Marie Charbelle brachte 2016 ihre erste offizielle CD heraus. "Nur du allein" lautet der Titel des Gesamtwerks mit zehn spirituellen Liedern. Die Künstlerin und Theologin stellt ihre Eigenkompositionen in den Dienst des Friedens. Sie erzählt in einer Mischung aus Gesang, Gitarrenbegleitung und harmonischen Arrangements von der Gnade Gottes, staunt über das Sternenzelt oder sehnt sich nach einer lebenslangen Verwandlung durch den Heiligen Geist. In einer Zeit der Krisen und Kriege sind Friedensbotschaften dringend nötig.

Dominic Rebmann sprach mit Marie Charbelle über den Sinn und die Inspirationsquellen ihrer Friedensmusik.

Maria, die Mutter Gottes und der libanesische Heilige Charbel Makhlouf fließen in Ihren Künstlernamen "Marie Charbelle" ein. Was hat Sie bei der Namensfindung gerade an diesen beiden Heiligen inspiriert?

Namen sind so wie Schatzkisten – volle oder leere. Wir Menschen können durch unser Leben geistige Schätze sammeln. Ein guter Gedanke kann wie ein Schatz sein, eine Herzensregung ebenso und letztlich führt beides dazu, Gutes zu tun. Wer viel Gutes tut, ist mit dem verbunden, der gut ist. Nur einer ist gut, Gott allein (vgl. Lk 18,19). Am innigsten mit Gott verbunden ist für mich Maria, die Mutter Gottes. Sie ist eine wahre "Schatzkiste". Am meisten berührt mich, dass ihre Liebe so rein ist. Sie ist dadurch Gott sehr nahe und möchte uns in ihrer Liebe umsorgen und teilhaben lassen an ihrer Gottesnähe. Bin ich über den Namen Marie mit Maria verbunden, dann ist ihre Gegenwart für mich wie ein Schatz der sich verschenkt – an viele verschenken will!

Auch Charbel, der große Friedensmann aus dem Libanon, ist eine wahre "Schatzkiste". Ich lernte ihn kennen als ein Libanese mir die Begebenheit von Charbel und der Öllampe erzählte. Da hatten zwei Mitbrüder des Ordens den Heiligen während seines Abendgebetes necken wollen und ihm statt Öl nur Wasser für seine Öllampe gebracht. Gespannt schauten sie durchs Schlüsselloch, was der Heilige tun würde und staunten nicht schlecht als die Öllampe unbeirrt mit Wasser weiterleuchtete.  Auf den Versuch der beiden Mitbrüder hin, wollte die Öllampe des Heiligen jedoch nicht brennen. Was für ein Schatz an Glaubenskraft und vor allem an Humor! Wenn über den Namen Charbelle etwas von der Gegenwart des Heiligen auf mich übergeht und er ab und zu ein Lächeln auf die Gesichter der Menschen zaubert, bin ich reich beschenkt! Nicht zuletzt gibt es kein Lächeln ohne Frieden ‒ Das ist so etwas Schönes, das ich dem Heiligen als Char-"belle" ans Herz lege. Und dass der Heilige über den Tod hinaus ein Friedensmann ist, belegen Muslime und Christen in zahlreichen Zeugnissen.

Maria und Charbel Makhlouf stammen beide aus der Krisen- und Konfliktregion des Nahen Ostens. Spiegelt sich dieser Bezug auch in Ihrer Inspiration wider?

Mein Künstlername Marie Charbelle kam mir als Inspiration während dem Besuch einer Heiligen Messe, in der ich erstmals vom Heiligen Charbel Makhlouf erzählen hörte. Meinen Künstlernamen wählte ich erst recht spät nach Fertigstellung meiner Lieder in der Gewissheit, dass es meine Aufgabe ist in einer krisen- und konfliktreichen Welt ein Friedenswörtchen "mitzusingen".

Bezogen auf meine Inspirationen könnte man den Vergleich mit einem Geschenk machen. Die inspirierten Lieder sind ein im Herzensfrieden entstandenes Geschenk, das über ein Kärtchen an all jene adressiert ist, die mehr oder weniger bewusst Krisen und Leid in der Welt wahrnehmen und als Gegengewicht durch diese Lieder im Alltag etwas Frieden und Freude erfahren.

