Kataloniens andere Seite: Katholische Identität in Frankreich

Perpignan, 28 August, 2021 / 3:00 PM

Die Kathedrale von Perpignan, ein Symbol des katholischen Glaubens und der katalanischen Identität der Region, liegt im französischen Teil Kataloniens, der als Nordkatalonien bekannt ist. Die Widmung der Kathedrale an Johannes den Täufer ist nicht nur eine religiöse, sondern auch eine kulturelle Bezeichnung. Johannes der Täufer, oder Sant Joan, wie er auf Katalanisch genannt wird, ist eine wichtige Figur in der katalanischen Kultur. Sein Festtag am 24. Juni fällt mit der Sommersonnenwende zusammen und wird mit Feierlichkeiten begangen, die christliche Traditionen mit alten Sonnenwendriten verbinden.

Die Diözese Perpignan-Elne, die sich über den gesamten Norden Kataloniens erstreckt, ist ein Mikrokosmos der Herausforderungen und Chancen, denen sich die katholische Kirche im 21. Jahrhundert konfrontiert sieht: Mit ihren 102 Pfarreien und 80 Priestern steht die Diözese im Kontext der doppelten Herausforderung des Säkularismus und der Ausbreitung des Islam. Sie ist auch ein Ausdruck der Hoffnung und des Widerstands, ein Zeugnis für die ungebrochene Kraft des Glaubens angesichts aller Widrigkeiten.

Die Existenz Nordkataloniens ist ein Erbe des Pyrenäenvertrags von 1659, als die Königreiche Frankreich und Spanien ihre Grenzen auf Kosten der Katalanen neu zogen, um einen jahrzehntelangen Konflikt zu beenden. Durch den Vertrag wurde der nördliche Teil Kataloniens an Frankreich abgetreten. 

In Frankreich stellt sich die Situation für die Katholiken insgesamt anders dar als in Spanien. Im Jahr 2020 wurden in Frankreich 126 Priester geweiht, davon 20 Prozent aus traditionellen Gemeinschaften. Der Traditionalismus hat in Frankreich das Phänomen einer blühenden Minderheit hervorgebracht, die religiös verortet ist. 

Gleichzeitig gibt es die Beharrungskraft regionaler Identitäten: Trotz der jahrhundertelangen französischen Herrschaft glüht mancherorts die Glut der katalanischen Identität in Nordkatalonien weiter. Die katalanische Sprache ist in den Städten und Dörfern der Region gelegentlich zu hören, wenn auch bei weitem nicht so weit verbreitet wie im Süden. Auch die Kirche trägt zur Bewahrung dieser Identität bei. In der Diözese Perpignan-Elne wird die Liturgie in Anlehnung an die Zweisprachigkeit der Region sowohl auf Französisch als auch auf Katalanisch gefeiert.

Vergleicht man die katholische Erfahrung im französischen und spanischen Katalonien, so lassen sich viele Gemeinsamkeiten, aber auch wichtige Unterschiede feststellen. Beide Regionen teilen einen gemeinsamen Glauben und ein gemeinsames kulturelles Erbe, aber ihre Erfahrungen sind durch ihre einzigartigen politischen und sozialen Kontexte geprägt. Die französische Seite mit ihrer kleineren katalanischsprachigen Bevölkerung und ihrem Status als Minderheit in einer mehrheitlich französischsprachigen Nation steht vor anderen Herausforderungen und Chancen als ihr südliches Pendant.