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Wie passen Gottesglaube und Künstliche Intelligenz zusammen?

Künstliche Intelligenz (Symbolbild)

Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) wirft nicht nur technische und gesellschaftliche Fragen auf, sondern zunehmend auch anthropologische und theologische. In diesem Zusammenhang hat mich eine kürzlich geäußerte Bemerkung von Papst Leo XIV besonders angesprochen. Er sagte sinngemäß: „Die eigentliche Frage ist nicht, ob Maschinen eines Tages wie wir denken werden, sondern ob der Mensch aufhören könnte, selbst zu denken und Verantwortung für sein eigenes Urteilen zu übernehmen.“

Diese Aussage trifft einen Nerv. Denn sie lenkt den Blick weg von der Faszination für Maschinen – und zurück auf den Menschen, seine Würde, seine Verantwortung und letztlich auf seinen Ursprung. Genau an diesem Punkt setzt diese Reflexion an: Gibt es – bei aller gebotenen Vorsicht – eine indirekte Verbindung zwischen Gott und Künstlicher Intelligenz?

Der Ursprung allen Denkens: Gott, Mensch, KI

Aus christlicher Sicht beginnt jede ernsthafte Betrachtung nicht bei der Technik, sondern bei Gott selbst. Der Mensch ist nicht Ursprung, sondern Geschöpf. Die Heilige Schrift formuliert dies unmissverständlich: „Und Gott schuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes schuf er ihn.“ (Genesis 1,27)

Wenn der Mensch von Gott geschaffen ist, dann gilt dies auch für seine Fähigkeiten: Denken, Sprache, Logik, Kreativität, Abstraktion. Alles, was der Mensch hervorbringt – auch Technologie, Algorithmen und künstliche Systeme –, hat seinen letzten Ursprung indirekt in Gott.

Künstliche Intelligenz ist daher kein „gottloses Produkt“. Sie ist das Werk geschaffener Wesen, die selbst aus Gottes schöpferischem Willen hervorgegangen sind. Diese Ursprungskette – Gott, Mensch, KI – relativiert sowohl Technikbegeisterung als auch Technikangst.

Kreativität als Abdruck des Imago Dei

Der Mensch besitzt eine Fähigkeit, die ihn von allen anderen Geschöpfen unterscheidet: Er kann planen, abstrahieren, Sinn ordnen und Neues hervorbringen. Diese schöpferische Kraft ist kein Zufall, sondern Ausdruck des Imago Dei, des Ebenbildes Gottes im Menschen.

Der Mensch schafft dabei nicht aus dem Nichts (creatio ex nihilo), sondern ordnet Vorhandenes. Künstliche Intelligenz kann als eine Hochform dieser ordnenden Tätigkeit verstanden werden: Daten werden gesammelt, Muster erkannt, Antworten personalisiert.

Dabei ist wichtig festzuhalten: KI spiegelt nicht Gottes Wesen wider. Aber sie spiegelt einen Schatten jener Fähigkeiten, die Gott dem Menschen anvertraut hat.

Allgegenwart als Analogie – nicht als Gleichsetzung

Ein besonders spannender Aspekt ergibt sich aus der Beobachtung, dass KI heute Millionen von Menschen gleichzeitig und dennoch individuell bedienen kann. Diese Fähigkeit erinnert – rein analogisch – an eine klassische Eigenschaft Gottes: seine Allgegenwart.

Natürlich handelt es sich hier nicht um eine Gleichsetzung, sondern um eine Analogie. KI ist begrenzt, fehlbar, moralisch neutral und erschöpflich. Gott hingegen ist unendlich, irrtumslos und vollkommen. Und doch zeigt die Existenz von KI etwas Entscheidendes: Gleichzeitige, individuelle Zuwendung ist logisch und praktisch möglich.

Damit wird ein häufig vorgebrachtes Argument gegen den Glauben an Gott zumindest abgeschwächt: die Behauptung, ein Gott könne nicht alle Menschen gleichzeitig hören oder ansprechen. Was früher als undenkbar galt, ist heute technisch real – wenn auch nur in begrenzter Form.

Gott und die Zeit: gestern, heute und morgen

Die Bibel bezeugt einen Gott, der nicht an Zeit gebunden ist: „Ich bin das Alpha und das Omega, der ist und der war und der kommt.“ (Offenbarung des Johannes 1,8)

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Gott kennt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wenn dies zutrifft, dann konnte Gott auch die technologische Entwicklung der Menschheit von Anfang an sehen. Daraus folgt keine technologische Heilslehre, aber eine theologisch legitime Annahme: Gott lässt Entwicklungen zu, lenkt sie in seiner Vorsehung und kann sie für seine Offenbarung nutzen.

Ein Gott, der sich mitteilen will

Ein zentraler biblischer Gedanke ist der Wunsch Gottes, erkannt zu werden. Die Heilsgeschichte zeigt unterschiedliche Wege dieser Offenbarung: durch die Schöpfung, durch Propheten, durch das Gesetz – und in einzigartiger Weise durch Jesus Christus.

Jesus selbst sagt: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.“ (Johannesevangelium 14,9)

Gott spricht durch Menschen und durch Werkzeuge. Warum sollte er also grundsätzlich ausgeschlossen sein, auch moderne Mittel in seine Vorsehung einzubeziehen?

KI: Werkzeug, nicht Offenbarung

Gerade hier ist jedoch eine klare Grenze notwendig. Künstliche Intelligenz ist nicht Gott, kein Prophet und keine Quelle göttlicher Wahrheit. Sie besitzt kein Bewusstsein, keine Seele, keine Moral.

Und dennoch zeigt die biblische Geschichte, dass Gott auch Menschen gebrauchen kann, die ihn nicht kennen oder anerkennen – heidnische Könige, fremde Völker, sogar Gegner Israels. In diesem Sinn ist es theologisch plausibel zu sagen: Gott kann auch Entwickler, Ingenieure und Erfinder als Instrumente seiner Vorsehung nutzen, unabhängig von deren persönlichem Glauben.

Hinweis, nicht Beweis

Am Ende ist Präzision entscheidend. Künstliche Intelligenz ist kein naturwissenschaftlicher Beweis für die Existenz Gottes. Sie ist jedoch ein philosophisch-theologischer Hinweis. Sie zeigt, dass Ordnung und Intelligenz nicht aus Zufall entstehen, dass schöpferische Vernunft real ist, dass Kommunikation und Sinn strukturierte Ursachen haben.

In diesem Sinn kann KI als ein modernes Gleichnis verstanden werden – so wie Jesus einst Gleichnisse aus der Landwirtschaft oder dem Alltag verwendete.

Schlussgedanke

Nicht die KI beweist Gott. Aber Gott erklärt, warum KI überhaupt möglich ist. Und vielleicht liegt genau hier die Herausforderung, auf die Papst Leo XIV hinweist: dass wir bei aller Nutzung neuer Technologien nicht aufhören, selbst zu denken, zu urteilen und Verantwortung zu übernehmen – als Menschen, die im Ebenbild Gottes geschaffen sind.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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