Was hat Sie bewogen, Lieder für den Frieden zu komponieren und im Internet veröffentlichen?

Seit meiner Jugendzeit sind mir meine Lieder mitten im Alltag zugefallen. Man stelle sich vor, manchmal auf dem Weg zur Arbeit mitten im Verkehr, bei der Hausarbeit oder sogar in Träumen. "Denn der Herr gibt es den Seinen im Schlaf" (Ps 127,2). So ganz ohne eigenes Dazutun, sozusagen "ex nihilo", ist ein Lied da. Ganz ohne Erwartungen werden die schönsten Dinge unverdient in der Stille geschenkt, in einer Stille des Herzens.

Irgendwann und durch die Jahre vermehrt, wurden Mitmenschen auf meine "schöne Stimme" aufmerksam. "Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben, vom Vater" (Jak 1,17). Doch mit dem Hinweis auf Gottes Gabe allein war es nicht getan. Jedes Kompliment ermahnte mich mit dem Gedanken an das Gleichnis aus der Bibel mit den anvertrauten Talenten (Mt 25,14-30). Ich musste etwas daraus machen, und durfte mein "Talent" nicht vergraben. "Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat" (Mt 25,29).

Auch erinnere ich mich an Worte Papst Johannes Pauls II., der Menschen mit künstlerischen Talenten ermutigte, durch ihre Kunst ein Stück Himmel in die Welt durchscheinen zu lassen. Dies alles führte dazu, dass meine erste offizielle CD produziert wurde und es heute einen Link auf YouTube dazu gibt. "So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen" (Mt 5,16).

Auf dem Cover ihrer CD wird der Betrachter von einem großen, Herz begrüßt.

Das Herz auf dem Cover weist mein Herzensanliegen mit diesen Liedern. Ich möchte auf meine kleine Weise beitragen und etwas verschenken, was Menschenherzen gut tut. An einem Sommertag fand ich an einem Steinstrand einen kleinen rötlichen Stein mit Herzform, der in seiner Mitte deutlich ein weisses Herz aufweist. Ist es ein Herz aus Stein oder nicht vielmehr ein Stein mit Herz? Wenn schon die Steine "sprechen", dann ist es höchste Zeit die eigene Herzenssache anzupacken. Gott ist in meinem Herzen und mein Herz gehört ihm. Zu Gott Ja zu sagen, bedeutet die Fülle des Lebens erahnen und finden, leben in seinem Licht, erstrahlen in seiner Liebe, lieben in seinem Frieden, getragen sein von seiner Freude am Leben und das Leben bejahen durch Dick und Dünn. Wenn wir das glauben und erstummen sollten, ist es wie beim Einzug Jesu in Jerusalem: "Ich sage euch: Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien" (Lk 19,40).

Das Bild des Herzens passt sehr gut zur "Zärtlichkeit Gottes", die Papst Franziskus immer wieder thematisiert. 

"Gottes zärtlicher Gnade begegnen", wie Sie es benennen, lässt sich mit dem Bild eines Gartens vergleichen. Man stelle sich einen wunderschönen kleinen Garten vor. Die Blumen blühen in ihrer Farbenpracht. Das Wasser im Bach fließt vorbei. Neben einem Frühbeet stehen Gartengeräte und einen Kompost gibt es auch. Alles ist stimmig, damit es wächst und blüht und gedeiht.

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Ein lebendiger Garten ist durch Sorgfalt und Fleiß hindurch reich in sich: Er lebt! Wer sehnt sich stattdessen nach einem verwüsteten Garten? Wer wünscht sich Unwetter herbei, ein stinkendes und verunreinigendes Abflussrohr mittendrin, Verschmutzung durch chemische Abfälle oder gar atomaren Müll? Ein toter Garten ohne Sorgfalt und Fleiß ist verarmt: Er ist tot!

