacht und sein Eingreifen erfahren. Warum? Weil er uns zu einem tieferen Grad an Glauben, zu einer höheren Ebene des Gehorsams bringen will: zum vollkommenen Vertrauen in Ihn, zur Hingabe an Ihn.

In der zweiten Lesung (2 Kor 5,14–17) hat der heilige Paulus diese Ebene des Glaubens zum Ausdruck gebracht als nicht mehr für uns selbst leben, sondern für den, der für uns gestorben und auferstanden ist.

Der Herr hat uns in diese Welt gesetzt, wohl wissend, welchen und wie vielen Stürmen wir uns stellen würden müssen. Er hat uns den Beweis seiner Liebe gegeben, denn Christus ist für uns gestorben. Wir können ihm vertrauen! Aber wird dürfen auf die Dinge nicht auf menschliche Weise schauen, wie die Jünger, die sagen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?

Sie haben zwar Christus gekannt, aber – wie es auch uns passiert – kennen sie ihn noch „dem Fleische nach“, auf menschliche Weise: Sie haben Vertrauen, aber nur unter der Bedingung, dass er tut, was sie selbst erwarten. Ich bin noch nicht – wir sind noch nicht – von der Liebe Christi besessen. Möge der Herr uns in dieser Eucharistie helfen, diesen Schritt nach vorne zu machen im Glauben, in der Hingabe an seine Liebe, damit wir als neue Geschöpfe ein Leben ohne Angst, in völliger Freiheit führen können.

Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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