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Björn Höcke in Buchform: Falsch verstanden, gemeingefährlich?

"Hier werden sich die Geister scheiden, und das ist gut so."

Laut Katechismus sind die Katholiken sind aufgerufen, "Mittel und Wege zu finden, um die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten mit den Forderungen des christlichen Glaubens und Lebens zu durchdringen". Die politische Meinungsbildung erfolgt zwangsläufig fast ausschließlich durch die Medien, und von keiner Partei haben die deutschen Medien eine so schlechte Meinung wie von der AfD. Eine der einflussreichsten Figuren innerhalb der AfD ist Björn Höcke, der Fraktionsvorsitzende im Thüringer Landtag. Es ist hilfreich, dass mit "Nie zweimal in denselben Fluss" endlich ein Interview mit Björn Höcke in Buchform vorliegt, in dem er selbst ausführlich zu Wort kommt und seine Positionen entfalten kann.

Niemand, erst recht kein Katholik, muss mit der Politik eines Björn Höcke übereinstimmen.

Jeder, erst recht jeder Katholik, sollte nicht Personen vorschnell verurteilen, weil er ein bestimmtes, kolportiertes Bild für bare Münze nimmt.

Wie üblich, beginnt auch das vorliegende Interview mit einem Blick auf die Herkunft und das Aufwachsen. Höcke präsentiert sich seinen Lesern als der Religion eher fernstehend: "Obwohl meine Mutter katholisch ist, wurde ich – hier setzte sich mein Vater durch – eher protestantisch erzogen, mit Gebeten zu den Mahlzeiten, der Rede von der christlichen Erlösung und einem Leben nach dem Tod. Dennoch blieb mir das, was ich zuhause und im Religionsunterricht hörte, irgendwie fremd. Die biblischen Geschichten waren für mich Begebenheiten aus einer zu fernen Welt – es gab da zu viel Wüste und zu wenig Wald." Glauben könne man nicht erzwingen, so Höcke.

Im Zentrum der Politik von Björn Höcke stehen nicht wirtschaftliche Probleme in Deutschland, obwohl auch diese im Buch umfangreich besprochen werden. Stattdessen sagt Höcke: "Wenn wir uns aber von der rein ökonomischen Sicht der Dinge lösen, kommen wir zu einem ganz anderen, existentiellen Punkt: Unsere 'Klage um Deutschland' dreht sich nicht primär darum, dass der Wohlstand zurückgeht, sondern vor allem darum, dass unser Volk seine Seele und seine Heimat verliert."

Die politischen Ideen von Björn Höcke sind nicht unbedingt alle für Katholiken tragbar. Häufig betont Höcke einen starken Staat, der auf Kosten des in der katholischen Soziallehre immer wieder betonten Prinzips der Subsidiarität geht. Was die Analyse der Probleme angeht, so wird der katholische Leser allerdings immer wieder zustimmend nicken. Die Situation der Schulen in Deutschland etwa ist ein Symptom für größere Probleme: "Eine alte Einsicht lautet: Gesunde Gesellschaften haben gesunde Schulen. Aus meiner unmittelbaren Erfahrung als Lehrer muss ich leider konstatieren, dass unsere Gesellschaft schwerkrank ist."

Auch das Fehlen "echter, männlicher Männer" wird von Höcke problematisiert: "Dass die deutschen Männer heute zu zehn Prozent aus verkrampften Machos und zu achtzig Prozent aus Weicheiern bestehen, hat verschiedene Ursachen, die seit einiger Zeit auch lebhaft diskutiert werden: fehlende Vaterprägung, kaum männliche Vorbilder, weiblich dominierte Kitas und Schulen, generell eine Antigewalt- und Antikörperlichkeitserziehung, Verzicht auf männliche Initiation, usw."

Höcke präsentiert sich in "Nie zweimal in denselben Fluss" als nachdenklicher und belesener Mann, der seine Antworten auf die von Sebastian Hennig gestellten Fragen oft mit Anspielungen auf Philosophen oder Wissenschaftler sowie literarische Werke würzt. Das Buch erfüllt mit Sicherheit die Funktion, der Öffentlichkeit eine andere Seite von Björn Höcke vorzustellen, die sich sehr von jener unterscheidet, die man, wie angesprochen, aus den Medien kennt. Auch ist das Buch ein Forum, die politischen Ideen von Höcke auszuformulieren und zu verbreiten. Hier werden sich die Geister scheiden, und das ist gut so.

Sebastian Hennig, "Nie zweimal in denselben Fluss", ist erschienen in der Manuscriptum Verlagsbuchhandlung und hat 304 Seiten.

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Hinweis: Meinungsbeiträge spiegeln die Ansichten der Autoren wider, nicht unbedingt die der Redaktion von CNA Deutsch.

 

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