2. August 2025
In der Katechese vom 29. April 1981 (veröffentlicht in L’Osservatore Romano 81/19) kommt Papst Johannes Paul II. erneut auf Verletzungen der Würde der Person zu sprechen, die im Zusammenhang mit dem virulenten Phänomen der Pornographie in der Kunst und insbesondere auch in filmischen Medien stehen.
Heute, über 40 Jahre später, hat sich die Zurschaustellung und Entwürdigung des menschlichen Leibes durch die digitalen Medien noch inflationär vermehrt, auf eine für damalige Zeit unvorstellbare Weise. Welche Konsequenzen diese schändlichen und für die Beteiligten oft auch so traurigen Praktiken haben, wenn Körper schamlos entblößt werden und machtvolle Auswüchse der sexuellen Begegnung medial präsentiert werden, mögen kundige Psychologen beurteilen. Moraltheologisch ist dies alles, was als freie Liebe oft verkauft wurde, eindeutig abzulehnen.
Johannes Paul II. weist daraufhin, dass die „Schwelle der Scham“ und der „personalen Empfindsamkeit für den menschlichen Leib in seiner Nacktheit überschritten wird, wenn im Kunstwerk durch die Technik audiovisueller Wiedergabe das Recht auf die Intimität des Körpers in seiner männlichen und weiblichen Ausprägung und schließlich jene tiefe und bleibende Bestimmung zur Hingabe und zum gegenseitigen Sich-Schenken verletzt wird“.
Die sittliche Verwahrlosung wird befördert, die Berufung des Menschen, die „Personengemeinschaft“ von Mann und Frau in der ehelichen Verbindung konterkariert: „Wenn das Schamgefühl und das personale Empfinden in diesen Fällen verletzt werden, dann geschieht das wegen ihrer Verlegung in die Dimension der ‚sozialen Kommunikation‘, also deshalb, weil das, was im richtigen Empfinden des Menschen unbedingt in die personale Sphäre zwischen zwei Menschen gehört und gehören muss, das, was, wie schon früher hervorgehoben, mit der Personengemeinschaft verbunden ist und seinerseits der inneren Wahrheit des Menschen und somit auch der unverkürzten Wahrheit über den Menschen entspricht, sozusagen zum öffentlichen Eigentum wird.“
Leidenschaftlich tritt Johannes Paul II. für die „unverkürzte Wahrheit über den Menschen“ ein und bekräftigt energisch, dass der „Sinn für die Intimität des Körpers“ verknüpft ist mit der Hingabe, die in der „inneren Struktur der Person“ in ihrer männlichen wie weiblichen Ausprägung des Leibes das „Geheimnis des Menschen“ abbildet und unbedingt geschützt werden muss, und dies gilt auch für alle Bereiche und Formen der Künste.
Johannes Paul II. verlangt, dass sowohl der Sinn für die Intimität des Körpers als auch die Echtheit der mit der männlichen und weiblichen Ausprägung des Leibes in Zusammenhang stehenden Hingabe, in der sich das der inneren Struktur der Person eigene Geheimnis des Menschen widerspiegelt, beachtet werden. Diese Wahrheit über den Menschen muss auch in der Kunst bedacht werden, wenn man von einem vollen Realismus reden will.
Sexualität ist nie nur ein ästhetisches, sondern immer auch ein „ethisches Problem“: „Denn jenes Element der Hingabe verschwindet sozusagen in dem Bereich eines sinnentleerten Empfangs und einer nicht entsprechenden Antwort und wird so irgendwie absichtlich bedroht, indem es als anonymes Objekt der Aneignung missbraucht werden kann. Deshalb bildet die volle, unverkürzte Wahrheit über den Menschen in diesem Fall die Grundlage der Norm, aus der das Gute oder Schlechte der jeweiligen Handlungen, Verhaltensweisen, Gewohnheiten und Situationen seine Form empfängt. Die Wahrheit über den Menschen, über das, was – gerade auch wegen seines Leibes und dessen geschlechtlicher Ausprägung als Frau oder Mann – in ihm das spezifisch Personale und Innerliche ist, zieht hier genaue Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen.“
Eindringlich mahnt der Papst, diese Grenzen anzuerkennen – auch in allen Formen der Kunst. Die Pornographie verletzt die Würde der Person, damit die Würde des Menschen. Nachdrücklich mahnt Johannes Paul II. eine „Erziehung zur Keuschheit“ an, die damit mitnichten als etwas Biederes, Überkommenes und vielleicht auch Unreifes angesehen wird, sondern eigentlich die Frucht der Aufklärung ist, die quer zu jeder politisierten Aufklärung steht, die sich mit der 1968er-Bewegung und der sogenannten „sexuellen Revolution“ verbindet. Die Lehre der Kirche korrigiert menschen- und leibfreundlich jede weltliche Lehre über eine vermeintlich freie Liebe, die letztlich die menschliche Person und ihren Leib erst schamlos entblößt und damit auch schamlos entwürdigt.
Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.




