15. Mai 2021
Über seinen Brief “Fratelli Tutti” sagte Papst Franziskus, bei seinen Überlegungen zur Geschwisterlichkeit aller Menschen habe er sich besonders von Franz von Assisi, aber auch von nichtkatholischen Brüdern inspirieren lassen: Martin Luther King, Desmond Tutu, Mahatma Gandhi und vielen anderen.
Es geht jetzt nochmal um die Enzyklika “Fratelli Tutti”, die vor ein paar Wochen bei der UNO in Genf vorgestellt wurde.
Priester Prof. Dr. Ioan Sauca , der Interims-Generalsekretär des Ökumenischen Rats der Kirchen in Genf ging noch deinen Schritt weiter in seiner Beurteilung von Fratelli Tutti und meinte das wenn am Ende des Tages die Lehre dieser Enzyklika katholisch ist, dann sei der Papst vollkommen orthodox oder er (Sauca) vollkommen katholisch, “denn was ich lese, teilen wir vollständig.”
2020 sagte Papst Franziskus während einer Audience im Vatikan: „Wir sind alle eins, egal ob Protestanten oder Orthodoxe“Es sei wichtig, die „anderen Christen“ als „unsere wahren Brüder und Schwestern in Christus“ zu erkennen.
Der Ökumenische Rat der Kirchen formulierte 1969: "Judentum, Christentum und Islam gehören nicht nur geschichtlich zusammen, sie sprechen von demselben Gott, dem Schöpfer, Offenbarer und Richter ..."
Wir sprachen in Genf mit Pater Ioan Sauca vom Ökumenischen Rat der Kirchen und wollten wissen was ihn als Orthodoxen zum Lesen eines Briefes des Papstes bewegt habe?
Priester Prof. Dr. Ioan Sauca, Interims-Generalsekretär des Ökumenischen Rats der Kirchen, Genf
“Nun, ich habe zwei Antworten auf Ihre Frage, Christian. Erstens, wissen Sie, ich bin beides: Professor für ökumenische Theologie, und amtierender Generalsekretär. Von daher interessiert es mich natürlich und ich muss wissen, was andere Christen sagen. Und zweitens war ich als gläubiger, orthodoxer Christ sehr daran interessiert, diesen Brief “Fratelli Tutti” zu lesen, weil er mit meinem Glauben einhergeht, er den Kern Unseres Glaubens beschreibt.”
Die Teilnehmer der Online Veranstaltung der Fratelli Tutti Präsentation die vom Heiligen Stuhl und dem Malteserorden initiiert wurde, bestand aus einer Mischung besonders aus Vertretern von Nicht religiösen Organisationen wie UNO , Internationales Rotes Kreuz, Arbeitsorganisation, Weltgesundheitsorganisation. Also eine bunte Mischung. Für Pater Sauca war die Teilnahme seiner Organisation an der Veranstaltung sehr , “weil neben Kardinal Ayuso von der römisch-katholischen Kirche auch ein Muslim und ein jüdischer Rabbiner, an der Debatte teilnahmen,“ sagte Pater Sauca , “ und es war sehr interessant, sich darüber auszutauschen, wie wir aus unserer Glaubensperspektive die menschliche Geschwisterlichkeit in der Welt sehen und was wir gemeinsam tun können, um voranzukommen, um Frieden zu machen und zusammen zu leben. Ich hoffe, dass wir auch nach diesem Treffen unseren Meinungsaustausch nicht nur mit hochrangigen Leuten fortsetzen können, sondern das jeder von uns in seiner eigenen Gemeinde daran arbeiten wird in die in “Fratellu Tutti “vorgeschlagene Richtung zu gehen.”
Der Ökumenische Rat der Kirchen, ÖRK mit dem Hauptsitz in Genf, ist eine Gemeinschaft von 350 Kirchen aus mehr als 110 Ländern, die weltweit über 500 Millionen Christinnen und Christen vertreten. Die Katholische Kirche ist zwar kein Mitglied, ist jedoch seit 1965 Teil einer gemeinsamen Arbeitsgruppe des ÖRK. 2018 besuchte Papst Franziskus den Weltkirchenrat in Genf um an deren Feier zum 70 jährigen Jubiläum teilzunehmen.
"Fratelli Tutti" spiegelt die Werte und Lehren der katholischen Kirche wieder. Viele dieser Lehren unterscheiden sich von den Lehren der religiösen Konfession die Pater Sauca angehört. Warum er dennoch den Inhalt dieses Briefes von Papst Franziskus ünterstütze?
Priester Prof. Dr. Ioan Sauca , Interims-Generalsekretär des Ökumenischen Rats der Kirchen, Genf
Christian, wenn am Ende des Tages die Lehre dieser Enzyklika katholisch ist, dann ist der Papst vollkommen orthodox oder ich bin vollkommen katholisch, denn was ich sehe, teilen wir vollständig, 100 Prozent, alle gemeinsam. Das ist das Kernstück unserer christlichen Theologie. Gott in Christus hat einen Plan für die ganze Menschheit. Christus ist der Ausdruck der fleischgewordenen Liebe Gottes, der neue Adam, Der Adam der Menschheit. Das bedeutet, dass alle im Fleisch Brüder und Schwestern sind, aus der Sicht unseres Glaubens betrachtet.