Wie in der sichtbaren Welt, so auch in unserem seelischem Leben. "Alles Sichtbare ist ein Gleichnis", soll die Heilige Teresa von Avila einmal gesagt haben. Der innere "Herzensgarten" fordert unsere Entscheidung. Ja zu Zerstörung und Tod? Ja zu Aufbau und Leben? Die Gnade Gottes ist die Sonne, das Wasser und der Nährboden auf dem unser innerer "Herzensgarten" wachsen kann. Die erforderte Gartenpflege wächst im alltäglichen Ja zum Leben. Welche Gedanken, Herzensregungen und welches Handeln führt dazu, dass das Leben meiner Mitmenschen und mein eigenes inneres Leben zu blühen beginnt und gute Früchte trägt? Gottes Gnade zeigt sich wohl oft in den kleinen "lebendigen" Dingen im Alltag, die uns und unseren Mitmenschen gut tun.

Welche Botschaft möchten Sie mit Ihren Liedern weitergeben?

Das Besondere meiner Lieder ist vielleicht, dass sie alle in der Stille entstanden sind. Wenngleich auch die äussere Stille nicht immer gegeben war, so war es im Herzen "wind"-still. Zeiten der Inspiration und Zeiten der intensiven Arbeit an der musikalischen Umsetzung waren Zeiten des freiwilligen Verzichts, beispielsweise auf andere Musik, auf Fernsehen, Internet und anderes. Wenn ich das so sagen darf, Gott ist kein "Marktschreier". Offenbar liebt Gott die Stille. Die Heilige Mutter Teresa sagte: "Die Bäume, die Blumen, die Kräuter, sie wachsen in der Stille. Die Sterne, die Sonne, der Mond, sie bewegen sich in der Stille. Die Stille gibt uns eine neue Sicht der Dinge."

Was die Lieder weitergeben könnten, liegt nicht in meinem Ermessen. Ich wünsche mir sehr, dass das eine oder andere Lied dem einen oder anderen Menschenherzen gut tut. Mein Wunsch für Dich, liebe Leserin und lieber Leser ist, dass Gott ganz persönlich als "Du" erfahrbar wird, im Vertrauen auf die Kraft seines Lebens in Deinem Hier und Jetzt, in der Gewissheit dass Du von seiner Liebe getragen wirst und in der Hoffnung, dass sein Friede Halt gibt und das Leben, gerade in dunklen Zeiten, so viel mehr ist und es sich immer lohnt zu leben!

"Du verwandelst mich" lautet der Titel eines Ihrer gesungenen Gebete. Wie können wir uns heute von Gott verwandeln lassen?

Lassen wir den Geist des Lebens zu! Jeder Mensch ist so individuell, dass wir dem Schöpfergeist, der sich jeden Menschen so individuell in Liebe ausgedacht hat auch zutrauen können, dass er jeden Menschen ganz persönlich und ganz konkret in seinen Lebensphasen berühren wird. Sich von Gott verwandeln lassen, bedeutet sich dem Gedanken Gottes zu nähern, wie er sich ursprünglich unser Leben mit unserer Lebensaufgabe ausgedacht und zu jeder Zeit einen Plan mit uns hat. Ein Gott des Lebens kann nur Gutes im Sinn haben!

Gleichwohl, wer kennt keine Krisen oder Konflikte in seinem Leben? 

Es ist so wie das Wunder der Perle in der Meerestiefe. Da drängt sich so ein grobes Körnchen Sand in das Innerste einer zarten Muschel und wird im Laufe der Zeit im Meer verwandelt. Aus einem leiderzeugenden Eindringling wird eine wertvolle Perle! Keine Perlen ohne Meeressand! Wer aber kann so leicht aus Krisen und Konflikten als Perle hervorgehen? Was kann bereits ein Körnchen im Leben an Leid anrichten? – Mich hat stets der Gedanke berührt, dass uns unser Gott in Jesus Christus so nahe ist, gerade weil er auch das Leiden hautnah kennt! Auch Maria und Charbel sind die groben Lebenskörner nicht fremd. Einem jedem Menschen sind sie bekannt. Aber – sie lassen sich in unseren Herzen verwandeln!

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