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Für seine Rolle als "Stimme des Gewissens": Warum Franziskus den Karlspreis erhält

Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 9. Dezember 2015

Wegen seiner "Ermutigung und hoffnungsvollen Botschaften für Frieden und Miteinander in einem starken Europa" erhält Papst Franziskus den Karlspreis. Das haben die Stadt Aachen und das Direktorium des Preises heute bekannt gegeben.

Die Preisverleihung werde im kommenden Jahr in Rom stattfinden; der Zeitpunkt stehe noch nicht fest – der Papst reise also nicht nach Aachen. 

Papst Franziskus hat in der Vergangenheit nicht nur lobende Worte für Europa und seine Institutionen gefunden, sondern diese mehrfach scharf kritisiert. Unter anderem in seiner Rede vor dem Europäischen Parlament nannte er den Kontinent müde, alt und unfruchtbar. In der Begründung der Verleihung des Preises wird dies nicht verschwiegen; vielmehr zitiert sie den Papst mit seiner "aufrüttelnden Ansage", dass der Moment gekommen sei, den Gedanken eines verängstigten und in sich selbst verkrümmten Europas fallen zu lassen: 

"Wo ist deine Kraft? Wo ist jenes geistige Streben, das deine Geschichte belebt hat und durch das sie Bedeutung erlangte? Wo ist dein Geist wissbegieriger Unternehmungslust? Wo ist dein Durst nach Wahrheit, den du der Welt bisher mit Leidenschaft vermittelt hast? Von der Antwort auf diese Fragen wird die Zukunft des Kontinents abhängen". – So Franziskus wörtlich im Zitat.

Doch der Papst habe auch Antworten auf die Herausforderungen gegeben, erkennen die Verleiher des Preises in ihrer Begründung an. Und auch wenn Jesus Christus nicht zitiert wird, erkennt das Direktorium des Preises die wichtige Rolle der Kirche und des Christentums für Europa zwischen den Zeilen an:

In einer Zeit, in der die Europäische Union vor der bislang größten Herausforderung des 21. Jahrhunderts steht, ist es der Papst "vom anderen Ende der Welt", der Millionen Europäern Orientierung dafür gibt, was die Europäische Union im Innersten zusammenhält: das für uns gültige Wertesystem, die Achtung vor Menschenwürde und Freiheitsrechten, vor der Einzigartigkeit des Menschen, ganz gleich welcher ethnischen, religiösen oder kulturellen Herkunft er ist, und die Achtung vor unseren natürlichen Lebensgrundlagen.

Zum Direktorium des Preises, das über die Vergabe entscheidet, gehören unter anderem der Domprobst, der Oberbürgermeister Aachens sowie der Rektor der renommierten Technischen Universität RWTH. 

Vergangenes Jahr ging der "Internationale Karlspreis zu Aachen", wie er offiziell heißt, an den Europa-Politiker Martin Schulz; weitere Empfänger waren Konrad Adenauer, Angela Merkel, Bill Clinton, aber auch der Taizè-Begründer, Bruder Roger Schutz – und im Jahr 2004 wurde auch der heilige Papst Johannes Paul II. mit einem "außerordentlichen" Karlspreis gewürdigt.

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