Zweitens, was Seine Heiligkeit der Papst anspricht, sind die Quellen unseres gemeinsamen christlichen Glaubens. Er beginnt mit Franz von Assisi. Er zitiert von Augustinus und Basilius dem Großen.
Er beruft sich auf Irenäus von Lyon, wissen Sie, das sind auch unsere Heiligen.
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Wir teilen Dinge. Wir können Dinge gemeinsam sagen und wir können einander finden, wenn wir den gleichen Glauben an gemeinsame Werte zum Ausdruck bringen, besonders wenn wir von einer gemeinsamen Menschlichkeit oder einer menschlichen Familie sprechen, zu der wir alle zusammen gehören. Ich würde sogar noch weiter gehen auf der Basis dieser, wie Sie sagen, katholischen Werte.
Seine Heiligkeit Papst Franziskus hatte, wie Sie wissen, ein Dokument über menschliche Brüderlichkeit für den Weltfrieden und das Zusammenleben mit dem Großimam von Al-Azhar in Ägypten unterzeichnet. Es gibt bestimmte Werte, die alle Religionen teilen, besonders die abrahamitischen Religionen. Wir alle sagen, dass wir einen Schöpfer haben und die ganze Menschheit als von Gott geschaffene Brüder und Schwestern zusammengehört.”
Papst Franziskus erinner in Fratelli Tutti an den seligen Bruder Karl von Jesus. Dieser bat einen Freund: »Beten Sie zu Gott, dass ich wirklich der Bruder aller Seelen sein kann«.
Er wollte letztendlich »der Bruder aller« sein. Aber nur durch die Identifikation mit den Geringsten wurde er zum Bruder aller Menschen. In der heutigen “neuen” Weltumgebung, hinter Masken, sozialen Distanzierungen und Abriegelungen, was können Glaubensbasierte Organisationen wie der ÖKR erreichen in Sachen “weltweite Brüderlichkeit” in dieser restriktiven Welt?
Priester Prof. Dr. Ioan Sauca , Interims-Generalsekretär des Ökumenischen Rats der Kirchen, Genf
Nun, aus meiner Sicht als Gläubigem denke ich das wir viel erreichen können.
Denn was wir heutzutage erkennen, ist, das die jüngere Generation, vielleicht nicht religiös ist, aber sie ist sehr spirituell und sie sucht nach Spiritualität und sie sucht nach Werten. Und die Werte, die die Glaubensgemeinschaften vermitteln, kommen bei der jüngeren Generation sehr gut an. Zweitens fällt mir auf , dass jetzt die säkularen Organisationen wie die Vereinten Nationen, die UNESCO und UNICEF und die Arbeitsorganisationen zu uns kommen und fragen, können wir zusammenarbeiten? Denn ihr seit in jeder einzelnen Ortschaft oder Gemeinde präsent. Ihr habt die Infrastruktur. Wie können wir zusammenarbeiten, um unsere gemeinsamen Werte umzusetzen?
Wenn wir also zusammenarbeiten, haben die Glaubensgemeinschaften eine Menge beizutragen und der Welt anzubieten bei der Umsetzung der Werte, die in der Enzyklika “Fratelli Tutti” zum Ausdruck gebracht wurden. “
Zum Abschluss unserers Gesprächs sprach Pater Sauca seine Segenswünsche aus an die EWTN-Zuschauer, Leser und Zuhörer.
“So möchte ich mich aus dem Herzen des Ökumenischen Rates der Kirchen in Genf an Sie wenden und Ihnen unsere Gebete für Gottes Segen übermitteln und dass das Licht des auferstandenen Christus Ihre Wege erleuchten möge. Dass der Segen und die Freude der Auferstehung kommen mögen, um Ihnen Trost und Erleichterung und Hoffnung zu geben in dieser Situation, die durch Covid-19 entstanden ist.
Möge Gott Sie segnen und möge Gott uns segnen. Bitte beten Sie für uns. Christus ist auferstanden !”
Zum Thema Ökumene fiel uns ein treffendes Zitat ein, von Frau Haverkamp von der Verlagsruppe Bistumpresse in Hildesheim . Zitat : Ja, wir glauben alle an den gleichen Gott - weil es nur einen gibt.
Original Interview aufgenommen in Genf von Kameramann Andriy Ryndych .
Redaktion, Deutsche Übersetzung, Moderation und Schnitt: Christian Peschken für EWTN .TV
Hinweis: Dieser Blogpost – sein Inhalt sowie die darin geäußerten Ansichten – sind kein Beitrag der Redaktion von CNA Deutsch. Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln zudem nur die Ansichten der jeweiligen Autoren wider. Die Redaktion von CNA Deutsch macht sich diese nicht zu eigen.