In der Katechese vom 14. November 1979 (veröffentlicht in L’Osservatore Romano 79/47) setzt Johannes Paul II. seine Überlegungen zur Bedeutung von Männlichkeit und Weiblichkeit fort und verbindet hiermit die Frage nach der „Identität der menschlichen Natur“. Mann und Frau seien aufeinander bezogen, der Mensch verfüge vor Gott über einen „besonderen Wert“, aber auch vor sich selbst, nämlich „erstens, weil er Mensch ist; zweitens, weil die Frau für den Mann und, umgekehrt, der Mann für die Frau da ist“. Die innere „Gemütsbewegung“ werde sichtbar, der Reichtum der Emotionen, ihre Kraft und Tiefe, die der Mann als Mensch zeigt, wenn er die „Frau als Mensch“ sehe, die ihm „zugleich angesichts der Weiblichkeit dieses anderen menschlichen Wesens als etwas Einmaliges und Unwiederholbares erscheint“.

Johannes Paul II. führt aus: „So kommt die Bedeutung der ursprünglichen Einheit des Menschen gerade in der Männlichkeit und Weiblichkeit als Überwindung der Einsamkeit zum Ausdruck und äußert sich zugleich als Bestätigung all dessen, was in der Einsamkeit den Menschen ausmacht. In dem biblischen Bericht ist die Einsamkeit der Weg, der zu jener Einheit führt, die wir, dem Zweiten Vatikanum entsprechend, als Communio personarum, als ‚personale Gemeinschaft‘, bezeichnen können.“

Der Mensch, sich selbst als Person bewusst, lernt, sich von anderen Lebewesen zu unterscheiden und sich einem ihm ähnlichen Wesen zu öffnen: „Dieses ‚Sich-Öffnen‘ bestimmt den Menschen als Person nicht weniger, ja wahrscheinlich noch mehr als das ‚Sich-Unterscheiden‘.“ Mit einem staunenden, ja mit einem vielleicht schon liebenden Blick sehen sich Mann und Frau und wissen sich einander zugehörig ohne jede müßige Erklärung oder Reflexionsanstrengung, als Personen, die die Verbundenheit von innen her erspüren und erfahren. Es ist natürlich, dass sich gegengeschlechtliche Geschöpfe, beide zuinnerst Mensch, zueinander hingezogen fühlen, einander eine „Hilfe“ sind, auch um die Einsamkeit zu überwinden, von der zuvor die Rede war: „Zudem konnte sich die personale Gemeinschaft nur auf Grund einer ‚beiderseitigen Einsamkeit‘ des Mannes und der Frau herausbilden, das heißt als Begegnung in ihrer ‚Verschiedenheit‘ von der Welt aller übrigen Lebewesen (animalia), die beiden die Möglichkeit zu einem Dasein und zu einer Existenz in besonderer Gegenseitigkeit gab. Der Begriff der ‚Hilfe‘ bringt auch eine Gegenseitigkeit in der Existenz zum Ausdruck, wie sie kein anderes Lebewesen gewährleisten könnte. Unerläßlich für diese Gegenseitigkeit war alles, was wesentlich beider Einsamkeit begründete und daher auch die Selbsterkenntnis und Selbstbestimmung, das heißt die Subjektivität und das Bewusstsein vom Sinn des eigenen Körpers.“

Mann und Frau sind Abbild Gottes, die eine „personale Gemeinschaft“ bilden dürfen, „von Anfang an“: „Aufgabe des Abbildes ist es, das Vorbild widerzuspiegeln, das eigene Urbild wiederzugeben. Der Mensch wird nicht so sehr im Augenblick seiner Einsamkeit als vielmehr im Augenblick der Gemeinschaft zum Abbild Gottes. Denn er ist ‚von Anfang an‘ nicht nur Abbild, in dem sich die Einsamkeit einer Person, die die Welt beherrscht, widerspiegelt, sondern auch und ganz wesentlich Abbild einer unergründlichen göttlichen Gemeinschaft von Personen.“ Johannes Paul II. spricht vom „Geheimnis der Schöpfung“, dass der Mensch zur „tiefen Einheit“ begabt sei, „der Einheit, als Mann Mensch und Körper und als Frau Mensch und Körper zu sein“, und stellt fest: „Auf das alles fiel von Anfang an der Segen der Fruchtbarkeit, verbunden mit der menschlichen Zeugung (vgl. Gen 1,28).“

Der Körper sei der „innerste Kern anthropologischer Wirklichkeit“, denn „der Körper offenbart den Menschen“: „Diese knappe Formel enthält bereits alles, was die menschliche Wissenschaft je über die Struktur des Körpers als Organismus, über seine Vitalität, über seine besondere Geschlechtsphysiologie usw. sagen kann. In dieser ersten Äußerung des Mannes, ‚Fleisch von meinem Fleisch‘, ist auch ein Bezug auf das enthalten, wodurch jener Körper wahrhaft menschlich ist; auf das, was den Menschen als Person, als Wesen bestimmt, das auch in seiner gesamten Leiblichkeit Gott ‚ähnlich‘ ist. […] Der Leib ist Ausdruck der Persönlichkeit des Menschen.“

Der menschliche Körper besitzt nicht nur anthropologischen, sondern auch wesentlich theologischen Charakter: „Die Theologie des Leibes, die von Anfang an mit der Erschaffung des Menschen nach dem Ebenbild Gottes verbunden ist, wird damit gewissermaßen auch zur Theologie der Geschlechtlichkeit oder besser, zur Theologie der Männlichkeit und der Weiblichkeit, die hier im Buch Genesis ihren Ausgangspunkt hat.“

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