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Die Heiligen sind diejenigen, die sich in allem vom Willen Gottes leiten lassen

Der lichtdurchflutete Petersdom mit Reliquien zahlreicher Heiliger am Hochfest Allerheiligen, 1. November 2020.

CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum Hochfest Allerheiligen.

An jedem Tag des Jahres steht im Kalender das Fest oder der Gedenktag eines Heiligen – und oft sogar der von mehreren. Warum also ein Fest Allerheiligen?

Weil der größte Teil der Heiligen nicht im Kalender steht. Diejenigen, deren Fest- und Gedenktage wir feiern, sind die Spitze eines Eisbergs, der kleine sichtbare Teil eines riesigen und verborgenen Berges. Wir könnten denken, dass die Heiliggesprochenen den 144.000 Gekennzeichneten ähneln, die im Buch der Offenbarung erwähnt werden. Aber die Heiligen, die wir heute feiern, sind die riesige Schar, die niemand zählen kann, und von der wir gleich sprechen werden.

Es sind all jene Männer und Frauen, die den Herrn Moment für Moment in ihrem Leben aufgenommen haben, weil sie die Gnade Gottes in allem, was geschah, angenommen haben.

Der Herr kommt in jedem Moment und in jeder Situation. Jeder Augenblick bringt etwas mit sich, das wir treu erfüllen müssen. Die Heiligen sind diejenigen, die sich in allem vom Willen Gottes leiten lassen und deshalb den Weg finden, Gott in allen Dingen zu verherrlichen, von den größten bis hin zu den kleinsten.

Aus diesem Grund sind sie „selig“, das heißt voller Freude, weil sie alles, was sie in jedem Moment tun oder erleiden müssen, als ein Geschenk aus der Hand Gottes betrachten, die alles mit Gutem erfüllt.

Das ist das einfache Geheimnis der Heiligkeit: Es geht darum, Gott in allem was uns umgibt und in allem, was passiert, in jedem Moment, zu lieben ohne etwas anderes zu wollen, denn wir wissen, dass das, was Gott uns gibt, das Beste für uns ist.

Es geht darum, ihm alles anzuvertrauen und in ihm glücklich zu sein; glücklich mit dem, was Er in uns tut und was Er uns tun lässt. Das schenkt große Freude und großen Frieden, weil wir wissen, dass Gott uns führt.

Die Heiligkeit liegt nicht in der Quantität oder Qualität der menschlichen Handlungen. Die Heiligkeit entspricht der Liebe, die man zum Willen Gottes hat. Es gibt keine vollkommeneren und weniger vollkommenen Wege: Jeder Lebensstand bringt in jedem Moment seine Kreuze mit sich, und jeder Lebensstand bringt in jedem Moment seine Gnade mit sich. Der Heilige ist derjenige, der Gott in allem preist und es bereitwillig annimmt – und das ist seine Seligkeit, sein Glück.

Heute feiern wir diese verborgenen Heiligen, deren Leben in ihren eigenen Augen und in den Augen anderer unbedeutend und verächtlich sind. In ihrem ganzen Leben gibt es nichts Auffälliges, alles ist gewöhnlich. Manchmal sind es Menschen, die körperlich oder auch psychisch krank sind; sie unterliegen tausend Schwächen und Bedürfnissen, sie tun nichts Außergewöhnliches, Heldenhaftes, Auffälliges. Sie gefallen der Welt nicht und auch nicht sich selbst, aber sie gefallen Gott und finden ihre Ruhe und ihre Freude einzig und allein in Gott.

Die Heiligen sind jene Menschen, die am wenigsten damit beschäftigt sind, über ihre eigene Heiligung nachzudenken, weil sie die Sorge um alles Gott überlassen. Es genügt ihnen zu wissen, was sie tun müssen: Gott lieben und ihre täglichen Pflichten erfüllen; und während sie nur daran denken, zu lieben und zu gehorchen, tut der Herr Großes in ihnen.

Den Willen Gottes in den außergewöhnlichen Dingen zu lieben, erfordert nicht so viel Glauben wie die Liebe zu Gott in den gewöhnlichen und alltäglichen Dingen, die ihm zu widersprechen scheinen. Mit dem gegenwärtigen Augenblick zufrieden zu sein, bedeutet Gottes Willen zu verkosten und anzubeten in allem, was uns zu leiden und zu tun gegeben wird. Die Heiligen beten den Willen auch in den demütigendsten Situationen an.

Was geschieht, ist Gottes Wort an uns, Moment für Moment. Wir sehen meist nur die Äußerlichkeiten, den Zufall, die Werke der Menschen – und deshalb beanstanden wir alles, wir möchten etwas hinzufügen, etwas wegnehmen, etwas umformen und wir verlieren den Frieden. Die Heiligen sind jene, die nicht mit den Sinnen oder mit der Vernunft zu messen verlangen, was nur mit dem Glauben gemessen werden kann. So übermitteln alle Dinge die Gedanken Gottes und lassen neue Gedanken, neue Leiden, neue Taten, neue Propheten, neue Apostel, neue Heilige entstehen, die es nicht nötig haben, das Leben voneinander zu kopieren, sondern in vollkommener Hingabe an den Willen Gottes zu leben.

Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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