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Das Volk ist verblüfft, denn Gott offenbart sich im Menschen Jesus von Nazareth

Wegkreuz

CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden 14. Sonntag im Jahreskreis.

Im gesamten Markusevangelium geht unter den Menschen, die Jesus begegnen, eine Frage von Mund zu Mund: Wer ist das?

„Was hat das zu bedeuten? Hier wird mit Vollmacht eine ganz neue Lehre verkündet. Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl“ (1,27), heißt es in der Synagoge von Kafarnaum, in der Jesus einen Besessenen heilt.

„Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen?“, fragen die Jünger angesichts des Sturms auf dem See, dem Jesus gebietet.

Es ist eine Frage, die das Staunen der Menschen gegenüber der Weisheit Jesu und der von ihm gewirkten Wunder ausdrückt: Sie sind verblüfft, denn Gott offenbart sich in diesem Menschen. Und hier kann sich die Tür für den Glauben öffnen, wie es für den römischen Hauptmann geschieht, der ihn am Kreuz sterben sehen und ausrufen wird: „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn“ (15,39).

Angesichts der Offenbarung Jesu gibt es unsererseits eine Reaktion in drei Stufen, nämlich Staunen, dann die Frage: „Wer ist das?“, und schließlich Glaube.

Auch in Nazareth sind die Menschen erstaunt – ein Zeichen dafür, dass sich die göttliche Offenbarung in Jesus auch dort vollzieht. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass sich die Leute dort nicht fragen: „Wer ist das?“, weil sie denken, ihn bereits zu kennen!

„Der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon […] seine Schwestern leben hier unter uns.“ Wir wissen, wer er ist. Und das Staunen verwandelt sich in Anstoßnehmen, statt zum Glauben zu führen. Jesus löst Fragen aus, ja, aber es sind keine echten Fragen, denn seine Landsleute haben die einzig wahre Antwort bereits ausgeschlossen.

„Woher hat er das alles?“ Das ist die Frage nach der Herkunft Jesu. Der Glaube weiß, was die wahre Antwort ist: Er ist der Sohn Gottes. Für die Bewohner seines Dorfes wird das Wissen um das familiäre Umfeld zu einem Hindernis, ihn wirklich zu erkennen.

„Was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist?“ Vor allem sollten sie sich fragen, von wem sie ihm gegeben ist: Es ist ein göttliches Passiv. Wenn es Weisheit ist – und das erkennen sie –, dann kann der Urheber der Weisheit nur Gott sein. Aber sie kennen Jesus als Zimmermann und können das, was sie doch sehen und hören, nicht als Weisheit annehmen.

„Und was sind das für Machttaten, die durch ihn geschehen?“ Interessant ist das griechische Wort, das hier mit „Machttaten“ übersetzt wird – dynameis, ein Begriff, der ein machtvolles Wirken hervorhebt, in dem es offensichtlich Gott war, der sich mit seinem Heil an die Menschen wandte. Aber genau das können sie nicht akzeptieren: Die Verwurzelung Jesu in der Familie und in der Arbeit als Handwerker hindert seine Landsleute daran, ihn anzunehmen. Ihre Ungläubigkeit führt sie dazu, Anstoß zu nehmen. Und Jesus kann in seiner Heimat keine Wunder wirken, denn das Wunder ist ein Ereignis des Heils. Dort, wo das Angebot des Heils abgelehnt wird, wird das Wunder unmöglich, es wäre absurd.

Das zentrale Problem ist daher der Glaube angesichts der Tatsache, dass der Sohn Gottes sich im Fleisch offenbart.

Für uns, die wir an das Dogma von Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, gewöhnt sind, scheint das kein Problem zu sein. Zudem hat keiner von uns Jesus gesehen, wie er in der Schreinerei mit dem Hobel und dem Hammer gearbeitet hat, keiner von uns hat nachbarschaftliche Beziehungen zu seinen Verwandten. Jesus ist schon auferstanden und lebt im himmlischen Zustand.

Richtig – aber seht, was passiert, als sich der Auferstandene lebendig zeigt: Magdalena verwechselt ihn mit dem Gärtner, die beiden aus Emmaus glauben, er sei ein fremder Reisender, Petrus selbst hätte ihn am See ohne den Hinweis des geliebten Jüngers nicht erkannt. Ein Zeichen dafür, dass auch wir uns so in den alltäglichen Realitäten verflachen können, dass wir nicht erkennen, dass der Herr genau dort ist. In dieser gewöhnlichen und gewohnten Situation, in meinem werktäglichen und alltäglichen Leben, in der beruhigenden und langweiligen Routine: Genau dort ist der auferstandene Herr! Und wir merken es nicht, wir erkennen es nicht.

„Kann das Wort Gottes denn von diesem Bruder, von dieser Schwester dort zu mir kommen? Kann es aus dieser banalen Situation hier kommen?“ Warum bewerten wir nicht einfach, ob das, was uns gesagt wird, ein weises Wort ist? Ob sich in dem, was getan wird, die rettende Macht des Herrn manifestiert? Und wenn es so ist – je alltäglicher, gewohnter, gewöhnlicher es ist, desto besser!

Aber es gibt noch einen weiteren Punkt, zu dem uns das heutige Evangelium erleuchtet und tröstet. Oft sind auch wir in der Rolle derer, die wie der Prophet Ezechiel in der ersten Lesung (Ez 2,2–5) die Pflicht haben, ein Wort der Weisheit zu bringen, die erlösende Kraft des Herrn weiterzugeben.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Zuneigung und Verantwortung drängen uns dazu, dies gegenüber unseren „nächsten Nächsten“ zu tun: Verwandten, Nachbarn, Kollegen. Und oft wird unser Ansatz zurückgewiesen, ignoriert oder abgelehnt. Verlieren wir nicht den Mut! Teilen wir mit Jesus das Scheitern. Wenn er sagt: „Nirgends ist ein Prophet ohne Ansehen außer in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in seiner Familie“, dann mildert er zum einen die Verantwortung derer ab, die ihn ablehnen; zum anderen tröstet er seine Jünger hinsichtlich der Misserfolge, denen sie begegnen werden.

Letzten Endes ist es kein völliger Misserfolg: Auch in Nazareth wurden einige Kranke geheilt; auch für uns gibt es Hoffnung!

Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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