28 November, 2024 / 7:00 AM
CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden Ersten Advent.
Es ist an diesem Sonntag der erste Tag des liturgischen Jahres, der erste Adventssonntag. Verweilen wir bei diesem Wort: Advent! Es zeigt ein Ereignis, also einen Fakt, an. Und dieser Fakt ist das Kommen – der adventus – Christi, unseres Herrn: Das ist es, was wir feiern! Das ist das Ereignis, das unserer Zeit einen Sinn gibt.
Und es ist ein doppeltes Ereignis, denn Christus ist bereits in der Demut gekommen und er wird in Herrlichkeit wiederkommen. Das erste Kommen ist die Grundlage unseres Glaubens, das zweite ist der Gegenstand unserer Hoffnung. So wird es in der Präfation des Sonntags gesungen: „Denn in seinem ersten Kommen hat er sich entäußert und ist Mensch geworden. So hat er die alte Verheißung erfüllt und den Weg des Heiles erschlossen. Wenn er wiederkommt im Glanz seiner Herrlichkeit, werden wir sichtbar empfangen, was wir jetzt mit wachem Herzen gläubig erwarten.“
Die alte Verheißung, von der hier die Rede ist, ist jene, von der uns der Prophet in der ersten Lesung spricht (Jer 33,14–16): Aus dem Haus Davids sprießt ein gerechter Spross auf, um Gerechtigkeit und Recht zu wirken.
Diese Prophezeiung hat sich erfüllt, der Weg des Heiles wurde uns geöffnet. Aber wir sind eben auf dem Weg, noch nicht am Ziel! Aus diesem Grund klingen die Worte „Pfad“ und „Weg“ so oft im Antwortpsalm 25 (24) an.
Wir leben in einer Welt, die dazu bestimmt ist, zu vergehen, so wie das Leben eines jeden von uns vergeht. Im Evangelium (Lk 21,25–36) spricht der Herr zu uns von Zeichen an Sonne, Mond und Sternen. Man muss wissen, dass die antiken Völker die Sterne für ewig hielten; die Heiden verehrten sie als Götter: Sie waren „die Kräfte des Himmels“. Nun, sagt Jesus: „Die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.“
Die Gestalt dieser Welt hält nicht stand. Die vernichtende Gewalt des Meeres wird bedrohlich, unmittelbar bevorstehend scheint eine Rückkehr zum ursprünglichen Chaos, als zu Beginn der Schöpfung die Wasser die Erde bedeckten (vgl. Gen 1,1–10). Angesichts dessen gibt es zwei gegensätzliche Teile.
Einerseits „werden die Menschen vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen“. Andererseits aber sagt Jesus zu den Jüngern: „Richtet euch auf und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.“
An diesem Punkt müssen wir uns fragen: Wo stehen wir? Wie reagieren wir, wenn die gewohnten Bezugspunkte zusammenbrechen?
Vielleicht sehen wir nicht physisch Zeichen an Sonne, Mond und Sternen. Und dennoch sind unsere Bezugspunkte erschüttert. Ich spreche von den Bezugspunkten außerhalb von uns, wie etwa die Wirtschaft, die Politik, die Kultur; aber auch von denen in uns: die Gesundheit, das Gedächtnis, die Intelligenz; und von den Bezugspunkten um uns herum: die Familie, die Freunde, die Zuneigungen. Alles kann sich ändern, alles ist davon bedroht, im Chaos zu enden.
Aber es ist genau hier, in dieser Angst der Erwartung der Dinge, die geschehen werden, dass der Herr kommt! Und hier findet eine Trennung statt. Manche finden das Heil, haben die Kraft, vor dem Menschensohn hinzutreten: Es sind diejenigen, die betend wachen. Andere jedoch werden schwerfällig im Rausch, in der Zerstreuung (das heißt, sie verschwenden ihre Zeit, anstatt sie sinnvoll zu nutzen), in der Trunkenheit (sie betäuben ihren Geist mit vielerlei unwichtigem Unsinn, anstatt nach Wahrheit und Gerechtigkeit zu suchen), in den Sorgen des Alltags (sie sorgen sich um Geld, Erfolg, Macht), und sie begreifen nicht, dass sie das ewige Heil verlieren.
Das ist also der Sinn der Adventszeit, die wir heute beginnen: uns vorzubereiten, dem Herrn zu begegnen, unsere Herzen zu disponieren, damit er uns bereit finde, wenn er kommt. Gemäß den Worten des heiligen Paulus in der zweiten Lesung (1 Thess 3,12–4,2): „Der Herr lasse euch wachsen und reich werden in der Liebe zueinander und zu allen […], damit eure Herzen gestärkt werden und ihr ohne Tadel seid, geheiligt vor Gott, unserem Vater, bei der Ankunft Jesu, unseres Herrn, mit allen seinen Heiligen.“
Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.
Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.
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