„Der König“ sollte vor rund zwanzig Jahren einmal ein vielversprechendes und spannendes Buch heißen, das ich über den Jesuiten Peter Gumpel schreiben wollte, weil mir Marie Czernin, eine Prinzessin aus dem europäischen Hochadel, erzählt hatte, Pater Gumpel sei ursprünglich ein Spross aus dem katholischen Zweig der deutschen Hohenzollern, der unter den Nazis als Kind von Berlin nach Holland geschafft worden sei und den der deutsche Widerstand später als neuen König von Deutschland vorgesehen habe für den Fall, dass Hitler aus dem Weg geräumt werden könne.

Für mich gab es viele Gründe, lange Zeit kaum daran zu zweifeln. Erstens sprach er neben dem Deutschen perfekt Holländisch, Italienisch, Französisch, Englisch und was weiß ich noch welche anderen Sprachen.

Doch zweitens und wichtiger war seine unglaublich vornehme Kinderstube und eine Erziehung vom Allerfeinsten, die er niemals weder verleugnen konnte noch wollte.

Kein einziges Mal geschah es, auch im höchsten Alter nicht, dass er mich nicht an der Pforte abholte, wenn ich ihn im Generalat der Jesuiten besuchte, oder zum Abschied wieder dahin zurückbegleitete. Läutete aber mein dummerweise nicht ausgeschaltetes Smartphone in seinem verqualmten Büro, sprang er auf wie ein Reh und verzog sich rasch auf den Flur, um kein Zeuge eines möglicherweise vertraulichen Telefonates zu werden. Seine Manieren waren einfach perfekt. Seine Noblesse suchte vergeblich ihresgleichen, ebenso wie seine umfassende Bildung und seine hohe Intelligenz. 

Über die Fabel seines angeblichen Königtums lächelte er nur verschmitzt. Weder bestätigte noch leugnete er, dass sein schlichter Name tatsächlich ein Pseudonym sei, auch wenn die "Hannoversche Allgemeine" einmal seine Familienhistorie berichtete. Die Gründe dafür habe er vor Jahrzehnten einmal auf Anfrage in einem Dossier aufgezeichnet und Papst Pius XII. zur vertraulichen Kenntnisnahme überreicht. 

Ich freute mich schon auf meinen nächsten Besuch bei ihm zu seinem 99-jährigen Geburtstag am kommenden 15. November, als mich heute unterwegs die Nachricht von seinem Tod erreichte.

Diesmal werde ich mit vielen vergeblich auf seine immer persönliche und handschriftliche Weihnachtspost warten, die so angenehm nach Tabak dufteten. Denn er war auch ein großer Kettenraucher vor dem Herrn und ein Hochgebirge sprudelnder Erinnerungen aus zahlreichen Quellen, die jeden Besuch bei ihm zu einem aufregenden Genuss machten.

Der Berater mehrerer Päpste war Coautor der Jahrhundert-Enzyklika „Humanae Vitae“. Er war lange Professor an der Päpstlichen Universität Gregoriana und noch länger Relator, das heißt Richter in Heiligsprechungsprozessen. Er war für mich ein König sui generis

Vor allem aber war er der wahre Stellvertreter Pius XII., der den Pacelli-Papst nach dessen Tod immer neu und scharfsinnig und elegant gegen alle Vorwürfe ins Recht setzte, die der deutsche Autor Rolf Hochhuth 1963 mit einer Serie von Verleumdungen in dem Skandalstück „Der Stellvertreter“ losgetreten hatte, die bis heute in deutschen Medien gelegentlich neu aufgewärmt werden.

Ich verdanke ihm viel und vermisse ihn jetzt schon. 

Requiescat in Pace Domini!

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