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Das angebliche "sehr enge Verhältnis" von Johannes Paul II.? Eine alte Freundschaft

Papst Johannes Paul II., circa 1991

Schnell und deutlich hagelten die Dementis: Experten und Freunde von Papst Johannes Paul II. haben reihenweise die Behauptungen der BBC über ein angeblich "sehr enges Verhältnis" des Heiligen mit einer Frau widerlegt.

Die Verschwörungstheorien, die offenbar in einem Dokumentarfilm gemacht werden, auf den die BBC hinweisen wollte, waren freilich schon von deutschen Medien aufgegriffen und als vermeintliche Tatsachen berichtet worden.

Die BBC selber gab zumindest im Artikel zu, die Inhalte der Briefe gar nicht zu kennen. Auch stellte sie klar, das nicht unterstellt werde, der Papst habe den Zölibat gebrochen. Aber auch die vom britischen Medienhaus kolportierten Theorien und Unterstellungen wurden dementiert. Tatsächlich war die Freundschaft zwischen dem heiligen Johannes Paul II. und Anna-Teresa Tymieniecka, einer verheirateten polnischen Philosophin, weder geheim, noch etwas besonderes, und seit Jahrzehnten bekannt.

https://twitter.com/BBCWorld/status/699224420817244160/photo/1?ref_src=twsrc%5Etfw

Der Vatikanist George Weigel hatte in seinem Buch "Zeuge der Hoffnung: Johannes Paul II. Eine Biographie" geschrieben, dass Tymieniecka begann, an Karol Wojtyla Briefe zu schicken, um Ideen zur Veröffentlichung einer philosophischen Arbeit mit dem Titel The acting person auszutauschen.

Auch Monsignore Pawel Ptasznik, ein polnischer Priester, der im vatikanischen Staatssekretariat tätig und zehn Jahre lang Mitarbeiter des polnischen Papstes war, bestätigte dies und erklärt, dass "sie, auch als die philosophische Debatte beendet war, weiterhin Briefe an Kardinal Karol Wojtyla, den späteren Johannes Paul II, schrieb. Da er ein sehr höflicher Mensch war, antwortete er gewöhnlich auf alle Briefe, die er von ihr erhielt."

Gianfranco Svidercoschi, ein erfahrener Vatikanist und Biograph Karol Wojtylas, hob hervor, dass "er ihre Briefe normalerweise wegwarf, nachdem er darauf geantwortet hatte. Frau Tymieniecka jedoch, bewahrte alle Briefe auf, die sie vom Papst erhalten hatte und zusätzlich eine Kopie der Briefe, welche sie gesandt hatte."

Sviderscoschi teilte mit, dass die Frau nach dem Tod des Pontifex "versuchte, ihren gesamten Briefwechsel mit dem verstorbenen Papst zu verkaufen. Und letztendlich kaufte ihn die polnische Nationalbibliothek. Die Briefe sind jedoch nicht zur Lektüre verfügbar." Daher "fügt die BBC an, dass die Briefe geheim wären" erläutert der Vatikan-Experte. Sie hätten sie tatsächlich nicht gelesen.

Tatsächlich veröffentlichte die polnische Nationalbibliothek eine offizielle Erklärung, in der deutlich gemacht wird, dass es nichts gebe, was eine Liebesbeziehung zwischen dem Heiligen und dieser Frau andeuten würde.

"Die Erklärungen, die in den Medien verbreitet werden, stützen sich nicht auf dem Inhalt der Briefe Johannes Pauls II. an Anna Teresa Tymieniecka, die im Archiv der polnischen Nationalbibliothek aufbewahrt werden"  heißt es in einer von dieser Institution gestern veröffentlichte Mitteilung. Mit anderen Worten: Haltlose Behauptungen. Nicht nur Mitarbeiter der Bibliothek stellen sich die Frage, was mit den bizarren Verschwörungstheorien eigentlich erreicht werden soll.

Die Freundschaften des Heiligen

Papst-Biograph Sviderscoschi erinnerte auch daran, dass "Johannes Paul II. viele freundschaftliche Beziehungen pflegte, zu Männern wie Frauen. Denken sie beispielsweise an jene zu Wanda Poltawska", eine Polin und persönliche Freundin des Papstes.

"Johannes Paul II. gefiel es, Leute zu treffen. Wenn er über etwas sprechen wollte, lud er gewöhnlich jemanden ein, um in den Bergen spazieren zu gehen. Er liebte Bootsfahrten. In seinem Buch ´Auf, lasst uns gehen!´ erzählt er, dass er seine Ernennung zum Bischof erfuhr, als er mit einer Gruppe Studenten, die er geistlich begleitete, beim Zelten war" erläutert Sviderscoschi.

Die Freundschaft zwischen Johannes Paul II. und Frau Tymieniecka war korrekt und als Kardinal verbrachte er einmal mit ihr und ihrem Ehegatten Ferien in Vermont, wie das Buch "Seine Heiligkeit" von Marco Politi und Carl Bernstein berichtet.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Im Kapitel "Madame Tymieniecka" erzählen die Autoren, dass Kardinal Wojityla im Garten des Hauses, in dem sie wohnten, Messe feierte und sie danach schwimmen gingen. Der damalige Kardinal benutzte Badekleidung, die ihm der Ehemann der polnischen Frau geliehen hatte.

Greg Burke, Vizedirektor des Pressebüros des Heiligen Stuhles, sagte zu diesem Thema, dass "was die Dokumentation der BBC betrifft, sollte man nicht überrascht sein, dass Papst Johannes Paul II. enge Freundschaften mit verschiedenen Personen unterhielt, sowohl mit Männern als auch mit Frauen. Niemand sollte darüber verwundert sein."

Der Erzbischof von Krakau, der mehr als 40 Jahre lang persönlicher Sekretär der polnischen Papstes war, Kardinal Stanislaw Dziwisz, schrieb seinerseits per Hand eine Mitteilung, in der er darauf verwies, dass "wer mit Johannes Paul II. gelebt hat, sehr wohl weiß, dass es keinerlei Raum für eine böswillige Verschwörung gibt."

Der polnische Kardinal hebt hervor: "Der heilige Johannes Paul II. war frei und transparent, er hatte keine Komplexe, weil er ein sehr reiner Mensch war, der jede Person in jeder Lebenssituation achtete."

"Das ist der einzige Interpretationsschlüssel, mit dem man sein beispielhaftes und heiliges Leben auslegen kann" endet die Mitteilung, die von Pater Piotr Studnicki aus der Erzdiözese Krakau veröffentlicht wurde.

Die Freundschaft zwischen Johannes Paul II. und Frau Tymieniecka war letztendlich nur eine von vielen Freundschaften, die der Heilige Vater pflegte.

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