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Jesus erscheint auf dem Weg nach Emmaus

Christus und die Jünger auf dem Weg nach Emmaus (Gemälde von Altobello Melone)

[Lesungen HIER]

Liebe Brüder und Schwestern,

unsere Gedanken kreisen heute noch einmal um das Geheimnis von Ostern. Christus ist auferstanden. Das ist die wichtigste Grundlage unseres Glaubens. Heute haben wir über die Begegnung von zwei Jüngern mit dem Auferstandenen auf ihrem Weg nach Emmaus gehört.

Die Texte der verschiedenen Evangelien zeigen immer wieder, dass wir es dabei nicht mit Polizeiberichten oder rein historischen Berichten zu tun haben. Es sind vielmehr Zeugnisse von Menschen, die bekennen, dass sie den Auferstandenen gesehen und erlebt haben und tief davon überzeugt sind. Es ist wichtig, genau hinzuschauen.

Die beiden Männer haben auf ihrem Weg nach Emmaus darüber gesprochen, was sie in den Tagen um Pascha zutiefst bewegt hatte: Der Tod des Mannes, der sie zutiefst beeindruckt hatte, von dem sie gehofft hatten, dass er der Messias sei, von dem sie Befreiung von den Römern erwartet hatten, von dem sie den Anbruch einer neuen Welt erhofft hatten. Sie waren umgetrieben und jetzt sehr enttäuscht. Weil sie sich mit Jesus befassten und umgetrieben waren durch ihre Erinnerung an ihn, durch ihre Enttäuschung, konnte sich Jesus ihnen zeigen. Jesus kann sich nur Menschen zeigen, die sich über ihn Gedanken machen, die nach seinem Geheimnis fragen, die Fragen an ihn und an sich selbst stellen. Jesus kann nur Menschen begegnen, die nach dem Sinn von allem fragen. Wer sich nur nach der nächsten Abwechslung, dem nächsten Event sehnt, mit dem tut Jesus sich schwer. Also das Fragen nach dem Herrn ist sehr wichtig. Nur wer fragt, kann Antwort erhalten.

Dann aber möchte ich noch auf andere Erscheinungen des Auferstandenen verweisen. Maria Magdalena ist früh morgens ans Grab Jesu geeilt. Sie steht jetzt am Grab Jesu und weint, weil sie den Leichnam Jesu nicht gefunden hat. Sie sieht einen Gärtner, fragt ihn, wo er Jesu Leichnam hingelegt hat. Und er spricht sie an mit ihrem Namen: Maria. Da erkennt sie: Der Gärtner ist gar nicht der Gärtner, er ist Jesus. Die Augen sind ihr aufgegangen. Aber nötig war ihr Suchen und Weinen. Wer Jesus nicht sucht, nicht um seinen Tod weint, dem kann der Herr sich nicht zeigen. Suchen und weinen wir! Dann kann sich der Herr uns zeigen.

Und dann die Erscheinung des Auferstandenen am See Genesareth. Die Jünger gehen fischen. Scheinbar wollen sie sich durch die Berufsarbeit über ihre Enttäuschung hinwegretten. Sie wollen in den Alltag zurückkehren. Doch da steht einer am Strand und ruft ihnen zu. Nur Johannes erkennt sofort: Es ist Jesus. Offenbar litt Johannes besonders um den Verlust des Meisters. Er trug ihn im Herzen. Und daher konnte er den Fremden als Jesus erkennen. Sie haben inzwischen einen reichen Fischfang. Als Johannes ruft: Es ist der Herr, springt Petrus ins Wasser. Und nun könnte man ja erwarten, dass Jesus seinen Vorzugsjünger Petrus zunächst mal tadelt, weil Petrus ihn verraten hatte. Aber Jesus reagiert ganz anders. Er fragt Petrus dreimal nach seiner Liebe. Und Petrus kommen vielleicht beim dritten Mal die Tränen und er sagt: Du weißt alles, Du weißt auch, dass ich Dich liebe. Und noch einen anderen Jünger tadelt Jesus nicht: Thomas, den Ungläubigen. Er fordert ihn nur auf, ihn zu berühren.

Jesus zeigt sich denen, die ihn suchen, die sich mit ihm beschäftigen, sich mit ihm rumschlagen. Und er tadelt die Verräter und Zweifler nicht. Er geht auf sie zu und frägt sie nach ihrer Liebe. Wer sich nach ihm sehnt, sich für ihn interessiert, den nimmt Jesus in die Arme. Amen.

Pater Eberhard von Gemmingen SJ war von 1982 bis 2009 Redaktionsleiter der deutschen Sektion von Radio Vatikan.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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