Dijon, 17 Juni, 2021 / 12:01 AM
Der Aufschrei ist groß: Der Erzbischof von Dijon hat entschieden, dass nach 23 Jahren die Priesterbruderschaft St. Petrus des Erzbistums verwiesen werden soll.
Auf Anweisung von Erzbischof Roland Minnerath sollen die Priester die Basilika von Fontaine-lès-Dijon verlassen. Ab September verlassen soll am Geburtsort des heiligen Bernhard von Clairvaux die heilige Messe in ihrer überlieferten Form von Diözesanpriestern gefeiert werden.
Als Grund für diese Entscheidung teilte das Bistum in einer Stellungnahme mit, diese sei "aufgrund organisatorischer Erwägungen" getroffen worden.
Die rund 300 Kirchgänger ihrer Pfarrei sind fassungslos, berichtet Solène Tadié für die "Catholic News Agency", die englischsprachige Schwesteragentur von CNA Deutsch.
Verwundert über die Maßnahme des Bistums ist auch Pater Roch Perrel, Oberer der Petrusbruderschaft in Dijon. Die Fraternitas Sacerdotalis Sancti Petri – FSSP – ist eine Gesellschaft apostolischen Lebens von Klerikern päpstlichen Rechts. Ihr deutscher Sitz ist in Wigratzbad im Westallgäu.
Pater Perrell erklärte CNA, dass der FSSP-Distriktobere, Pater Benoît Paul-Joseph, am 8. Mai den Bischof von Dijon informiert habe, dass einer der beiden Patres, die vor Ort als Seelsorger dienen, durch einen anderen aus der Bruderschaft ersetzt werde.
Doch Erzbischof Minnerath antwortete auf die Nachricht eines Personalwechsels mit der überraschenden Mitteilung, "dass es nicht nötig sei, jemanden zu ernennen, da er ab September die Diözesanpriester bitten würde, die Messe von St. Pius V. für die Gläubigen der Pfarrei zu lesen", so Pater Perrel.
Daraufhin habe der Distriktobere um einen Gesprächsttermin mit dem Erzbischof gebeten – jedoch keinen erhalten.
Über die Beweggründe des Erzbischofs wird nicht nur unter den hunderten Gläubigen diskutiert, die davon betroffen sind.
Nach Angaben von Pater Perrel soll Erzbischof Minnerath einer Delegation von Katholiken erklärt haben, der Grund für den Ausschluss der FSSP sei, dass deren Priester die Messe nicht konzelebrierten.
"Er wollte bei der Chrisam-Messe in der Karwoche konzelebrieren, aber wir haben das seit Jahren nicht mehr gemacht, weil wir Vorbehalte gegen die Neue Messe haben und auch nicht im gleichen Rhythmus feiern", sagte Perrel.
Der Priester betonte, dass nach Canon 902 des Kirchenrechts niemand zur Konzelebration gezwungen werden kann: Die Entscheidung steht jedem Priester frei, bestätigt dort das Kirchenrecht.
"Der Erzbischof hatte es zuerst akzeptiert, obwohl es ihm nicht gefiel, aber jetzt schmeißt er uns aus diesem Grund raus, und er missbraucht in diesem Sinne seine Autorität", so Perrel weiter.
Der Verdacht scheint begründet: Auf Anfrage von CNA kritisierte die Pressestelle des Erzbistums prompt, dass die FSSP nicht gelegentlich mit anderen Priestern die Messe im Novus Ordo konzelebrierten.
Durch den Einsatz der Diözesanpriester werde es dagegen in Zukunft möglich sein, einen "ständign Austausch" zu haben zwischen "Menschen beider Riten", so das Erzbistum wörtlich gegenüber CNA.
