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"Gott dringt zu uns durch drei verschiedene Stimmen"

Die Anbetung der Dreifaltigkeit von Albrecht Dürer (1511) – von oben nach unten: Heiliger Geist (Taube), Gottvater und der gekreuzigte Christus

Liebe Mitchristinnen und Mitchristen

Wenn wir über Gott etwas Hilfreiches erkennen wollen, dann ist es vielleicht das Beste, einfach zu schweigen. Es ist vielleicht weiser, über Gott nur zu schweigen. Und das gilt erst recht über das Geheimnis der Dreifaltigkeit. Kann man über das Glaubensgeheimnis der Dreifaltigkeit etwas sagen, was dann nicht in eine falsche Vorstellung von Gott mündet. Die Muslime jedenfalls sind davon überzeugt, dass die Christen an drei Götter glauben. Und das lehnen sie zu Recht ab.

Die Christen nennen Gott-Vater eine Person, Gott-Sohn eine Person und den Heiligen Geist eine Person. Also drei Personen. Es hilft, zu verstehen, was damit gemeint ist, wenn man weiß, woher das Wort Person kommt. Es kommt von dem lateinischen Wort persona. Und dies Wort kommt von dem Wort „personare“. Man könnte es wohl genau übersetzen mit „hindurchtönen“. Gemeint ist nämlich, dass im Theater die Stimme eines Schauspielers durch eine Maske hindurchtönt. Im griechischen und römischen Theater trugen die Schauspieler Masken, um zu zeigen, wen sie darstellen. Bei Mund war eine Öffnung. Durch diese Öffnung kam die Stimme.

Wenn wir an die Dreifaltigkeit glauben, dann bedeutet das: Gott dringt zu uns durch drei verschiedene Stimmen, in drei verschiedenen Weisen. Die Stimme des Vaters kommt zu uns durch die Schöpfung, weil er der Schöpfer ist. Die Stimme des Sohnes kommt zu uns durch Jesus Christus. Die Stimme des Geistes kommt zu uns durch die Eingebungen des Geistes. Es spricht ein einziger Gott, aber durch drei verschiedene Stimmen. Wir nennen die Stimmen die drei Personen in dem einen Gott.

Bei Jesus klingt es anders: Wenn der Geist der Wahrheit kommt, wird er euch in die volle Wahrheit führen. Er wird nicht von sich aus reden, sondern was er hört, wird er reden. Alles was der Vater hat, ist mein. Von dem was mein ist, nimmt er und wird es euch verkünden.

Nun aber wird es doch noch einmal schwieriger, wenn wir fragen: Wie kann man den einen Gott Vater, Sohn und Heiligen Geist nennen. Sind es nicht doch drei Personen?

Ich habe einmal nachgelesen, was Romano Guardini in seinem berühmten Buch „Der Herr“ dazu schreibt. Es ist ausführlich und nicht leicht zu verstehen. Guardini schreibt: „Es ist, als ob sich aus der Einheit Gottes verschiedene Angesichter erhöben. Von Gott wird gesagt, dass er `Vater´ sei. Nicht erst dadurch, dass er uns, seine Geschöpfe, väterlich liebt… sondern weil er einen ihm ebenbürtigen Sohn hat. Er zeugt sein Wesen hinaus in ein Du. Er spricht seine unendliche Sinnfülle in ein… auf sich ihm zurückwendendes Wort“. Soweit zu Gott-Vater. Guardini fährt dann fort über Gott-Sohn: „Von Gott wird gesagt, dass er `Sohn´ ist… Gott ist Sohn dadurch, dass er das ausgeborene Bild eines schöpferisch zeugenden Vaters ist. In ihm wird die Verborgenheit des Vaters offenbar und hält sich diesem als Angesicht entgegen. Er ist das von einem schöpferisch Sprechenden gesprochene Wort, welches sich… zum Sprechenden zurückwendet. Zwei Angesichter also in einem Gott.“ Und weiter schreibt Guardini über den Heiligen Geist: „Dass Gott in dieser Klarheit der Unterscheidung (zwischen Vater und Sohn) lebt, macht, weil er `Heiliger Geist´ ist. Im Dritten, im Geist sind Vater und Sohn einander ganz offen… Im Geist empfängt der Sohn Sinn und Sein aus dem Vater… der Geist ist selbst ein Angesicht.“

Guardinis Worte sind die Versuche, das Geheimnis von Vater, Sohn und Heiligem Geist zu verstehen. Sie richten sich an den Denkenden und Fragenden.

Wenn es uns aber in unserem Glaubensleben helfen soll, dann sollten wir wohl zu Jesu Worten zurückkehren. Denn bei Jesus klingt es ein wenig anders: Jesus wiederholt immer wieder, dass er vom Vater gesandt ist. Er kommt vom Vater und geht zum Vater, er ist vom Vater gesandt. Er versteht sich von seinem Gesendet-Sein durch den Vater. Und was er vom Vater erfährt, verkündet er seinen Anhängern. Diese aber verstehen erst, wenn der Geist sie an das erinnert, was Jesus ihnen gesagt hat. Und es gibt die großen und hilfreichen und anspruchsvollen Worte Jesu: „Ich und der Vater sind eins“. Und „Wer mich sieht, sieht den Vater“. Und es gibt ein interessantes Wort des Apostels Philippus „Herr, zeig uns den Vater, das genügt uns.“

Vielleicht hilft auch hier das wiederholte Gebet: Herr, gib uns Deinen Heiligen Geist, damit wir Dich und deine Sendung vom Vater verstehen. Amen

Pater Eberhard von Gemmingen SJ war von 1982 bis 2009 Redaktionsleiter der deutschen Sektion von Radio Vatikan.

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