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“Querida Amazonia” nach der Coronavirus-Krise: Hilferuf der Bischöfe

Pater Alberto Panichella

In den vergangenen Wochen haben die Bischöfe Amazoniens die brasilianische Regierung um mehr Aufmerksamkeit für das Coronavirus gebeten, das sich in der Region immer mehr ausbreitet. Darüber berichtet ACI Prensa, die spanischsprachige Schwesteragentur von CNA Deutsch.

"Wir Bischöfe Amazoniens drücken angesichts des unkontrollierten Voranschreitens von Covid 19 in Brasilien, insbesondere im Amazonasgebiet, unsere immense Sorge aus und bitten um mehr Aufmerksamkeit seitens der Bundesregierung und der Länderregierungen für diese Krankheit, die sich mehr und mehr in dieser Region ausbreitet."
Dies sind die ersten Worte einer "Note der Bischöfe des brasilianischen Amazoniens über die Bevölkerung im Regenwald in den Zeiten der Covid-19-Pandemie". Fünfundsechzig Bischöfe und zwei Apostolische Administratoren aus sechs Regionen der brasilianischen Bischofskonferenz (CNBB) haben sie unterzeichnet, darüber hinaus auch der Generalrelator der Amazonassynode, Kardinal Claudio Hummes. "Die Völker Amazoniens fordern besondere Aufmerksamkeit von den Behörden, damit ihr Leben nicht weiter verletzt wird. Die Sterblichkeitsrate ist eine der höchsten im Land und die Gesellschaft erlebt bereits den Zusammenbruch der Gesundheitssysteme in größeren Städten wie Manaus und Belém. Die Statistiken, die die Medien liefern, entsprechen nicht der Realität. Die Tests reichen nicht aus, um die wahre Ausbreitung des Virus zu erkennen. Viele Menschen mit offensichtlichen Krankheitssymptomen sterben zu Hause, ohne medizinische Hilfe und ohne die Möglichkeit, in einem Krankenhaus behandelt zu werden."

Die Bischöfe des brasilianischen Amazoniens forderten in der Mitteilung die Kirche und die brasilianische Gesellschaft auf, dringend Maßnahmen auf verschiedenen Gebieten zu ergreifen: Die öffentlichen Leistungen zu stärken, vor allem das einheitliche Gesundheitssystem (SUS); die einheimische Bevölkerung zu testen, um notwendige Isolationsmaßnahmen einzuleiten; die von der WHO empfohlene Ausrüstung zum persönlichen Schutz in ausreichender Menge und mit Anweisungen für die richtige Verwendung und Entsorgung bereitzustellen; die Angestellten im Gesundheitswesen, die an der "Front" arbeiten, zu schützen; die Ernährungssicherung für die Ureinwohner der traditionellen Völker Amazoniens zu garantieren.

Um die brasilianische Realität im aktuellen Moment besser zu verstehen, haben wir Pater Alberto Alberto Panichella kontaktiert, einen Xaverianer-Missionar, der in Atalaia do Norte, im westlichen brasilianischen Amazonas, an der Grenze zu Peru, lebt: "Jetzt ist es so, dass wir den Pandemienotfall haben, verbunden mit einer starken Zunahme der Armut jener, die von Hilfsgütern, kleinen Unternehmen oder Handel, Schwarzarbeit oder Anstellung in Haushalten leben, in den Favelas, in den afor-deszendenten Gemeinschaften, die Ureinwohner... Es gibt 100.000 Ansteckungsfälle und fast 7000 Tote der Pandemie. Hier ist ein Ort, an dem sich das stark ansteckende und oft tödliche Virus schneller ausbreitet. Ich lebe in Amazonien, in Atalaia do Norte, 1300 km westlich der Hauptstadt Manaus im Bundesstaat Amazonas. In diesem Bundesstaat, in dem es nur wenig Krankenhäuser, Atemschutzmasken und Gesundheitspersonal gibt, ist die Situation katastrophal: Auf 4.000.000 Einwohnern kommen bereits 6.000 Fälle von Menschen, die sich mit dem Virus angesteckt haben. Viele Menschen sterben ohne Krankenhausaufenthalt, weil es keinen Platz gibt, ohne Test, werden in Massengräbern begraben, wo die wenigen erlaubten Familienmitglieder sich am Sarg verabschieden.

Es ist schwierig für die Menschen, sich an die bestehenden Einschränkungen zu halten. Einige indigene Gemeinschaften und Ethnien wurden bereits vom Virus erreicht und viele sind gestorben. Dazu kommen die politischen Gründe jener, die gegen die soziale Isolation sind.