Die Pressestelle bestritt, dass die Petrusbruderschaft um einen Gesprächstermin mit Erzbischof Minnerath gebeten hatte. Dass nun eine "Kampagne in den Medien" gegen den Bischof geführt werde, so das Bistum weiter, sei entlarvend, was den Geist eines Teils dieser Gläubigen betreffe.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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Die Kontroverse hat vielleicht nicht nur persönliche Hintergründe: Die französische Bischofskonferenz hat in Antwort auf eine weltweite Umfrage der Glaubenskongregation des Vatikans ein Memorandum entworfen, demzufolge die FSSP als "problematisch" bezeichnet wird, weil deren Priester nicht die heilige Messe konzelebrierten.
Ferner werden in dem Memorandum Maßnahmen gefordert, um "die Gläubigen der außerordentlichen Form zu motivieren, mehr am diözesanen Leben teilzunehmen". Damit solle die Schaffung einer "Parallelkirche" vermieden werden.
Tatsächlich schrumpft die diözesane Kirche in Frankreich seit Jahrzehnten, währende die katholische Tradition – etwa die FSSP – vielerorts aufblüht.
Während so mancher Beobachter die Entscheidung von Dijon als Folge des Memorandums sieht, ist Pater Perrel nicht so sicher.
Die Spannungen zwischen der Petrusbruderschaft und Minnerath reichten weiter zurück, so der Priester; auch wenn das Vorgehen des Erzbischofs natürlich verwundere.
Minnerath, der seit 2004 der Erzbischof von Dijon ist, habe schon vor einem Jahr versucht, die FSSP in eine andere Pfarrei zu verlegen. Damals sollte eine andere Gemeinschaft die Seelsorge an der Basilika von Fontaine-lès-Dijon übernehmen. Der Erzbischof habe diese Idee schließlich aufgegeben, weils es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und der anderen Gemeinschaft kam.
Nun aber steht Minnerath kurz vor dem Ruhestand: Der Erzbischof feiert am 27. November seinen 75. Geburtstag, und muss daher bei Papst Franziskus seinen Rücktritt einreichen.
"Wir wussten, dass er vorhatte, uns wegzuschicken, aber sein Mandat an der Spitze der Erzdiözese neigt sich dem Ende zu. Also dachten wir, wir müssten nur noch ein Jahr warten und dass sich die Situation mit seinem Nachfolger wahrscheinlich verbessert hätte, aber er hat uns vor seinem Ausscheiden aus dem Amt noch des Bistums verwiesen", so Perrel wörtlich.
Die FSSP hat ihren Fall bei der Glaubenskongregation in Rom gemeldet. Aber da es keinen Vertrag zwischen der Bruderschaft und der Diözese gibt, wird es für die FSSP schwierig sein, die Entscheidung anzufechten.
Die Mitglieder der Pfarrei haben ihrerseits keine Mühen gescheut, um den Erzbischof zu überzeugen, seine Entscheidung rückgängig zu machen. Nachdem sie - über die Association des Amis de la Basilique de Fontaine-lès-Dijon - eine Delegation zusammengestellt hatten, die sich am 28. Mai mit Minnerath traf, starteten sie eine Facebook-Seite und eine Online-Petition zur Unterstützung der Bruderschaft.
Die Petition hat in nur einer Woche rund 2.500 Unterschriften gesammelt. Die Diözese erklärte jedoch gegenüber CNA, dass diese Initiative "nichts ändern wird". Der Grund: Die Mehrheit der Unterschriften komme ja von Katholiken, die außerhalb der Erzdiözese Dijon leben.
Ihn habe diese "Verachtung" des Erzbischofs zwar persönlich getroffen, so Pater Perrell. Die eigentlichen Leidtragenden seien jedoch seine eigenen Gläubigen: Die FSSP liest in der Basilika 12 heilige Messen pro Woche. Ab September soll es nur noch eine einzige "alte Messe" pro Woche sein.
"Ganz zu schweigen von den Kranken- und Armenbesuchen, dem Katechismusunterricht für Kinder und Erwachsene, der Sakramentenvorbereitung, der Jugendgruppe der Pfarrei", so der Pfarrer. "Wir zerstören etwas, das gut funktionierte, und das ist ein großer Verlust für die lokale Bevölkerung".
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