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Nützlich, spannend, lehrreich: Das "Buch der Päpste"

Päpste bei der Anbetung des Lammes (Teilansicht des Genter Altars von Jan van Eyck)

Als „Buch der Päpste“, original: „Liber Pontificalis“ (lat. "Päpstliches Buch"), wird die Sammlung von Biographien der Päpste bezeichnet, die als wichtigste Quelle über das Papsttum des frühen Mittelalters gilt.

Das vorliegende Buch beruht auf Vorträgen einer internationalen Veranstaltung, zu der das „Römische Institut der Görres-Gesellschaft“ eingeladen hatte. Zahlreiche Wissenschaftler versammelten sich auf Initiative von Mons. Prof. Dr. Stefan Heid vom 21.-24. November 2018 in Rom, um sich über den Stand der Forschungen zu einem „Schlüsseldokument europäischer Geschichte“ auszutauschen. 

Der aus den Vorträgen der 21 Autoren zugrundeliegende Supplementband der „Römische Quartalschrift für Christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte“ (RQ) ist in hervorragender Qualität und mit zahlreichen Bildern ausgestattet.

Mit ihren Forschungsergebnissen haben die Wissenschaftler versucht, die Papstgeschichte, oder besser die Geschichte des „Liber pontificalis“ exemplarisch aufzuarbeiten, insbesondere in seiner europäischen Bedeutung von der Spätantike bis ins 15. Jahrhundert. Dabei leisteten Philologen, Historiker, Theologen, Archäologen genauso ihre Beiträge wie Theologen und Kunsthistoriker.  

Unter „Liber Pontificalis“ wird heute nicht nur ein einziges Buch verstanden. Die Lebensläufe der Päpste wurden spätestens nach deren Tod eingefügt oder fortgeschrieben. Aber nicht nur diese Papstviten sind Gegenstand des buchs: Auch Dokumente der Päpste finden ihren Niederschlag darin. Ebenso werden über die Zeitläufe hinweg „rechtliche, liturgische, kirchenpolitische, und literarische Aspekte“ aufgenommen. Somit wurde diese Sammlung zu einem Kommunikationsinstrument, das vieles zusammenfasste, und gerade darum gern und häufig genutzt wurde.

Leser des vorliegenden – keineswegs nur wissenschaftlich auftretenden – Buches werden erstaunt sein über die Fülle der darin behandelten praktischen Dinge. Sie werden erfahren, wie manche Päpste die römischen Kirchen ausstatteten, oder wie der Weihrauch in der frühen Kirche anzuwenden war. Für Interessiert an historischen Fragen zum Papsttum und frühen Kirche haben sie ein unerschöpfliches Füllhorn in ihren Händen.

Vor allem erfahren sie, dass „Kirchenkrisen“ nichts Neues sind. Schon in längst vergangenen Epochen mussten Päpste zusehen, wie sie etwa ihre Priester und den ganzen Klerus daran erinnern mussten, wer sie berufen hat und welchen Eid sie geschworen haben. Auch Begegnungen mit der großen Politik werden beschrieben; Byzanz und karolingische Herrscher sind stets präsent.  

Der Schreiber dieser Zeilen hat sich besonders von jenem Kapitel beeindrucken lassen, das überschrieben ist mit „Hic fecit ordinationes“ und von Prof. Stefan Heid stammt. Er forschte über „den Nutzen der Weihestatistiken des Liber pontificalis für die Kirchengeschichte Roms“. Dabei umfasst seine Arbeit den Zeitraum von Petrus bis Papst Nikolaus I. (+ 867). 

„Weil der Papst keineswegs in einem jährlichen Rhythmus weihte, wird die Zahl der Weihehandlungen eigens genannt.“ Denn gerade weil Weilen selten vorkamen, sind sie um so interessanter. „Für die Weihe wurden wahrscheinlich am Lateran die Namen der Weihekandidaten“ veröffentlicht. Interessant sind dabei auch die Zahlen, die zu Papst Symmachus (498-514) genannt werden. Heid stellt fest, dass er „während seines 16-jährigen Pontifikats nur viermal Priester und Diakone, aber vermutlich an 117 Sonntagen Bischöfe“  geweiht habe. Demnach wurden Bischöfe vom Papst an einem beliebigen Sonntag geweiht. Dagegen fanden Priester- und Diakonenweihen im Dezember statt. 

„Die Weihezahlen sprechen ausschließlich von den Weihehandlungen der Päpste. Musste er sie kurzfristig absagen, wurden sie wohl auf den nächsten Quatember oder um ein Jahr verschoben.“ Weihen sind Kernaufgaben der Päpste und der Bischöfe. Der Stand der Subdiakone, Diakone und Priester wird ausführlich erörtert. Heid bringt dazu zahlreiche Statistiken um seinen Standpunkt zu verdeutlichen.

Zahlreichen Themen dieses „Liber Pontificalis“ können Fachwissenschaftler aber auch Laien in ihren Bann ziehen.

Klaus Herbers, Matthias Simperl (Hg.), "Das Buch der Päpste - Liber pontificalis. Ein Schlüsseldokument europäischer Geschichte" ist bei Herder erschienen und hat 496 Seiten. 

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(Die Geschichte geht unten weiter)

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