Auch in diesem Jahr, wo wir von einer "besonderen Weihnacht" sprechen, ist dennoch vieles beim Alten. Tannenbäume wurden aufgestellt; Geschenke ausgetauscht; Weihnachtkarten geschrieben. Und auch "Würstchen mit Kartoffelsalat" haben sich als deutscher Klassiker an Heiligabend gehalten. Immerhin so bemerkenswert, daß uns die Presse darüber informiert und mittels einer Statistik gar über die beliebtesten Rezepte und Salat-Varianten aufklärt und darüber, dass laut einer aktuellen Umfrage des  Meinungsforschungsinstitut Yougov wenige Tage vor der Corona-Weihnacht 40 Prozent der Erwachsenen die klassische Art mit Mayonnaise bevorzugen, wogegen die moderne light Version mit Joghurt bei nur 8 Prozent liegt.

Es gibt eben an Weihnachten unaufgebbare Traditionen, die sich auch in diesem merkwürdigen Jahr halten – und das, obwohl sie mit Weihnachten augenscheinlich nichts zu tun haben.

So ergeht es auch dem Fest des hl. Stefanus, das – auch in diesem Jahr – den zweiten Weihnachtsfeiertag bestimmt, obwohl es mit Kind in der Krippe, Maria und Josef und den Hirten nichts zu tun hat. Selbst die rote Farbe, die heute in der Liturgie verwendet wird, und die manchen vielleicht assoziativ an das weihnachtlich Rot unserer heimischen Festdeko oder gar an den Coca-Cola-Santa erinnern mag, hat mit Weihnachten rein gar nichts zu tun. Sie wird verwendet, weil sie die Farbe des Blutes ist, das Stephanus für Christus vergossen hat.

Hier beantwortet sich die Frage, warum wir am Zweiten Weihnachtstag Stephanus feiern. Weil er der erste war, der als einer der gläubig gewordenen Juden für Christus sein Blut vergossen hat, und weil nicht und niemals vergessen werden soll, dass zum Glauben an die Geburt des wehrlosen Kindes auch das Zeugnis für dieses Kind gehört. Dass m.a.W. der Glaube an die Erlösung durch Christus Herzblut verlangt und – wenn es sein muss – auch das leibliche Blut. Denn es gibt nur die eine Wahrheit, dass die Welt Christus braucht und dass in Ihm allein die Rettung liegt. Mit der Verkündigung der Engel auf den Feldern von Betlehem beginnt auch die Verpflichtung für jeden von uns Hirten, das, was wir mit dem Herzen ergriffen haben, zu leben und zu bezeugen. Angesichts der Tatsache, dass in unseren Breiten gegenwärtig eine spürbare Abwendung von christlichen Grundhaltungen und Privilegien um sich greift, die neben ihrer Abneigung gegen unseren Glauben die Christen oft recht aggressiv zu gefährlichen Gesellschaftsfeinden stilisiert, sollten wir uns mehr und mehr Gedanken über Stephanus machen, über seinen Glauben, seine Konsequenz, sein Zeugnis und über seine Prioritäten, die das eigene Leben nicht höher stellten als die Wahrheit Jesu Christi, dessen Geburt in der Krippe nicht nur bestaunt und angelächelt, sondern unter Umständen auch unter Tränen geglaubt werden will. 

Dr. Guido Rodheudt ist Pfarrer von St. Gertrud in Herzogenrath und Gründer des "Netzwerks katholischer Priester". Von Pfarrer Rodheudt bei CNA Deutsch erschienen.

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