11 September, 2022 / 8:30 AM
Das mit Spannung erwartete Konsistorium ist im August in Rom zu Ende gegangen, ohne dass der Papst Reformen verkündet hätte. Darüber war im Vorfeld heftig spekuliert worden und niemand interessierte sich dafür, was dann wirklich geschah: Rund 200 Kardinäle versammelten sich in einer geistlichen Atmosphäre und tauschten sich untereinander über wichtige Fragen aus; so funktioniert die Kirche und so hat sie das schon immer getan. Dafür muss man nicht den inflationären Begriff „synodal“ bemühen.
Wie immer liegen in Deutschland die Dinge anders, und der Gegensatz zwischen Rom und der „deutschen Kirche“ tritt mittlerweile so unübersehbar zutage, dass man auch beim besten Willen hier nicht mehr von einer „römisch-katholischen“ Teilkirche sprechen kann. „Katholisch“ ist in Deutschland allenfalls noch die Kirchensteuer.
Dies zeigt sich wie immer am sogenannten „Synodalen Weg“, der sich nach Geist und eigener Verfasstheit – man sollte sie besser „Verkrümmung“ nennen – vom Modell des letzten Konsistoriums dramatisch unterscheidet; er ist ein regelrechtes Kontrastprogramm, mit weit über sechs Millionen Euro aus Steuergeldern bombastisch inszeniert. Von einer geistlichen Stimmung fehlt allerdings jede Spur; dafür werden die Beschlüsse durchs Plenum gepeitscht.
Was nach reiner Formsache aussieht, ist auch eine: Schon vor der allerersten „Synodalsitzung“ war ja die Zielsetzung klar: Beschlossen wird, was vorgegeben ist, und das mit übergroßen Mehrheiten, weit jenseits von 80 Prozent. Derlei kommt einem so bekannt vor, wie es historisch gottlob überholt ist: Nichtsdestotrotz hat im deutschsynodalen Rätesystem ein „oberster Sowjet“ den Heiligen Geist ersetzt.
Dementsprechend sind die Beschlussvorlagen angelegt – durchwegs antikirchlich, man möchte sagen: diabolisch. Der „Diabolos“ ist ja bekanntlich der „Durcheinanderwerfer“; und dementsprechend soll in der „deutschen Synodalkirche“ kein Stein auf dem anderen bleiben.
Bätzings Behauptung, der „Synodale Weg“ sei kein deutscher „Sonderweg“ ist deshalb nur eins: sie ist völlig unwahr. Dies wurde spätestens dann erkennbar, als das Dokument über eine neue „Sexualmoral“ am Widerstand etlicher Bischöfe scheiterte. Bätzing und eine erhebliche Zahl anderer Bischöfe kündigten daraufhin an, die Inhalte dieses Dokuments in ihren Diözesen dennoch umzusetzen; „Synodaliät“ hin, Rom her. Bätzings Wille geschehe, und was demzufolge durchgesetzt werden soll, hat mit der „einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche“ so gut wie nichts mehr zu tun.
Stattdessen soll eine neue Kirche errichtet werden: eben eine „diabolische“ Kirche. Die nimmt nicht mehr an ihrem göttlichen Stifter und an der Offenbarung Maß. Nach dem „homo mensura“-Satz ist hier nur der Mensch das Maß aller Dinge. Gott bleibt völlig außen vor.
Doch spätestens aus Goethes „Faust“ sollten wohl vor allem die Deutschen wissen, wer der Urheber solchen Strebens ist; es ist kein anderer als „der Geist, der stets verneint“. Mit diesem Ungeist sind die Deutschsynodalen ebenso unterwegs, wie es Faust mit Mephisto ist. Und vielleicht ist es das Elend der Deutschen, dass sie dieses „Faustische“ eben nie verlässt. Der mephistophelische Geist des Diabolos aber ist niemals der Heilige Geist, von dem wir bekennen, dass er vor allem „lebendig macht“. Im Gegenteil: Dieser Geist ist so destruktiv, wie es das teuflische Credo ist, das Mephisto gegenüber Faust verkündet: „Denn alles was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht.“
Genau dieser diabolischer Geist der Zerstörung soll nach dem Willen des „Synodalen Weges“ nun in der Kirche Gottes wirken: Man schwingt die Abrissbirne über allem, was katholisch ist. Gegenstimmen aus den Reihen der Bischöfe werden nicht ernst genommen; noch schlimmer: Die Abweichler werden vom „Präsidium“ des „Synodalen Weges“ so lange öffentlich bedrängt und demontiert, bis sie ihre Sperrminorität aufgeben.