Wie lebt man zur Zeit des Coronavirus in den Favelas?

"Die Kirche hat sich bereits dreimal im April zu Wort gemeldet, Demokratie gefordert, Seriosität im Management im Gesundheitssektor gegen die Pandemie und für Gerechtigkeit, Verteidigung der Schwächsten, schnelle Soforthilfen von 90 Euro für drei Monate für die Ärmsten, die ein Drittel der Brasilianer ausmachen.

In den Favelas und Pfahlbausiedlungen stehen die Hütten und Baracken nah beieinander, mit kleinen Wegen dazwischen, und die Familien sind zahlenmäßig groß. Wie soll man es schaffen, dass alle Masken und Seife benutzen, wenn es kein Wasser gibt, ohne die 90 Euro, ohne alkoholhaltiges Gel, ohne Krankenhausaufenthalte und Tests? Die Pandemie hat unter den Wohlhabenden begonnen und jetzt verlagert sie sich zu den Armen in die Peripherien. Es ist eine Katastrophe.

Aber es gibt viel Solidarität unter den Armen und von Seiten derer, denen es besser geht. Die großen Firmen und Banken haben 4.000.000.000 Reais (das entspricht circa 700.000.000 Euro) in Form von Sachspenden geschenkt, aber das ist ein Tropfen auf den heißen Stein, denn Brasilien hat 210.000.000 Einwohner.

Die Regierung hat rund 140.000.000.000 Euro bereitgestellt, das ist absolut wenig; aber die großen Kapitale besteuern sie nicht.

Wie antwortet die indigene Bevölkerung, um sich vor dem Coronavirus zu schützen?

Die Arbeiter im Gesundheitswesen und die Basis-Dienstleister sind bewundernswert. Mit so vielen an COVID-19 Erkrankten und Toten: ein Martyrium. Auf der anderen Seite ist dieses Unglück auch eine Gelegenheit, nachzudenken, mit der Familie zusammen zu sein, gemeinsam zu beten, etwas zu schenken... Wenn diese Heimsuchung vorbei sein wird, wird nichts mehr so sein wie vorher: Wir werden all diese schönen Dinge, die ich aufgezählt habe, besser verstehen. Und wir werden menschlicher, gerechter, brüderlicher sein. Wie werden den Kindern und Großeltern mehr Aufmerksamkeit schenken. Wir werden die Politik säubern (vielleicht).

Wie können wir, ausgehend von dieser Pandemie, eine Betrachtung über die Notwendigkeit der Bekehrung unseres Lebens anstellen?

"Es wird eine echte Bekehrung sein! Eine auch geistige und ethische Bekehrung. Es ist eine Gelegenheit, wie Papst Franziskus sagt, die Barmherzigkeit Jesu Christi gegenüber den Opfern der Pandemie neu zu entdecken. Jesus sagt im Johannesevangelium: ´Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.´ Ist es Gott, der die Pandemie geschickt hat? Der Papst sagt, dass die Menschheit die Natur schwer verletzt haben und sie reagiert, um uns zur Achtung der Umwelt, der Lebewesen, der Ureinwohner, die in Symbiose mit der Erde leben und unterdrückt werden, zu bekehren... Es ist klar, dass der Herr mit uns leidet, mit den trauernden Familien. Er wird heute in den Gekreuzigten der Pandemie gekreuzigt. Er greift nicht in die Natur ein; aber er gibt den Ärzten und Wissenschaftlern die Möglichkeit, Impfstoffe und Gegenmittel zu entdecken. Der Herr will auch, dass wir die Unterdrückten der Pandemie, der Ungerechtigkeit, des Kapitalismus, der Kriege, des Drogenhandels, der Mafia befreien... Jesus sagt das im 4. Kapitel des Lukasevangeliums, in der Synagoge von Nazareth."

Welche Herausforderung bedeutet diese Pandemie für den Glauben?

"Wir entdecken Jesus in den an COVID-19 Erkrankten, wie er selbst im Matthäusevangelium Kapitel 25 sagt: 'Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan´. Paulus sagt: ´Geben ist seliger als nehmen´. Hier in Brasilien sind die Katholiken reich an Volksfrömmigkeit und sie beten zum Herrn und zur Gottesmutter, zu Hause vor kleine Altären und auch in unserer Mission. Der Glaube und die Gnade des Heiligen Geistes werden uns in dieser Zeit stärker machen und unsere Herzen und Strukturen zum Besseren hin verändern."

(Die Geschichte geht unten weiter)

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