In der Generalaudienz am 5. Mail 1982 (veröffentlicht in L’Osservatore Romano 82/20) erörtert Johannes Paul II. die bräutliche Liebe des Herrn zur Kirche. Ehelosigkeit, so wiederholt der Papst, setzt das „volle Wissen“ über die „bräutliche Veranlagung des männlichen und weiblichen Körpers zur Ehe“ voraus: „Denn der Mensch muss sich dessen, was er wählt (die Enthaltsamkeit um des Himmelreiches willen), ebenso voll bewusst sein wie dessen, worauf er verzichtet (es handelt sich hier eigentlich um das Wortbewusstsein im ‚idealen‘ Sinn; nichtsdestoweniger ist dieses Bewusstsein ganz und gar ‚realistisch‘). Christus fordert so gewiss eine reife Entscheidung.“

Der Verzicht allein genüge jedoch nicht: „Wenn wir diese Bedeutung des Rufes zur Ehelosigkeit ‚um des Himmelreiches willen‘ annehmen, ziehen wir die richtige Schlussfolgerung, wenn wir feststellen, dass die Verwirklichung dieses Rufes in besonderer Weise auch eine Bestätigung der bräutlichen Bedeutung des menschlichen Leibes in seiner männlichen und weiblichen Ausprägung ist. Der Verzicht auf die Ehe um des Reiches Gottes willen macht zugleich diese Bedeutung in ihrer ganzen inneren Wahrheit und personalen Schönheit klar.“

Der Verzicht ist „unerläßlich“, um die „bräutliche Bedeutung des Leibes“ auch „im Gesamtethos des menschlichen Lebens und vor allem im Ethos des Ehe- und Familienlebens“ sichtbar zu machen. Wir sehen heute, wie wenig diese bedeutende Dimension des Verzichts noch erkennbar ist. Wer weiß sich dazu berufen? Wie ist die Berufung zur Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen erkennbar? Wie erkennt der Berufene seine Berufung?

Johannes Paul II. erwähnt zunächst die „Entdeckung einer Gabe“, die eine „Entdeckung einer neuen Sicht der Selbstverwirklichung sei“, und zwar „‚durch eine aufrichtige Hingabe seiner selbst‘ (Gaudium et spes, Nr. 24)“. Wer sich heute gegen die zölibatäre Lebensform äußert oder diese relativiert, argumentiert dezidiert konzilswidrig.

Der Papst legt weiter dar: „Obwohl die Ehelosigkeit ‚um des Himmelreiches willen‘ mit dem Verzicht auf die Ehe – die im Leben eines Mannes und einer Frau die Familie grundlegt – gleichzusetzen ist, darf man darin keineswegs eine Verneinung des wesentlichen Wertes der Ehe sehen; ja im Gegenteil, die Ehelosigkeit dient indirekt dazu, das herauszustellen, was in der Berufung zur Ehe ewig und zutiefst personal ist, was in den Dimensionen der Zeitlichkeit (und zugleich im Ausblick auf die andere Welt) der Würde der persönlichen Hingabe entspricht, die mit der bräutlichen Bedeutung des Leibes in seiner männlichen oder weiblichen Ausprägung gegeben ist.“

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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