Wie gewünscht gehen die nächste Texte dann auch problemlos durch. Unter Beifallsstürmen wird beschlossen: Frauen sollten die Weihen empfangen; predigen, taufen und trauen sollten sie sowieso – und sie tun es inzwischen mitunter bereits. Homosexualität müsse „neu bewertet“ werden. Darüber hinaus wird ein dauerhafter „Synodalrat“ etabliert; der wird paritätisch mit Laien besetzt und soll öffentlich tagen. Im Klartext heißt das: Die Bischöfe werden sich dann wie jetzt ins Bockshorn jagen lassen und ihr Leitungsamt quasi an den „Synodalrat“ abgeben; ein klarer Bruch mit dem Kirchenrecht. Auf einen mehr oder weniger kommt es in Deutschland nicht mehr an.
Offensichtlich wurde der Druck auf die Bischöfe hinter den Kulissen von Bätzing enorm erhöht. Um eine weitere Pleite zu vermeiden, werden die Bischöfe nämlich ab dem zweiten Sitzungstag in „Meinungsbildern“ kräftig eingenordet; heraus kommt dann eine stramme Zweidrittelmehrheit nach bester Sowjet-Manier, zumal die Abstimmungen plötzlich nicht mehr geheim erfolgen. Wenn es schon „Demokratie“ sein soll, dann aber bitte nicht so!
Immerhin hat sich der „Synodale Weg“ damit als „basisdemokratische“ Augenwischerei entlarvt. Die Masken sind gefallen; die Veranstaltung ist zum politischen Selbstzweck geworden; sie ist eine bloße Show, eigentlich eine Lachnummer, wenn sie nicht der Kirche irreversiblen Schaden brächte.
Mit „Synodalität“ nach päpstlichem Wunsch und römischen Vorbild hat all dies nichts zu tun, da helfen auch bischöfliche Lippenbekenntnisse nichts. Was wir dieser Tage in Deutschland gesehen haben, ist stattdessen das Zerrbild einer „Synode“. Dabei hat sich der vielfache Hinweis des Papstes, eine Synode sei eben nie ein Parlament, ins krasse Gegenteil verkehrt: Zwar ist der „Synodale Weg“ schon kirchenrechtlich nicht verankert und noch weniger ist er eine ordnungsgemäße „Synode“, dafür ist er aber ein völlig hermetisches System, das weder ergebnisoffen ist noch große Abweichung duldet. Nur in der russischen Duma fallen die Voten bei „freier Abstimmung“ noch einhelliger aus.
Das traurigste Bild geben dabei die Bischöfe ab; nur ganz wenige stimmen mit dem tapferen Bischof Voderholzer im Sinne des beständigen Lehramts gegen eine „Öffnung des Weihesakraments“; alle anderen resignieren vor dem Mainstream und geben das eigene Weiheversprechen auf.
Sollte die Kirche auch hierzulande in jene Verfolgung geraten, die es andernorts schon lange gibt: Auf den deutschen Episkopat wird kaum zu rechnen sein. Der scheint hier noch nicht einmal zu dem bereit, was man das „unblutige Martyrium“ nennt. Worum aber geht es für Bischöfe, wenn nicht gerade darum, dass sie SEINE Zeugen sind?
Nach Bätzings Willen geht es jedenfalls ohnehin nur noch um eins: Der „Synodale Weg“ darf nicht scheitern, koste es, was es wolle, nur auf keinen Fall seinen Kopf. Zurücktreten werde er nicht, verkündet er. Er wolle nicht den „Bewahrern“ das Feld überlassen; damit meint er alle romtreuen Katholiken.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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Wohin dieser Weg führt, ist nun wenigstens klar: Weg von Rom, ins deutsche Schisma – unterwegs mit dem „Diabolos“.
Der Verfasser, Dr. Joachim Heimerl, ist Priester der Erzdiözese Wien und Oberstudienrat.
Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln allein die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht die der Redaktion von CNA Deutsch.
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