Die beste Methode, zu herrschen und uneingeschränkt voranzuschreiten, besteht darin, Hoffnungslosigkeit auszusäen und ständiges Misstrauen zu wecken, selbst wenn sie sich mit der Verteidigung einiger Werte tarnt. 

Nein, kein Twitter oder Facebook Kommentar, sondern ein Zitat aus der Enzyklika "Fratelli Tutti – über die Geschwisterlichkeit und die Soziale Freundschaft " von Papst Franziskus.   

In seiner Enzyklika "Fratelli tutti" schreibt Papst Franziskus, dass er einen Ratschlag herausgegriffen hat,  einen der Ratschläge die bereits Franz von Assisi  im 11. Jahrhundert seinen Schwestern und Brüdern dargelegt hat: Er, von Assisi, nannte den Menschen selig, der den Mitmenschen auch dann liebt und achtet auch wenn dieser nicht seine Meinung oder Glauben teilt. 

Im April hatte der Heilige Stuhl und der Malteserorden bei der UNO in Genf "Fratelli Tutti" zur Diskussion vorgestellt. Teilnehmer der gut vorbereiteten Online Veranstaltung waren unter anderem Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, Kardinal  Ayuso vom Päpstlichen Rat für interreligiösen Dialog, UN Flüchtlingsorganisations Chef Filippo Grandi, Weltgesundheitsorganisations Chef Dr. Tedros, der Chef des Internationalen Roten Kreuzes,  der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen,  der Rektor des lateinamerikanischen Rabbinerseminars Abraham Skorka (er war kürzlich Gast in diesem Video-Blog) und Botschafterin Marie-Therese Pictet-Althann vom Souveränen Malteserorden. 

Wir sprachen mit der Botschafterin in Genf. 

"Fratelli Tutti" spiegelt die Werte und Lehren der katholischen Kirche wider. Die meißten dieser Lehren und Werte werden von den Vereinten Nationen und anderen Organisationen, die an der Konferenz teilgenommen haben, nicht geteilt. Was hofft der Malteserorden mit dieser gemischten Veranstaltung zu erreichen?

Botschafterin Marie-Thérèse Pictet-Althann, Ständige Vertreterin des Souveränen Malteserordens bei der UNO in Genf : " Die Vereinten Nationen und ihre Organisationen bieten eine ausgezeichnete Voraussetzung die Vielfalt der internationalen Gemeinschaft zu demonstrieren.  

Die Ausrichtung des Malteserordens auf diplomatischer Ebene ist vielseitig und er kann seine  eigenen Werte und Ziele in die internationale Debatte einbringen. 

Wir sind in der Lage unsere Ansichten zu verbreiten, unsere Erfahrungen und unser Fachwissen zu teilen und an den Diskussionen zu Themen im Zusammenhang mit Frieden und Sicherheit, Menschenrechten, humanitären Maßnahmen, religiösen und interreligiösen Fragen teilzunehmen.
Diese Veranstaltung war auch eine Gelegenheit für den Malteserorden, seine Unterstützung für den Heiligen Vater zu betonen, der zu Brüderlichkeit und sozialer Freundschaft aufgerufen hat, um eine gerechtere, friedlichere und integrative Welt aufzubauen.
Dies steht in vollem Einklang mit der 'Agenda 2030' den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung, in der sie sich verpflichten, niemanden zurückzulassen."

Vielleicht schien 2019 das Ziel, menschliche Brüderlichkeit zu erreichen, erreichbar, aber jetzt im Jahr 2021 in einer Welt hinter einer Maske, sozialer Distanzierung und Abriegelung, wie kann unter diesen restriktiven Bedingungen noch eine weltweite Brüderlichkeit erreicht werden?

"Die in 'Fratelli Tutti' dargelegten Ratschläge sind heutzutage noch notwendiger als vor der Covid-19-Pandemie, " sagt Botschafterin Pictet-Althann, " Brüderlichkeit und Hoffnung können helfen, diese Krise zu überwinden. Die Pandemie hat das Bedürfnis jedes Einzelnen nach menschlichen Beziehungen hervorgebracht. Die Menschheit hat erkannt, dass sie voneinander abhängig ist und dass sie deshalb nur überleben kann, wenn wir alle zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die Würde und die Rechte eines jeden Menschen respektiert werden, auch angesichts von Einschränkungen aller Art, die einen Teil unserer Freiheit einschränken, müssen wir gemeinsam handeln.Daher ist die Vision des Heiligen Vaters von einer offeneren Welt heute sogar aktueller als vor Covid 19."

Botschafterin Pictet-Althann ist seit über 15 Jahren die ständige Vertreterin des Souveränen Malteserordens bi der UNO in Genf. Sie war davor 10 Jahre lang Ministerberater und stellvertretender Ständiger Beobachter des Ordens und arbeitete in den 70iger Jahren für die Vereinten Nationen in Genf. 2014 verlieh ihr Papst Franziskus das Verdienstkreuz des Ordens des Heiligen Gregor des Großen und  2015 erhielt sie den Verdienstorden Pro Merito Melitensi vom Malteserorden.

Neben ihrer Arbeit für den Malteserorden ist sie auch Vorsitzende des Sankt Josef Chors in Genf.  

Was sie persönlich am meisten im Brief des Papstes "Fratelli Tutti" angesprochen habe, fragten wir sie.  

"Ich glaube, dass die Enzyklika Fratelli Tutti als Ganzes ein wirklich inspirierendes Dokument ist. Persönlich finde ich das, besonders das Kapitel über Religion und Brüderlichkeit ein guter Denkanstoß ist.  Wie bereits seine Eminenz, Kardinal Ayuso während der Diskussion die ich moderieren durfte, deutlich hervorgehoben hat und ich zitiere den Kardinal: 'Wir sind Alle aufgerufen, den interreligiösen Dialog umzusetzen, der heute und an jedem Ort absolut notwendig ist,' – Zitat Ende. Das ist genau das, was der Malteserorden weltweit praktiziert, durch seine humanitäre Arbeit und seine  Diplomatie."

Am 8 Februar diesen Jahres sagte Papst Franziskus den beim Heiligen Stuhl akkreditierten Botschaftern, das er glaube: "dass die Geschwisterlichkeit das wahre Heilmittel gegen die Pandemie und gegen die vielen Übel ist, die uns getroffen haben. Geschwisterlichkeit und Hoffnung sind wie Medikamente, welche die Welt heute wie Impfstoffe braucht." 

Original Interview aufgenommen in Genf von Kameramann Andriy Ryndych.  Redaktion, Deutsche Übersetzung, Moderation und Schnitt: Christian Peschken für EWTN.TV 

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