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"Seht, das Lamm Gottes!": Die Feier Omnis Terra in Manoppello

Omnis Terra: Der große Segen
Prozession und Segen mit dem Heiligen Schweißtuch: Monsignore Americo Ciani in Manoppello.
Volto Santo: Das Schweißtuch Christi
Die Prozession am 14. Januar 2018

Zum zweiten Mal zelebrierte Monsignore Americo Ciani, ehemaliger Richter der römischen Rota und Kanoniker des Petersdoms, am 14. Januar in Manoppello das feierliche Hochamt des Sonntags "Omnis Terra". Es ist der neue Festtag, mit dem in der Basilika von Gottes Heiligem Gesicht seit dem Jahr der Barmherzigkeit jener Prozession gedacht wird, mit der Papst Innozenz III. im Jahr 1208 das heilige Schweißtuch Christi erstmals öffentlich in Europa zeigte, das Kapuziner nun seit Jahrhunderten schon in den Abruzzen aufbewahren.

Der furchtlose Monsignor Ciani wurde vor drei Jahren über die Grenzen Italiens hinaus bekannt, als er mit Willy Herteleer aus Antwerpen auch erstmals einen flämischen Landstreicher auf dem vornehmen Campo Santo Teutonico beim Vatikan begraben hat.

Nun legte der 83-jährige Prälat die Schrifttexte des Sonntags ebenso kühn und mutig auf das menschliche Antlitz Gottes aus und skizzierte zunächst die Verfolgungen, die die Christenheit heute schlimmer als je seit den Tagen Neros und Diokletians heimsuchen, mit einer ungleich größeren Zahl an Märtyrern.

Schlimmer aber sei, dass Christus in großen Teilen der Erde von den Christen selbst nicht mehr erkannt werde. "Kennen wir Christus?" müssten wir uns alle fragen. Klar sei inzwischen, dass "die Fleisch gewordene Liebe Gottes" weder von unverständlicher Theologie noch durch komplizierte Wissenschaft vermittelt werden könne. "Kommt und seht!" habe Jesus selbst Andreas und einem anderen der Jünger des Johannes einfach gesagt, als sie ihn fragten: "Rabbi, wo wohnst du?"

"Müssten wir da nicht auffahren vor Glück,  dem auferstandenen Messias hier in die Augen schauen zu dürfen?!" bilanzierte der unbestechliche Richter. Denn im Vatikan gehört der nüchterne Mann ja auch jenem Domkapitel an, das dort seit vielen Jahren eine eher unglückliche Kopie der heiligen Schweißtuchs höchst eifersüchtig bewacht und verteidigt.

Anders als im letzten Jahr war es diesmal ein linder Wintertag in den Abruzzen, als der alte Priester vor dem großen Segen mit dem Antlitz Christi das viele Kilo schwere Reliquiar zu einer kurzen Prozession auf die Piazza vor der Basilika hinaus trug, um am Ende seiner langen Laufbahn noch einmal die Worte des Täufers und Sehers Johannes mit seinen Armen und Füßen nachzubuchstabieren: "Seht, das Lamm Gottes!"

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